Verdicchio dei Castelli di Jesi Classico "Le Vaglie" Santa Barbara 2024

Der Verdicchio im Allgemeinen hat harte Zeiten hinter sich. Unzählige Adriatouristen haben in den siebziger und achtziger Jahren den Mode Wein Verdicchio genossen - irgendwann war die große „Party“ jedoch vorbei und es wurde ruhiger um diesen italienischen Charakterwein. Die Rebsorte hat in Italien eine lange Tradition und wird bereits seit dem 14. Jahrhundert neben den Marken auch im Veneto und den Abruzzen angebaut. Diese autochthone Rebsorte stammt vom weißen Trebbiano ab und reift relativ spät bei geringen Erträgen. Alles Parameter, die die Winzer irgendwann bewogen sich einfacheren Sorten zuzuwenden und den Verdicchio durch internationale Rebsorten zu ersetzen.

Der wohlgeschätzte Weinjournalist Jens Priewe hat schon vor über 10 Jahren für den FEINSCHMECKER günstige Weißweine empfohlen die hervorragend zum Sommer passen. Und was für den damaligen 2012er Jahrgang gilt gleichermaßen noch heute für den aktuellen 2021er Jahrgang:



„…Der Sommer ist da, und ich empfehle Ihnen, liebe FEINSCHMECKER-Leser, zwei andere Weine, die günstiger sind. Der erste ist der Verdiccio „Le Vaglie“ vom Weingut Santa Barbara in der mittelitalienischen Region Marken, ein Weisswein mit viel mediterranem Flair und herzhafter Säure. Kein festlicher Wein, keiner, für den man eine Krawatte anlegen muss.

Das würde auch zu Stefano Antonucci, dem Winzer, nicht passen. Vor 20 Jahren hatte er, damals noch Bankangestellter, seinen Job gekündigt und einen Weinberg gekauft. „Die beste Entscheidung meines Lebens“, sagte er strahlend, als wir uns das letzte Mal trafen. Und so, wie er vor mir stand mit seinen 55 Jahren, Sonnenbrille im Haar, Sommerschal um den Hals, ausgewaschene Chinos an den Beinen und Chucks an den Füßen, glaube ich es ihm sogar. Dieser Wein schmeckt nicht nach Bedauern oder Krise. Er schmeckt nach Glück. Am liebsten würde ich gleich den Grill anwerfen, ein paar Scampi drauflegen und mir ein Glas einschenken.“

Dieser Wein wurde erstmals 1992 abgefüllt und symbolisiert für Stefano Antonucci den Neuanfang für den damals in Verruf geratenen Verdicchio. Statt auf Chardonnay und Co. wie viele seiner Kollegen zu setzen, hat Stefano Antonucci dem Verdicchio konsequent die Treue gehalten. Er setzt alles auf eine Karte und baut seinen besten Verdicchio zu einem Drittel kurze Zeit im Barrique aus, um dann insgesamt weitere acht Monate im Edelstahltank zu reifen. Die Weinberge liegen im Hinterland von Ancona und profitieren vom Klima der Adria auf der einen Seite und dem kontinentalen Klima der westlich liegenden Apennin Kette. Auf den lehm- und wasserreichen Böden können die Reben Jahr für Jahr vollreif gelesen werden. Die Kultivierung erfolgt nach der klassischen Guyot Reberziehung.

Mit silbernen Reflexen im Glas und einer duftig anregenden Nase mit den Noten einer blühenden Sommerwiese macht der Wein sofort Lust auf mehr. Mineralische Noten mit Anklängen von weißem Steinobst, reifen Äpfeln und Birnen mit einer wunderbar trinkanimierenden Noblesse versehen. Am Gaumen fällt zunächst die milde Säure auf. Mit einem kugelrunden Mundgefühl überzeugt der Wein auf Anhieb mit einem überragenden Volumen ohne dabei üppig zu werden. Vielmehr verspielt, leicht und erfrischend wie ein Eisbonbon überzeugt der Wein auf der ganzen Linie mit einer subtilen Finesse und Eleganz die Seinesgleichen sucht.