Die Gemeinde Barsac steht in der öffentlichen Wahrnehmung im Schatten des Nachbarorts Sauternes. An der Qualität der auf 600 Hektar erzeugten Süßweine Barsacs kann das nicht liegen. Die Klassifikation der vins liquoreux von 1855 umfasste die Weingüter Barsacs ebenso wie diejenigen aus Sauternes, und Kennern gilt das prestigereiche Barsac-Gut Château Climens als nahezu ebenbürtig mit dem Icon Wine aus Sauternes, Château d’Yquem. Dabei hat Climens die Eigenart, dass sein Wein zu 100 Prozent aus Sémillon bereitet wird. Bei Yquem und praktisch allen anderen Spitzen-Châteaux der Region tritt ein bedeutender Prozentsatz des besonders fruchtigen Sauvignon blanc zum würzigen und cremigen Sémillon hinzu. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass beide Spitzengüter heute von einem MItglied der Familie Lurton geführt werden. Allerdings handelt Bérénice Lurton als Inhaberin von Climens auf eigene Rechnung, während Pierre Lurton das Château d’Yquem im Namen des Luxusgüterkonzerns LVMH führt.
Climens ist jedoch in Barsac nicht das einizige Château, auf deren Weine die Sammler in aller Welt ein Auge haben. Mit den Châteaux Coutet und Doisy Daëne liegen mindestens zwei weitere Güter in Barsac, die zur absoluten Spitzenklasse der edelsüßen Weine zählen. Château Coutet, dessen Weine von Familie Rothschild (von Mouton-Rothschild) vertrieben werden, ist für einen reichhaltigen, wuchtigen Stil bekannt. Doisy Daëne wiederum befindet sich im Besitz des berühmten Önologen Denis Dubourdieu, der an der Universtiät Bordeaux den wichtigsten Lehrstuhl für Weinbereitung innehat. Zuhause macht Dubourdieu einen Barsac von strahlender, eindringlicher Frucht – einen Gegenentwurf zu Climens, denn auf Doisy Daëne dominiert der Sauvignon blanc.
Andere wichtige Weingüter in Barsac sind: Broustet, Caillou, Doisy-Védrines, Myrat, Nairac, Suau. Das Klima Barsacs unterscheidet sich nur geringfügig von demjenigen Sauternes’ – insbesondere ist es ebenso günstig für die Entstehung des Edelfäule-Pilzes Botrytis cinerea. Barsac liegt sogar etwas näher am Zusammenfluss des Bächleins Ciron in die Garonne und profitiert daher in besonderem Ausmaß von den herbstlichen Nebeln, die sich durch die Temperaturdifferenz beider Gewässer bilden. In den Böden Barsacs befindet sich besonders viel Kalk, überdies sind sie vielerorts rötlich gefärbt, und bringen also durch Eisenminerale zusätzlich Eleganz und Mineralität in die wahrhaft edel-süßen Weine dieser Appellation.