Die Herkunftsbezeichnung Haut-Médoc erstreckt sich auf Rebflächen, die in der Nachbarschaft kommunaler AOCs des Médoc liegen. So thront nördlich von Saint-Estèphe eines der berühmtesten Haut-Médoc-Güter über der Gironde, Château Sociando-Mallet. Auch südlich von Margaux bis zur Stadtgrenze der Stadt Bordeaux fallen einige Weingüter unter die Appellation Haut-Médoc. Hier liegt mit dem 3ième Cru Classé Château La Lagune auch das am höchsten klassifizierte Gut der Herkunftsbezeichnung. In Sichtweite, nur auf der anderen Straßenseite der Route des Châteaux, liegt mit Château Cantemerle ein weiteres Cru Classé, eingestuft als 5ième Cru Classé. Und noch drei andere klassifizierte Güter gehören zur AOC Haut-Médoc: Das zum Reich des Bordeaux-Magnaten Bernhard Magrez zählende Château La Tour Carnet wurde in der Klassifikation von 1855 als 4ième Cru eingestuft. Mit ihm teilen Château Belgrave und Château de Camensac, zwei als 5ième Cru Classé eingestufte Châteaux, die Lage im Westen der kommunalen AOC Saint-Julien.
Das Haut-Médoc ist auch eine Hochburg der Crus bourgeois. Manche von diesen, etwa Château Belle-Vue, liegen auf bestem Terroir – direkt angrenzend an ein klassifiziertes Gut, in diesem Fall das hoch angesehene 3ième Cru Classé Château Giscours. Wer behauptet, Bordeaux sei teuer, kann sich bei diesem Wein und bei vielen weiteren soliden Crus bourgeois vom Gegenteil überzeugen lassen.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass sich die Zone der Haut-Médoc-Weine dort befindet, wo zwischen den mächtigsten Kieskuppen des Médoc ein kleines Wellental liegt. Die Dicke der Kiesschicht ist in den Haut-Médoc-Weinbergen etwas weniger dominant, und die Böden weisen etwas mehr Sand und Lehm auf. Trotzdem sind dies noch immer Böden mit ausgezeichneter Drainage, die dem heiklen Cabernet Sauvignon exzellente Reifebdingungen bieten. Wo etwas mehr Lehm im Boden ist, da setzen die Winzer auf Merlot. In der Verbindung aus beiden Rebsorten entsteht ein klassischer Bordeaux Blend, mit Cassis-Frucht, mit Eleganz und Fülle. Haut-Médocs aus 2005, 2008, 2009 oder 2010 – allesamt gute Jahrgänge – können zehn Jahre und länger reifen. Auch den Weinen der Subskription 2014 kann man ein langes Leben vorhersagen. Doch auch in ihrer Jugend sind die meisten Haut-Médoc bereits mit Genuss zu trinken.
Übrigens gibt es auf dem Gebiet der AOC Haut-Médoc auch ein klein wenig Weißwein. Da die Appellation jedoch nur für Rotweine eingerichtet ist, werden die auf der Basis von Sauvignon blanc bereiteten Weißweine der Region unter der generischen AOC Bordeaux in Verkehr gebracht.