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Burgund – Wo die Könige kauften


An jedem dritten Sonntag im November blicken die Weinhändler der ganzen Welt gespannt auf ein Altersheim in Burgund. Es ist ein vornehmes Stift, mehr als ein halbes Jahrtausend alt, gegründet unter Herzog Philippe dem Guten. Das Besondere an diesem wohltätigen Haus, Hospices de Beaune genannt, ist der Besitz an guten und besten Weingärten, Schenkungen meist von reichen Bürgern, die auf einen Platz näher bei den Engeln oder auf die Umgehung der Erbschaftssteuer spekulierten. Mit dem Verkauf der Weine finanziert die Stiftung zu einem großen Teil ihre sozialen Aufgaben. Seit Jahrhunderten werden die Gewächse fassweise versteigert. Es ist jedes Mal ein grand spectacle in der sonst so betulichen Kreisstadt Beaune. Zuerst dürfen die weltweit angereisten Interessenten die Weine im Keller der Hospizien verkosten. Das Gewühl ist drangvoll. Ausspucken, wie sonst bei Fachproben üblich, verbietet sich; es träfe womöglich den Vordermann. Die Versteigerung nachher ist eine in Jahrhunderten bewährtes Ritual: wenn der Auktionator ein Los aufruft, entzündet er ein – mit Gas gespeistes – Licht, das eine halbe Minute brennt. Bei jedem Gebot wird die Kerze aufs neue entflammt. Bis die rund 80 Fässer – französisch pièces – endlich verteilt sind, können fünf bis sechs Stunden vergehen. Die Fachpresse schreibt fleissig mit, das Fernsehen überträgt geduldig die gesamte Zeremonie. Das Ergebnis der Auktion, so heißt es, bestimme den gesamten Weinmarkt in Burgund, wenn nicht gar in ganz Frankreich. Bieten die Händler in Beaune großzügig, dann steigen landesweit die Preise, so die Regel. Zu den Traditionen der Hospices-Auktion gehört es, dass der Präsident des Handelshauses Patriarche Père et Fils, die erste Pièce zum Höchstgebot ersteigert, damit er ins Fernsehen kommt.




So kommt es beispielsweise dazu, dass eine Flasche des berühmten Weißweins Corton-Charlemagne im Durchschnitt bis zu € 130,00 kostet. Zuviel Geld für eine Flasche Weißwein? Ja und Nein. Der Rebgarten, der vor 1.240 Jahren Karl dem Großen gehörte, misst gerade einmal 63 Hektar. Der Ertrag ist mit 0,25 Litern pro Quadratmeter extrem klein, dreimal geringer als selbst bei guten deutschen Weißweinen üblich ist. Etwa 300.000 Flaschen gibt es im Jahr, und alle Welt begehrt dieses Gewächs. Die Charlemagne-Reben stehen hoch über dem Dorf Aloxe an einem Hang unterhalb einer Waldkuppe, die den Nordwest-Wind abhält und Feuchtigkeit speichert. Der magere Kalkboden ist völlig verwittert und trocknet schnell aus; die Weinstöcke müssen also tief wurzeln, um an Wasser zu kommen. Damit saugen sie auch reichlich Mineralien aus der Erde. Schon in mittleren Jahren erreicht der Wein 13° Alkohol, ohne das der Kellermeister mit Zucker nachhelfen müsste. Die Köstlichkeit, die nicht vor fünf Jahren getrunken werden sollte, überrascht im Laufe eines Glases mit immer neuen Nuancen. Berauschte Weinexperten beschreiben sie mal als Honig und Haselnuss, mal als Zimt und Preiselbeere. Alle diese Aromen münden endlich in dem einen großartigen Geschmack, der eben nicht mehr zu beschreiben, doch unverkennbar für diesen raren Tropfen ist. Das ist nun die Frage, die ein Schotte gewiss anders beantworten wird als ein Franzose: Sind mir zehn Flaschen einer guten südpfälzischen Weißburgunder-Spätlese trocken à € 13,00 lieber, oder trinke ich eine Bouteille Corton-Charlemagne, um zu wissen, wie's auf dem Olymp aussieht?

