Das Land der Burgen liegt südöstlich von Wien und erstreckt sich entlang der ungarischen bis hin zur slowenischen Grenze im Süden. Dabei gliedert es sich in zwei völig unterschiedliche Landschaften. Im Osten die tiefen und weiten Ebenen der Puszta aus, dessen Charakter besonders in Bruck an der Leitha hervor tritt.
Der Ort mit seinen typischen, langgestreckten Bauernhöfen und erkergeschmückten Häusern liegt auf dem Weg von Wien nach Neusiedel am See. Die Stadt gab Europas einzigem Steppensee seinen Namen. Der Süden des Burgenlandes ist ein waldreiches, zu den östlichen Alpenausläufern gehörendes Mittelgebirge. Dort erheben sich zahlreiche Burgen und Burgruinen. Nahe bei Mattersburg beispielsweise thront auf hohem Fels die mächtige Burg Forchenstein, die zu den bedeutendsten Österreichs zählt. Sie stammt aus dem 14. Jahrhundert und wurde 1635-1652 von den Esterhazys festungsähnlich ausgebaut. Im Innern befinden sich reichhaltige Waffen-sammlungen, eine Jagdkammer, die Rüstkammer und die ebenfalls beeindruckende Wagenburg. Die Burgen entstanden, weil dieses Gebiet jahrtausendelang Grenzland war. Hier siedelten zunächst die Römer. Später musste man die einfallenden Hunnen und Türken abwehren. Heute bestimmen Weideflächen und Obstkulturen das Landschaftsbild. Vielerorts ist der Charakter eines südlichen Landes bereits ausgeprägt. Mandeln, Edelkastanien, Pfirsiche und Aprikosen (Marillen), an geschützten Stellen sogar Feigen, reifen auf den sonnenbeschienenen Hängen. Und natürlich wachsen hier auch die Trauben für den Wein.
Apropos Wein- da war doch was? Richtig, der Glykolskandal! Der schlechte Ruf hängt den Winzern der Alpenrepublik bis heute an, auch wenn der Skandal nahezu dreissig Jahre zurückliegt. Die Konsequenz: In kaum einem anderen Land wird heute in Weinberg und -keller sauberer gearbeitet. Den internationalen Vergleich brauchen die österreichischen Weine schon lange nicht mehr scheuen. Und dabei sind die Austria-Tropfen um einiges preiswerter. Rund um den Neusiedlersee, aber auch im Mittelburgenland weiter südlich entstehen heute Weine von Weltformat. Allen voran die Rotweine haben es den Weinkennern angetan. Dabei setzt man im Burgenland vor allem auf einheimische, autochthone Trauben wie Blaufränkisch oder Zweigelt. Im Gegensatz dazu herrschen bei den Weißweinen und den für das Burgenland berühmten Süßweinen internationale Rebsorten vor. Zu nennen sind Chardonnay, Sauvignon oder der Weißburgunder. Das Burgenland umfasst die Weinbauregionen Neusiedlersee (am östlichen Ufer), Neusiedlersee-Hügelland (am westlichen Ufer) sowie Mittelburgenland und Südburgenland.
Wer bislang skeptisch war oder noch keine Gelegenheit hatte, Burgenländer Wein zu probieren, sei hiermit aufgefordert und eingeladen. Es lohnt sich, eine der spannendsten Weinregionen Europas mit Auge, Nase und Gaumen zu erforschen.
