Neben den bekannten Anbaugebieten – wie Rioja und anderen – ist Spaniens Weinwelt, die mittlerweile über 70 D.O.-Regionen zählt, lange noch nicht beschrieben. Da wäre zum Beispiel Aragón zu nennen, wo sich die kleine D.O. Somontano auf internationale Rebsorten spezialisiert hat. Das Gebiet liegt an den Ausläufern der Pyrenäen - „Somontano“ bedeutet „unterhalb der Berge“ - nordöstlich von Zaragoza inmitten der Provinz Huesca, rund 50 Kilometer von der französischen Grenze entfernt. Am südlichen Rand der Pyrenäen liegt auf einer Höhe von 300 bis 700 Metern das Gebiet rund um das Städtchen Barbastro. Vor kalten Nordwinden wird das Gebiet durch die Pyrenäen geschützt. Die Niederschlagsmenge liegt bei 550 mm/Jahr; die Temperatur-unterschiede zwischen den kalten Wintern und den heißen Sommern sind hoch. Auf ca. 4.700 Hektar Rebfläche werden jährlich 15,5 Millionen Liter Wein erzeugt, von denen immerhin ein Viertel im Ausland vermarktet wird.
Historisch gesehen erlebt die Region im Alto Aragón ab 1894 einen ersten Höhepunkt. Die Familie Lalanne besitzt in Bordeaux Rebgärten, die der Reblaus zum Opfer fielen. Man suchte nach noch intakten Gegenden und fand in Nordspanien das Somontano. Von hier aus versorgte man die vorwiegend südamerikanische Kundschaft mit Gewächsen aus den bordelaiser Rebsorten Cabernet Sauvignon und Merlot. Die Weine haben aber auch in Spanien einen großen Erfolg. Dadurch wird Lalanne Hoflieferant am Hofe Alfons XIII., dem Großvater des heutigen Königs Juan Carlos. Dieser Erfolg spricht sich herum wie ein Lauffeuer und so sind Ende des 19. Jahrhunderts bereits 100.000 Hektar mit Reben bepflanzt. Dies sind rund zwanzig mal mehr als heute. Der Enthusiasmus endet jäh, als auch der Norden Spaniens von der Reblaus befallen wird. In den 1980er Jahren erwachte das Gebiet nach langer Zeit der Stagnation zu neuem Leben. Seit ungefähr fünfzehn Jahren werden einige der besten Weine Spaniens angebaut. Somontano hat seit 1984 den Status einer D.O. (Denominación de Origen). Die Entwicklung ist seitdem aüßerst positiv. Insgesamt vergrößerte sich die Rebfläche innerhalb der letzten fünfundzwanzig Jahren von 1.300 Hektar auf zur Zeit 4700 Hektar. 42 Gemeinden liegen im Gebiet der D.O. Somontano.
Zugelassene Rebsorten sind die roten Tempranillo, Moristel, Parraleta, Garnacha, Pinot Noir, Syrah, Cabernet Sauvignon und Merlot sowie die weißen Macabeo, Garnacha blanca, Chardonnay, Gewürztraminer und Alcañon. 15 Prozent der produzierten Weine sind weiß, die restlichen 85 Prozent sind Rotweine sowie ein verscwindend kleiner Teil Roséweine. Herausragend sind die Cabernet Sauvignon und Merlot als Crianza mit ihrem Sortencharakter, der aromatischen Kraft und ihrer guten Verbindung mit dem Holz durch eine nicht zu lange Reife. Am Gaumen zeigen sie eine gute Struktur und erinnern an Bordeaux-Weine mit ihrem atlantischen Zuschnitt – allerdings um Einiges preiswerter!