Anders als die Appellationen Blaye, Francs, Castillon und Cadillac, die inzwischen gemeinsam als „Union des Côtes de Bordeaux“ auftreten, legt die Bezeichnung „Bourg“ Wert auf Eigenständigkeit: Denn die Gemeinde am rechten Ufer der Gironde, gemeinsam mit den zugehörigen Dörfern 3900 Hektar Reben groß, hatte schon immer eine starke eigene Identität. Ihre Weine gelten als diejenigen, denen es in den Reihen der erschwinglich gebliebenen preiswerten Bordeaux am besten gelingt, Finesse mit Lagerfähigkeit zu verbinden. Und Bourg besitzt einen wahren Star: das Château Roc de Cambes, das seit 1988 vom charismatischen François Mitjavile geführt wird, dem auch Le Tertre Rôteboeuf in Saint-Émilion gehört. Die Reben von Roc de Cabes wachsen kurz vor dem Zusammenfluss von Dordogne und Garonne an einem südlich ausgerichteten Steilhang am Ufer der Dordogne auf Lehm über Kalkstein. Kein Wunder, dass aus einer solch erstklassigen Lage ein seidiger Wein von großer aromatischer Komplexität gekeltert werden kann.
Ein weiteres bekanntes Château ist Fougas mit seiner Prestige-Cuvée Maldoror, die es seit 2010 auch in einer zweiten Version gibt: als „certified organic“ mit Demeter-Siegel vom ältesten Teil des Weinbergs. Château Brulesécaille ist als ein besonders stoffiger Bourg bekannt, und Château Falfas hat sich schon in den neunziger Jahren weit über Bordeaux hinaus einen Namen als ein Schrittmacher und Wegbereiter der biologisch-dynamischen Bewirtschaftung im Weinbau gemacht. Auch Château La Grolet ist ein Biodyn-Betrieb aus mit empfehlenswert feinem Rotwein („Tête de Cuvée“).
Die Weine aus Bourg sind in Frankreich höchst populär – hierzulande verdienen sie mehr Beachtung. Denn gerade bei Tisch sind sie vielseitig kombinierbar: Zu Rindersteak passen sie ebenso wie zu Gerichten, zu denen man auch einen Burgunder trinken könnte. In Bourg hat sich vielerorts neben Merlot und Cabernet auch die traditionelle Rebsorte Malbec in den Weinbergen gehalten. Sie verleiht den Weinen eine besondere Würze – selbst wenn ihr Anteil an der Assemblage selten über 10 Prozent liegt.