Bei weitem nicht alles, was in Burgund gedeiht, ist olympisch. Auch vom „Goldenen Hang“ - der Côte d'Or – der sich wie ein schmales Band 40 Kilometer lang südlich von Dijon erstreckt, kommt Mengenware, die mit blumigsten Hinweisen auf la tradition zu überhöhten Preisen abgesetzt wird. Die Zisterzienser-Mönche, die im 13. Jahrhundert die gefeierten Weingärten anlegten, lassen sich trefflich dem Marketing vorspannen, ähnliches gilt für die burgundischen Herzöge, die im kriegerischen 14. Jahrhundert zwischen zwei Schlachten immer noch Zeit fanden, sich um ihre Reben zu kümmern und die Spitzensorte Pinot noir einführten. Und dass auch noch Fagon, der Leibarzt König Ludwig XIV., Burgunder-Wein „als köstlichste Medizin“ verschrieb, macht die Premiers crus und die Grands crus von der Côte d'Or vollends königlich. Nachdem Europa die Trümmer des Zweiten Weltkrieges weggeräumt hatte, setzte eine stetige Nachfrage nach dem Göttertrank ein. Die Versuchung war groß, die Produktion zu mehren. Die Weingärten dehnten sich von den Hängen in die Ebene aus, wo der großartige Pinot noir nichts zu suchen hat. Umfasste die Côte d'Or Anfang der 1970er-Jahre weniger als 5.000 Hektar, so sind es heute nahezu 8.000. Der Verbrauch von Spritzmitteln stieg beängstigend. Die Rebforschung züchtete immer ertragreicheres Pinot-Noir-Pflanzmaterial. Der berüchtigte Klon Marienfeld, ein Massenträger, in der Schweiz verboten, in Baden geächtet, ist inzwischen auch im Burgund glücklicherweise immer seltener zu finden.

Die Weine, ob rot vom Pinot noir, ob weiß vom Chardonnay, wurden immer fetter. Angeblich weil es die Verbraucher in der Welt so wollten, kannten die Kellermeister beim Zucker, den sie vor dem Gären zur Mehrung des Alkohols zufügen, bald kein Maß und Ziel mehr. Es ist ein schrecklicher Irrtum, dass erst der alhoholstarke 13-prozentige Burgunder der wahre Genuss sei. Bevor der Chemie-Professor Jean Antoine Chaptal in Montpellier das Chaptalisieren erfand, also die Alkohol-Anreicherung mit Hilfe von Zucker, war der Burgunder doch auch an den Königshöfen begehrt. Vor allem die Weißweine wie Chablis und Macon werden heute nicht mehr - wie zu den Boomzeiten in den 70er und 80er des letzten Jahrhunderts – massiv hergerichtet. Der oben beschriebene ausgereifte Charlemagne sollte die Ausnahme bleiben.

Der erste Einbruch kam 1985, als der Dollar-Kurs verfiel und sich für die Vereinigten Staaten von Amerika die Einfuhren aus Europa ständig verteuerten. 1990 gingen die Verkäufe in die sonst so burgundersüchtige Schweiz zurück, danach auch in Deutschland. Die Keller der großen Handels-häuser in Beaune und Nuits-St-George blieben bedenklich voll. Zum ersten Mal nach dem Kriege sanken die Preise. Seitdem ist im Burgund unter den Winzern eine Rückbesinnung zu spüren. Sie wollen nicht mehr so sehr die Natur beugen, nicht mehr soviel ernten, sich vielmehr auf die großen Weine konzentrieren und die Weine zumindest naturnah ausbauen.

