Die Bezeichnung Médoc ist doppeldeutig: Im allgemeinen geographischen Sinn bezeichnet man damit das ganze Gebiet nördlich der Stadt Bordeaux bis zur Mündung der Gironde in den Atlantik. In diesem Sinn ist also auch ein Pauillac wie Château Lafite-Rothschild ein Wein aus dem Médoc. Im engeren weingeographischen Sinn umfasst die AOC Médoc jedoch nur den allernördlichsten Teil der Region: jenen Teil, der nördlich der kommunalen AOC Saint-Estèphe am Ästuar liegt. Manchmal spricht man auch, um Mißverständnisse zu vermeiden, vom „Bas-Médoc“, wenn die AOC Médoc gemeint ist.
Das (Bas-)Médoc ist eine Fundgrube klassischer Bordeaux-Weine zu erschwinglichen Preisen. Der Tendenz nach sind die Böden hier schwerer und lehmiger als im Haut-Médoc oder in den kommunalen Appellationen. So können einfachere Médoc-Weine durchaus auch etwas robuster ausfallen, mit körnigem Gerbstoff und einer etwas gröber gewirkten Gaumenstruktur. Doch selbst den preiswertesten, einfachsten Weinen ist ein erstaunliches Reifevermögen zueigen. Wo anders kann man für zehn Euro in Subskription einen Bordeaux finden, der 20 Jahre hält?
Zwar gibt es im Médoc keine klassifizierten Güter, aber es gibt dennoch Weine, die mit dem know-how und dem stilistischen Feingefühl eines Cru Classé produziert werden. Als primus inter pares muss man hier das Château Potensac nennen, das vom Team des „Super Second“ Léoville-las-Cases aus Saint Julien bewirtschaftet wird. Einen wirklichen Vin de garde produzieren auch die bekannten Crus bourgeois Tour Haut Caussan und La Tour de By. Weitere bekannte Châteaus sind Rollan de By, Haut Condissas, Vieux Robin – und das Château Le Reysse, das dem aus Köln nach Bordeaux ausgewanderten Stefan Paeffgen gehört. All diese Weine werden auf hohem Niveau erzeugt und zeigen sich in Bestform bei Tisch – etwa zu einem scharf gebratenen oder nach Bordelaiser Art gegrillten Entrecôte vom Charolais-Rind.