Château Lascombes 2. Cru Classé Margaux 2010

Die Weinberge von Château Lascombes liegen direkt im Westen des Dorfs Margaux und der gleichnamigen Appellation. Unser ganz persönlicher „Aha-Moment“ war bei der Verkostung des 2010er Fassmuster auf Lascombes im Frühjahr 2011. Nach vielen Fragezeichen-Jahrgängen markierte dieser Jahrgang für uns die Wende.

Aber jetzt erstmal der Reihe nach: seit der Gründung 1625 durch den namensgebenden Antoine de Lascombes liegen bewegte Zeiten hinter Château Lascombes und im Laufe der letzten vier Jahrhunderte hat das Weingut mehrfach den Besitzer gewechselt. Den Tiefpunkt markiert die Zeit des II. Weltkrieges und die Nachkriegszeit bis in das Jahr 1952, als der legendäre Alexis Lichine das Weingut kaufte und mit viel Enthusiasmus und finanziellen Mitteln wieder zu alter Größe führte.

Nach Alexis Lichine gehörte das Weingut seit den siebziger Jahren zu einer britischen Brauereigruppe, dank derer Château Lascombes im Vereinigten Königreich sehr bekannt wurde. Im Jahr 2001 übernimmt der Investor Colony Capital das Château und die Neuzeit beginnt. Mit vielen Investitionen in Keller, Weinberg und dem beratenden Önologen Michel Rolland setzt ab dem 2000er Jahrgang ein deutlicher Stilwechsel ein und die Weine folgen dem Zeitgeist mit viel Extraktion, langen Maischestandzeiten und es entstehen konzentrierte Wuchtbrummen zu denen die Presse jubelt. Mit dem Jahrgangsduo 2009/2010 kehrt Lascombes dieser Stilistik endlich wieder den Rücken und kommt zu alter Klasse zurück und repräsentiert heute einen ambitioniertesten Margaux Typus mit einer modernen Interpretation aber immer noch der Tradition verpflichtet.

Der 2010er Jahrgang im Allgemeinen ist in die Geschichtsbücher eingegangen und die großen Weine des Jahrgangs werden uns die nächsten Jahrzehnte noch sehr viel Freude bereiten. Ein Bilderbuch-Vegetationsverlauf mit perfekter Reife der Trauben und solidem Tannin Gerüst machen diese Weine zum echten Klassiker mit Typizität und Kraft!

Das gilt auch für den 2010er Lascombes, der schon im Glas ungemein dicht mit minimalem Rand auffällt. Fast schwarz mit rubinrotem Rand und einem faszinierenden Aromen-Potpourri von Rumtopf und dunklen Pflaumen. Chapeau René Gabriel, Deine Beschreibung des Fassmusters „…Süsswürziger Beerencocktail (Maulbeeren!...“ trifft den Nagel auf den Kopf! Am Gaumen ungemein stoffig und natürlich dicht mit einer faszinierenden Aromen Fülle. Mit seiner feinen Primärfrucht und immer noch merklichen Traubensüße kommt der Wein im Abgang noch etwas körnig mit feinen Tanninen daher, die noch etwas Reife bedürfen. Der überwiegende Merlot Anteil dominiert den Wein sensorisch und macht den Wein aber auch zu einem echten Charmeur.

Rene Gabriel [WeinWisser #05/2011]:
"55 % Merlot, 40 % Cabernet Sauvignon, 5 % Petit Verdot. Nur 36 hl/ha Ertrag. Extrem dunkles Purpur mit lila und violetten Reflexen. Süsswürziger Beerencocktail (Maulbeeren!) mit schwarzen Pflaumen und Vanillemark gemischt, dahinter exotische Gewürznoten. Wohlgeformter Gaumen mit einer unglaublichen Dichte, konzentriertes Fruchtmark im satten, stoffigen Extrakt, Black Currant im Finale. Einerseits zeigt dieser Wein die Kraft des Jahrgangs, andererseits den Charme eines ganz grossen Margaux."
19/20 Punkte - Trinken: 2018–2045


"The wine hits all cylinders in 2010. The average alcohol for the bottled wine is 14%. It has a gorgeously sweet nose of creme de cassis, spring flowers, subtle barbecue smoke and charcoal followed by full body, beautiful intensity, great purity, stature and length. The influence of any oak is minimal, despite the fact that 90% new French oak was used. Needless to say, this is an example of modern-styled winemaking at it’s finest, and arguments that such wines will not age well, do not represent their terroir , and are soul-less, are totally groundless. Give it 5 or so years of cellaring and drink it over the following 25-30 years. This is one of the great Margaux wines of the vintage."
96/100 Punkte - Trinkreife: 2018 - 2048