Burgunder-Liebhaber sind Fanatiker und dabei nicht immer geldschwere Zeitgenossen. Sie üben notfalls Wochen Verzicht, um sich einmal eine Flasche des göttlichen Chambertin leisten zu können, den Bonaparte, dieser Banause, mit Wasser verdünnt zu sich nahm. Wenn die Gewächse vom Goldenen Hang gelungen sind, dann schlagen sie alle anderen. Nirgendwo sonst auf der Welt erreicht Pinot noir – nichts anderes als der deutsche Spätburgunder – eine derart vollendete Form.

Der burgundische Weinbau unterliegt einem strengen Fünf-Klassen-Gefüge. Das Fundament bildet die AOC Bourgogne. Ein Bourgogne Aligoté ist ein Weißwein, benannt nach der gleichnamigen Rebe. Darüber liegen die Appellations Côtes de Beaune oder Côtes de Nuits-Villages aus den beiden Unterbereichen der Côte d'Or. Wenn Sie einer Haute Côte (Beaune oder Nuits) begegnen, handelt es sich um Wein aus dem unmittelbaren Hinterland der Bourgogne. Die großen Weine beginnen bei den Appellations locales, meist gutgemachte Cuvées aus einer Gemeinde wie Volnay, Meursault oder Pommard. Das sind vielfach Gewächse von Einzellagen. Traditionelle Kellereien wie Joseph Drouhin, Louis Jadot oder Louis Latour mischen unter die Gemeinde-Weine oft auch Partien allerbester Lagen, wenn mal ein Fass die Ansprüche des Kellermeisters nur zu 98 Prozent erfüllt. Darüber liegen die Premiers crus von den Lagen in halber Höhe der besten Weinberge. Und weil die Ersten Gewächse noch nicht der Höhepunkt sind, liegen darüber, landschaftlich wie qualitativ, die Grands crus, die 32 großen Lagen der Bourgogne. Es macht wenig Sinn hier alle Namen aufzuzählen.

Als Basis-Information soll ein grober Überblick über die besten Weinorte der Côte d'Or – von Nord nach Süd – dienen: Erste bedeutende Gemeinde bei der Anfahrt aus Richtung Dijon ist Gevrey-Chambertin. Der Doppel-Ort liegt am Fuße jenes berühmten Berges, dessen Weine Napoleon bevorzugte. Steht auf dem Etikett nicht ein Gevrey, sondern ein Macys, Charmes oder Latricières, handelt es sich um ein kostbares Gewächs. Die Spitze ist Chambertin ohne Zusatz, ein überragender Rotwein, reinstes Feuer auf Flaschen gefüllt. Südlich folgen die bezauberden Dörfer Morey-St-Denis und Chambolle-Musigny, deren Weine angenehm weich sind. Nicht immer muss es hier ein Grand cru sein, auch die einfacheren Tropfen geraten ausgezeichnet. Beste Lage dort: Bonnes Mares. Es folgen drei Orte, gleich einem Triumvirat, das gewiss die Spitze unter den Rotweinen der Côte d'Or darstellt. Vougeot zuerst mit seinem legendären Château, das heute den Weinbrüdern der Confrérie des Chevaliers du Tastevin als Unterkunft dient. Unter anderem erhalten die besten Crémant de Bourgogne von der Confrérie des Chevaliers du Tastevin das begehrte Gütesiegel. Sie wurde 1934 von burgundischen Patrioten mit der Zielsetzung gegründet, ihre Weine in einer schwierigen Absatzsituation zu fördern. Ein Crémant mit diesem Siegel ist ein Garant für zuverlässige Qualität. Der Clos de Vougeot, ein nicht großer Weingarten mit 72 Besitzern, liefert kraftvolle, in der Jugend verschlossene, fast rauhe Weine, die uralt werden können. In Flagey-Echezaux und in Vosné-Romanée finden sich die meisten Grands crus. Lagen wie Echezaux, La Tâche, Le Richebourg oder Romanée-Conti sind der unerreichbare Gipfel burgundischen Rotweins. In der Kreisstadt Nuits-St-George, die dem Unterabschnitt Côtes de Nuits den Namen gibt, gedeihen strenge mitunter etwas rauhe Pinot noirs.

