Jahrgangsinfo Bordeaux 2013 – der Jahrgang dem der „goldene“ Herbst fehlte…
Der 2013er Jahrgang stand von Anfang an unter keinem guten Stern! Der Winter war lang und kalt und das ganze Jahr mit überdurchschnittlich vielen Regentagen. Die Blüte fand demzufolge recht spät statt und dies zu denkbar ungünstigen Witterungsbedingungen. In der Folge hatten schon während der Blüte fast alle Châteaux mit der Verrieselung der Blüten zu kämpfen. Besonders betroffen war der Merlot, während der robustere Cabernet besser wegkam. Somit war schon im Juni zumindest klar, dass die Ernte sehr gering ausfallen würde.
Der eigentliche Sommer im Juli und August war sehr gut mit hohen Temperaturen und nach der alten Winzerweisheit „der August macht dem Most“ hätte eigentlich alles noch gut werden können.
Der September hat den Winzern links und rechts der Gironde dann leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sehr viel Regen und starke Temperaturschwankungen erforderten jetzt die volle Aufmerksamkeit im Weinberg! Fäulnis breitete sich an allen Stellen aus und es musste jeden Tag rausgeschnitten werden, um auch den verbleibenden Reben noch ein bessere Belüftung zu sichern.
Aymerick de Gironde von Cos d’Estournel berichtete uns von der frustrierenden Arbeit seiner Weinbergs-Equipe, die jeden Tag intensivst gearbeitet hat, um am nächsten Morgen festzustellen, dass von der Arbeit des Vortag nichts mehr zu sehen war und erneut Reben rausgeschnitten werden mussten. Den anderen Châteaux erging es natürlich nicht anders und durch diesen mehrfachen Arbeitsgang reduzierte sich die Erntemenge ein weiteres Mal und die Frage des Erntezeitpunkts war von der Frage begleitet, ob die verbleibenden Trauben denn überhaupt noch die nötige Reife erreichen würden.
Unseren Verkostungseindrucken nach gelang es nicht vielen Châteaux Trauben mit ausreichender Reife zu ernten und wer auf „sicher“ zu früh erntete, um überhaupt noch etwas zu ernten, hat zum Teil „grüne“ Weine im Keller. Wenn wir unsere Verkostungseindrücke Revue passieren lassen, gibt es genaur drei Typen von Wein dieses Jahr:
1. TYP
Authentisch primärfruchtige Weine aus gut ausgereiftem Traubenmaterial, Alkoholwerte im Bereich zwischen 12,5% und 13%, ordentlichem Volumen und klassischer Textur im positiven Sinn. Keine überbordende Primärfrucht wie wir Sie aus den letzten Jahren kennen, sondern eher mit Finesse und subtilem Druck versehen. Das sind die Weine, die wir uns je nach Preis auch privat kaufen. Ein paar Beispiele: Ausone, Calon-Segur, Canon-la-Gaffeliere, Cos d’Estournel, Ducru-Beaucaillou, Figeac, Gazin, Latour, La Dominique, La-Tour-Figeac, Leoville Barton, Leoville Poyferre, Montrose, Petrus, Pichon Baron, Pichon Comtesse und natürlich Pontet-Canet. Dieser Typus repräsentiert leider nur ca. 5-10% des Jahrgangs!
2. TYP
Das sind die Weine der Winzer, die auf sicher gegangen sind und zu früh geerntet haben. Wenn es ganz schlimm wurde, überwiegen die „grünen“ vegetabilen Noten, ansonsten fehlt den Weinen einfach Körper, Primärfrucht und Ausdruck. Dieser Typus überwiegt ganz klar! Bleibt zu hoffen, dass sich die Weine später auf der Flasche besser präsentieren und zumindest günstig zu haben sind!
3. TYP
Wer unreifes Traubenmaterial des Typ 2 im Keller hatte, aber auf „Biegen und Brechen“ noch einen spektakulären Wein auf die Flasche bringen wollte und zum Concentrateur griff, kreierte dann auch wahre Monsterweine! Monster Tannine, vordergründig stark im Ausdruck mit zweifelhaftem Charakter. Diese „Monsterweine“ sollten dann auch schnellstens getrunken werden - wegen dem Monstereffekt natürlich. Wenn dieser nach ein paar Jahren verblasst, bleibt auch nicht mehr viel Wein übrig, den man trinken möchte.