Innerhalb des Burgenlandes, wo in Bezug auf die Vielfalt des Weines fast alles möglich ist, stellt das so genannte Mittelburgenland eine Besonderheit dar: mit etwa 70% haben die Rotweinrebsorten den größten Anteil der hier kultivierten Trauben. Unmittelbar südlich des Neusiedlersees wird das Land hügeliger: Es beginnt das „Blaufränkischland“, benannt nach der vorherrschenden Rotweinsorte. Diese Trauben gedeihen auf sandigen aber auch schweren Böden besonders gut. Sie zeigen ihr sortentypisches Gesicht: Beerige Nase, kraftvolle Tannine und Wucht mit langer Lebensdauer. Es sind gerade die zum Teil bis zu 90 Jahre alten Rebstöcke, die kleinbeerige Früchte reifen lassen, aus denen sich große Weine, sortenrein oder als Cuvée-Partner, keltern lassen. Als Partner dienen dem Blaufränkischen der samtige Zweigelt aber auch Cabernet Sauvignon und Merlot. Ebenso wie die einheimischen Reben profitieren die Weine von der Wärme, die aus der ungarischen Tiefebene kommt. Die Cuvées aus mehreren Traubensorten vergären und reifen zunächst getrennt in kleinen Holzfässern (Barrique=225 Liter). Zusammen in der Flasche eröffnen sie eine breite Duftpalette und facettenreiche Gaumenfreuden. Der typisch österreichische Rotweinstil wurde sicher im Blaufränkischland kreiert.
Ungefähr 2.100 Hektar Rebfläche sind bevorzugt mit Blaufränkisch bepflanzt. Der Beiname „Blaufränkischland“ weist bereits darauf hin, welche Rebsorte auf der größten Rotweininsel Österreichs das Sagen hat. Mit kräftiger Struktur und einer filigranen Säure ist der Blaufränkisch die Grundlage für intensive und fruchtige Rotweine. Genialer Partner für Cuvées sind – wie bereits erwähnt der autochtone samtige Zweigelt, aber auch französische Rebsorten wie Merlot und Cabernet Sauvignon. Dabei ist es reine Geschmacksache, ob Cuvées oder reinsortige Weine das qualitativ hochwertigere Ergebnis liefern. Auf jeden Fall wird der Blaufränkisch, der in Form von DAC (Districtus Austriae Controlatus) – Weinen seine Herkunft idealtypisch repräsentiert, weiterhin seine führende Rolle spielen. Das gewährleistet eine aufstrebende Winzerschaft mit Zusammengehörigkeitsgefühl. Zwei moderne Winzergenossenschaften verstärken die Erfolgsstrategie. Touristisch ist das Mittelburgenland ebenfalls ein attraktives Ziel, nicht zuletzt durch die Thermen, die in den letzten Jahren im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Boden geschossen sind.
Das kleinste Weinbaugebiet des Burgenlandes nennt sich zutreffend „Weinidylle“. Es handelt sich um das Südburgenland (Eisenberg DAC). Noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts waren die Winzer hier unter ungarischer Krone Weinbauern; heute wird in einem äußerst milden, von der pannonischen Ebene geprägtem Klima mit zwar ständiger, aber nicht zu warmer Sonnenbestrahlung vor allem Rotwein angebaut. Hier werden Pionierleistungen erbracht:der Wein, insbesondere der Blaufränkisch wächst hier in über 100jährigen Weingärten. Der Boden ist stark eisenhaltig: das gibt dem Wein eine spezielle Würze und Ausdruckskraft, die typisch für die Region ist. Eine weitere Spezialität des Südburgenlandes ist der „Uhudler“. Dabei handelt es sich um einen einfachen, herben Rosé, der besonders gut in dem verträumten Weindorf Heiligenbrunn mit seiner malerischen Kellergasse mundet.
Auf nur knapp 500 Hektar wird Wein angebaut. Blaufränkisch, Zweigelt, Welschriesling und Weißburgunder gedeihen auf den schweren, eisenhaltigen Böden des Südburgenlandes.
Die Weinberge des Gebietes liegen in einer romantischen, hügeligen Landschaft um Deutsch-Schützen und den Eisenberg. Das reizende Weinmuseum in Moschendorf ist ein Abstecher wert, ebenso die Vinothek nebenan. Hier werden die in einer verdeckten Probe ausgewählten Weine des Gebietes ständig zur Verkostung und zum Verkauf präsentiert. Die klassischen Rotweine des Südburgenlandes stammen aus der Sorte Blaufränkisch und werden ab dem Jahrgang 2009 unter der Bezeichnung „Eisenberg DAC“ (Eisenberg DAC Reserve ab Jahrgang 2008) vermarktet. Dabei gibt es neben klassischen und fruchtigen Vertretern mineralische und dichte Reserven. Diese zählen zu den großen gebietstypischen Rotweinen der Alpenrepublik.