Der südliche Teil des Goldenen Hangs wird nach dem Zentrum Côtes de Beaune benannt. Erste und beste Gemeinde ist Aloxe-Corton mit wuchtigen Rotweinen und dem erwähnten legendären Weißwein Charlemagne. Die Hauptstadt Beaune besitzt einige große Lagen mit glutvollen, fast etwas barocken Weinen. Es folgen der ein wenig nach Heu duftende Pommard und der Volnay, der „klassische“ Burgunder. Meursault erzeugt üppige Weißweine von einem schwermütigen Reiz. Puligny und Chassagne teilen sich den zweiten überragenden Weißwein-Hügel Burgunds, den Montrachet. Am größten ist der Wein ohne Zusatz beim Namen. Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet sind ordentliche, aber nicht ganz preiswerte Chardonnays.

Der Goldene Hang ist nur ein kleiner Teil der Bourgogne. Rund 150 Kilometer nordwestlich von Dijon am Flüsschen Serein liegt die Stadt, an deren Hängen der meistgenannte Weißwein der Welt wächst, Chablis. Die guten Gewächse von dort gelten seit alters her als ideale Begleiter zu Austern. Im Süden Burgunds macht die Gegend um die Stadt Macon auf sich aufmerksam.

Den Winzern der Bourgogne sollte es nicht schwer fallen, an die önologischen und ökologischen Traditionen ihrer Großväter anzuknüpfen: Denn diese Weinlandschaft verfügt hierüber reichlich. Und es wäre wünschenswert, wenn diese Rückbesinnung auf breiter Front fortgesetzt wird, damit diese Region weiterhin die besten Spätburgunder und Chardonnays der Welt liefern kann.

An jedem dritten Sonntag im November blicken die Weinhändler der ganzen Welt gespannt auf ein Altersheim in Burgund. Es ist ein vornehmes Stift, mehr als ein halbes Jahrtausend alt, gegründet unter Herzog Philippe dem Guten. Das Besondere an diesem wohltätigen Haus, Hospices de Beaune genannt,... mehr erfahren »
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Burgund – Wo die Könige kauften

An jedem dritten Sonntag im November blicken die Weinhändler der ganzen Welt gespannt auf ein Altersheim in Burgund. Es ist ein vornehmes Stift, mehr als ein halbes Jahrtausend alt, gegründet unter Herzog Philippe dem Guten. Das Besondere an diesem wohltätigen Haus, Hospices de Beaune genannt, ist der Besitz an guten und besten Weingärten, Schenkungen meist von reichen Bürgern, die auf einen Platz näher bei den Engeln oder auf die Umgehung der Erbschaftssteuer spekulierten. Mit dem Verkauf der Weine finanziert die Stiftung zu einem großen Teil ihre sozialen Aufgaben. Seit Jahrhunderten werden die Gewächse fassweise versteigert. Es ist jedes Mal ein grand spectacle in der sonst so betulichen Kreisstadt Beaune. Zuerst dürfen die weltweit angereisten Interessenten die Weine im Keller der Hospizien verkosten. Das Gewühl ist drangvoll. Ausspucken, wie sonst bei Fachproben üblich, verbietet sich; es träfe womöglich den Vordermann. Die Versteigerung nachher ist eine in Jahrhunderten bewährtes Ritual: wenn der Auktionator ein Los aufruft, entzündet er ein – mit Gas gespeistes – Licht, das eine halbe Minute brennt. Bei jedem Gebot wird die Kerze aufs neue entflammt. Bis die rund 80 Fässer – französisch pièces – endlich verteilt sind, können fünf bis sechs Stunden vergehen. Die Fachpresse schreibt fleissig mit, das Fernsehen überträgt geduldig die gesamte Zeremonie. Das Ergebnis der Auktion, so heißt es, bestimme den gesamten Weinmarkt in Burgund, wenn nicht gar in ganz Frankreich. Bieten die Händler in Beaune großzügig, dann steigen landesweit die Preise, so die Regel. Zu den Traditionen der Hospices-Auktion gehört es, dass der Präsident des Handelshauses Patriarche Père et Fils, die erste Pièce zum Höchstgebot ersteigert, damit er ins Fernsehen kommt.




So kommt es beispielsweise dazu, dass eine Flasche des berühmten Weißweins Corton-Charlemagne im Durchschnitt bis zu € 130,00 kostet. Zuviel Geld für eine Flasche Weißwein? Ja und Nein. Der Rebgarten, der vor 1.240 Jahren Karl dem Großen gehörte, misst gerade einmal 63 Hektar. Der Ertrag ist mit 0,25 Litern pro Quadratmeter extrem klein, dreimal geringer als selbst bei guten deutschen Weißweinen üblich ist. Etwa 300.000 Flaschen gibt es im Jahr, und alle Welt begehrt dieses Gewächs. Die Charlemagne-Reben stehen hoch über dem Dorf Aloxe an einem Hang unterhalb einer Waldkuppe, die den Nordwest-Wind abhält und Feuchtigkeit speichert. Der magere Kalkboden ist völlig verwittert und trocknet schnell aus; die Weinstöcke müssen also tief wurzeln, um an Wasser zu kommen. Damit saugen sie auch reichlich Mineralien aus der Erde. Schon in mittleren Jahren erreicht der Wein 13° Alkohol, ohne das der Kellermeister mit Zucker nachhelfen müsste. Die Köstlichkeit, die nicht vor fünf Jahren getrunken werden sollte, überrascht im Laufe eines Glases mit immer neuen Nuancen. Berauschte Weinexperten beschreiben sie mal als Honig und Haselnuss, mal als Zimt und Preiselbeere. Alle diese Aromen münden endlich in dem einen großartigen Geschmack, der eben nicht mehr zu beschreiben, doch unverkennbar für diesen raren Tropfen ist. Das ist nun die Frage, die ein Schotte gewiss anders beantworten wird als ein Franzose: Sind mir zehn Flaschen einer guten südpfälzischen Weißburgunder-Spätlese trocken à € 13,00 lieber, oder trinke ich eine Bouteille Corton-Charlemagne, um zu wissen, wie's auf dem Olymp aussieht?

Bei weitem nicht alles, was in Burgund gedeiht, ist olympisch. Auch vom „Goldenen Hang“ - der Côte d'Or – der sich wie ein schmales Band 40 Kilometer lang südlich von Dijon erstreckt, kommt Mengenware, die mit blumigsten Hinweisen auf la tradition zu überhöhten Preisen abgesetzt wird. Die Zisterzienser-Mönche, die im 13. Jahrhundert die gefeierten Weingärten anlegten, lassen sich trefflich dem Marketing vorspannen, ähnliches gilt für die burgundischen Herzöge, die im kriegerischen 14. Jahrhundert zwischen zwei Schlachten immer noch Zeit fanden, sich um ihre Reben zu kümmern und die Spitzensorte Pinot noir einführten. Und dass auch noch Fagon, der Leibarzt König Ludwig XIV., Burgunder-Wein „als köstlichste Medizin“ verschrieb, macht die Premiers crus und die Grands crus von der Côte d'Or vollends königlich. Nachdem Europa die Trümmer des Zweiten Weltkrieges weggeräumt hatte, setzte eine stetige Nachfrage nach dem Göttertrank ein. Die Versuchung war groß, die Produktion zu mehren. Die Weingärten dehnten sich von den Hängen in die Ebene aus, wo der großartige Pinot noir nichts zu suchen hat. Umfasste die Côte d'Or Anfang der 1970er-Jahre weniger als 5.000 Hektar, so sind es heute nahezu 8.000. Der Verbrauch von Spritzmitteln stieg beängstigend. Die Rebforschung züchtete immer ertragreicheres Pinot-Noir-Pflanzmaterial. Der berüchtigte Klon Marienfeld, ein Massenträger, in der Schweiz verboten, in Baden geächtet, ist inzwischen auch im Burgund glücklicherweise immer seltener zu finden.

Die Weine, ob rot vom Pinot noir, ob weiß vom Chardonnay, wurden immer fetter. Angeblich weil es die Verbraucher in der Welt so wollten, kannten die Kellermeister beim Zucker, den sie vor dem Gären zur Mehrung des Alkohols zufügen, bald kein Maß und Ziel mehr. Es ist ein schrecklicher Irrtum, dass erst der alhoholstarke 13-prozentige Burgunder der wahre Genuss sei. Bevor der Chemie-Professor Jean Antoine Chaptal in Montpellier das Chaptalisieren erfand, also die Alkohol-Anreicherung mit Hilfe von Zucker, war der Burgunder doch auch an den Königshöfen begehrt. Vor allem die Weißweine wie Chablis und Macon werden heute nicht mehr - wie zu den Boomzeiten in den 70er und 80er des letzten Jahrhunderts – massiv hergerichtet. Der oben beschriebene ausgereifte Charlemagne sollte die Ausnahme bleiben.

Der erste Einbruch kam 1985, als der Dollar-Kurs verfiel und sich für die Vereinigten Staaten von Amerika die Einfuhren aus Europa ständig verteuerten. 1990 gingen die Verkäufe in die sonst so burgundersüchtige Schweiz zurück, danach auch in Deutschland. Die Keller der großen Handels-häuser in Beaune und Nuits-St-George blieben bedenklich voll. Zum ersten Mal nach dem Kriege sanken die Preise. Seitdem ist im Burgund unter den Winzern eine Rückbesinnung zu spüren. Sie wollen nicht mehr so sehr die Natur beugen, nicht mehr soviel ernten, sich vielmehr auf die großen Weine konzentrieren und die Weine zumindest naturnah ausbauen.

Burgunder-Liebhaber sind Fanatiker und dabei nicht immer geldschwere Zeitgenossen. Sie üben notfalls Wochen Verzicht, um sich einmal eine Flasche des göttlichen Chambertin leisten zu können, den Bonaparte, dieser Banause, mit Wasser verdünnt zu sich nahm. Wenn die Gewächse vom Goldenen Hang gelungen sind, dann schlagen sie alle anderen. Nirgendwo sonst auf der Welt erreicht Pinot noir – nichts anderes als der deutsche Spätburgunder – eine derart vollendete Form.

Der burgundische Weinbau unterliegt einem strengen Fünf-Klassen-Gefüge. Das Fundament bildet die AOC Bourgogne. Ein Bourgogne Aligoté ist ein Weißwein, benannt nach der gleichnamigen Rebe. Darüber liegen die Appellations Côtes de Beaune oder Côtes de Nuits-Villages aus den beiden Unterbereichen der Côte d'Or. Wenn Sie einer Haute Côte (Beaune oder Nuits) begegnen, handelt es sich um Wein aus dem unmittelbaren Hinterland der Bourgogne. Die großen Weine beginnen bei den Appellations locales, meist gutgemachte Cuvées aus einer Gemeinde wie Volnay, Meursault oder Pommard. Das sind vielfach Gewächse von Einzellagen. Traditionelle Kellereien wie Joseph Drouhin, Louis Jadot oder Louis Latour mischen unter die Gemeinde-Weine oft auch Partien allerbester Lagen, wenn mal ein Fass die Ansprüche des Kellermeisters nur zu 98 Prozent erfüllt. Darüber liegen die Premiers crus von den Lagen in halber Höhe der besten Weinberge. Und weil die Ersten Gewächse noch nicht der Höhepunkt sind, liegen darüber, landschaftlich wie qualitativ, die Grands crus, die 32 großen Lagen der Bourgogne. Es macht wenig Sinn hier alle Namen aufzuzählen.

Als Basis-Information soll ein grober Überblick über die besten Weinorte der Côte d'Or – von Nord nach Süd – dienen: Erste bedeutende Gemeinde bei der Anfahrt aus Richtung Dijon ist Gevrey-Chambertin. Der Doppel-Ort liegt am Fuße jenes berühmten Berges, dessen Weine Napoleon bevorzugte. Steht auf dem Etikett nicht ein Gevrey, sondern ein Macys, Charmes oder Latricières, handelt es sich um ein kostbares Gewächs. Die Spitze ist Chambertin ohne Zusatz, ein überragender Rotwein, reinstes Feuer auf Flaschen gefüllt. Südlich folgen die bezauberden Dörfer Morey-St-Denis und Chambolle-Musigny, deren Weine angenehm weich sind. Nicht immer muss es hier ein Grand cru sein, auch die einfacheren Tropfen geraten ausgezeichnet. Beste Lage dort: Bonnes Mares. Es folgen drei Orte, gleich einem Triumvirat, das gewiss die Spitze unter den Rotweinen der Côte d'Or darstellt. Vougeot zuerst mit seinem legendären Château, das heute den Weinbrüdern der Confrérie des Chevaliers du Tastevin als Unterkunft dient. Unter anderem erhalten die besten Crémant de Bourgogne von der Confrérie des Chevaliers du Tastevin das begehrte Gütesiegel. Sie wurde 1934 von burgundischen Patrioten mit der Zielsetzung gegründet, ihre Weine in einer schwierigen Absatzsituation zu fördern. Ein Crémant mit diesem Siegel ist ein Garant für zuverlässige Qualität. Der Clos de Vougeot, ein nicht großer Weingarten mit 72 Besitzern, liefert kraftvolle, in der Jugend verschlossene, fast rauhe Weine, die uralt werden können. In Flagey-Echezaux und in Vosné-Romanée finden sich die meisten Grands crus. Lagen wie Echezaux, La Tâche, Le Richebourg oder Romanée-Conti sind der unerreichbare Gipfel burgundischen Rotweins. In der Kreisstadt Nuits-St-George, die dem Unterabschnitt Côtes de Nuits den Namen gibt, gedeihen strenge mitunter etwas rauhe Pinot noirs.

Der südliche Teil des Goldenen Hangs wird nach dem Zentrum Côtes de Beaune benannt. Erste und beste Gemeinde ist Aloxe-Corton mit wuchtigen Rotweinen und dem erwähnten legendären Weißwein Charlemagne. Die Hauptstadt Beaune besitzt einige große Lagen mit glutvollen, fast etwas barocken Weinen. Es folgen der ein wenig nach Heu duftende Pommard und der Volnay, der „klassische“ Burgunder. Meursault erzeugt üppige Weißweine von einem schwermütigen Reiz. Puligny und Chassagne teilen sich den zweiten überragenden Weißwein-Hügel Burgunds, den Montrachet. Am größten ist der Wein ohne Zusatz beim Namen. Puligny-Montrachet und Chassagne-Montrachet sind ordentliche, aber nicht ganz preiswerte Chardonnays.

Der Goldene Hang ist nur ein kleiner Teil der Bourgogne. Rund 150 Kilometer nordwestlich von Dijon am Flüsschen Serein liegt die Stadt, an deren Hängen der meistgenannte Weißwein der Welt wächst, Chablis. Die guten Gewächse von dort gelten seit alters her als ideale Begleiter zu Austern. Im Süden Burgunds macht die Gegend um die Stadt Macon auf sich aufmerksam.

Den Winzern der Bourgogne sollte es nicht schwer fallen, an die önologischen und ökologischen Traditionen ihrer Großväter anzuknüpfen: Denn diese Weinlandschaft verfügt hierüber reichlich. Und es wäre wünschenswert, wenn diese Rückbesinnung auf breiter Front fortgesetzt wird, damit diese Region weiterhin die besten Spätburgunder und Chardonnays der Welt liefern kann.

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