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Bordeaux 2003 - Bilderbuchsommer = Jahrhundertweine?

Bordeaux 2003 - Bilderbuchsommer = Jahrhundertweine?

Um dieser spannenden Frage auf den Grund zu gehen und uns ein eigenes Bild zu verschaffen, begaben wir uns auch in diesem Jahr nach Bordeaux.

Der Jahrgang
ist ungewöhnlich und von einigen Besonderheiten gekennzeichnet, die kaum einen Vergleich zu anderen Jahren zulassen. Die Terroirs, das Klima und die Vinifikation sind nicht minder individuell wie die Persönlichkeiten dahinter. Man besitzt heute wesentlich mehr wissenschaftliche Erkenntnisse über den Weinbau, so dass rein metereologische Vergleiche mit anderen Jahrgängen nicht mehr genügen (manch einer zitiert dennoch den 1947er Jahrgang). Pflanzdichte, Weinbergsmanagement, grüne Lese, und natürlich die Vinifikation sind neben dem Klima wichtige Vergleichsfaktoren und werden heute ganz anders gehandhabt als vor 50 Jahren. Ein gutes Beispiel ist der Anstieg der Alkoholwerte seit den mittleren 90er Jahrgängen. Waren früher 12,5% selbst für einen 1982er, 1986er oder 1990er Jahrgang „ausreichend“, führen wir heute Weine mit meist 13% bis 13,5% Alkohol.

Die Hitze
verdeutlicht sich an folgenden Werten: Die jährliche Durchschnittstemperatur betrug 14,8° C gegenüber der bisherigen Rekordmarke von 14,5° C des 1990er Jahrgangs. Die Dramatik dieser Zahl wird erst deutlich, wenn man „en detail“ die Höchstwerte im Monat August betrachtet. So verzeichnete Château Latour einen um durchschnittlich 5° C wärmeren August als regulär, mit Spitzenwerten von 35-40° C an 20 Tagen des Monats!

Das Terroir
war dieses Jahr mehr denn je ein wichtiger Faktor für Erfolg oder Misserfolg. Bevorzugt waren z.B. die „Gironde-Lagen“, die den Reben in der Nacht Abkühlung brachten. Nicht umsonst gibt es ein altes bordelaiser Sprichwort, das besagt, dass die besten Weine nur von Rebstöcken aus Lagen in Sichtweite der Gironde kommen. Heute betrachten wir die Qualitätsfrage von Weine natürlich wesentlich differenzierter, aber wie so oft haben alte Sprichwörter einen Funken Wahrheit. Und das, obwohl diese „Erkenntnis“ aus einer Zeit stammt, in der die Weinbereitung noch meist empirisch gesteuert wurde. Aber auch die nördlichen Terroirs wie z.B. das St. Estephe waren dieses Jahr bevorzugt. Je nördlicher man auf der „Landzunge“ Medoc kommt, desto dünner wird die Besiedlung, und das Klima wird zunehmend vom nahen Atlantik dominiert. Das haben wir selbst erfahren, nachdem wir von unserem Hotel in Pauillac zu einem Verkostungstermin auf Château Calon-Segur fuhren und eine merkliche Abkühlung und eine leichte Brise feststellten. Aber auch der Boden war dieses Jahr wichtig! So waren wasserführende Unterlagen mit Lehm- und Tonschichten eine gute Grundlage, um den hohen Temperaturen und der Trockenheit zu trotzen.

Die Rebsorten
Der Merlot als dünnschalige und früh reifende Sorte hat während der großen Hitzeperioden im Monat August zügig seine Frucht-/ Zuckerwerte erreicht, doch aufgrund des noch stets sehr heißen Klimas stiegen die Zuckerwerte weiter an, obgleich für die Qualität des Weines jetzt eigentlich die phenolische Reife notwendig gewesen wäre. Mit der phenolischen Reife bezeichnet man die dunkle Färbung der Trauben sowie die Tannine. Diese Reife entsteht meist im September, wenn das Klima gemäßigter wird und die Temperaturen nachts wieder stärker abkühlen. Manche Châteaux versuchten diesen Effekt durch gezieltes Blattmanagement zu adaptieren. So verkostet sich manch Merlot-dominierter Wein des Libournais bzw. St.Emilion relativ unprätentiös: die Frucht ist äußerst harmonisch ausgeprägt und elegant, die Weine sind „breit“, aber nicht „tief“. Es ist alles da, es gibt auch keine grünen Tannine, aber die Struktur, die berauschende Tiefe und Länge vermissten wir leider sehr oft. So werden diese Weine nach der Abfüllung sicherlich zügig einen großen Trinkgenuss bereiten, weisen aber andererseits auch kein großes Potenzial mehr auf. Um an dieser Stelle klar Stellung zu beziehen, vergleichen wir diese Weine nicht mit z.B. Jahrgängen wie 1997! Zumal sich schon jetzt abzeichnet, dass viele Winzer des rechten Ufers sich ihrer Qualitäten bewusst sind und ihre Preise reduzieren.

Der Cabernet hingegen ist das genaue Gegenteil: Er zeichnet sich durch seine dicken Schalen und seine langsamere Entwicklung aus. Nicht ohne Grund ist diese robuste Rebsorte weltweit stark verbreitet. Aufgrund der späteren Reife war der Übergang zur phenolischen Reife beim Cabernet wesentlich harmonischer. Die Reben konnten von den kühlen Nächten profitieren bzw. in den „kühlen“ Terroirs (Gironde, St. Estephe und Medoc) eine faszinierende Tiefe und Struktur erlangen. Die guten Weine mit einem hohen Cabernet-Anteil verfügen deshalb über alles, was man sich von einem Bordeaux-Wein wünscht: Eleganz, Frucht, tiefe Struktur, aber auch Kraft, wie sie nur im Bordelais wachsen kann. In der Spitze finden sich Weine, die keinen Vergleich zu den großen Jahrgängen der jüngeren Vergangenheit scheuen müssen.

Die Bewertungen
Dieses Jahr können wir wie gewohnt auf die Bewertungen von Parker, Gabriel und WineSpectator zugreifen.

Parker hat dieses Jahr fünf Jahrgänge probiert:

„…I finally decided I was tasting at least FIVE different vintages! Broadly speaking, I thought 20% of the wines reminded me of 1982,another 20% of 1990, about 25% of 1989,about 15% of 1991, another 15% of 1975, and the last 5% so extraordinary that I thought these few wines were the most compelling young Bordeaux I have ever tasted."

Noch erstaunlicher ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass er in seiner Zusammen-fassung der Jahrgangsspitze 13 von 25 Weine aus dem St. Emilion und dem Pomerol als „The vintage’s most profound wines“ sieht.

Auch der WineSpectator: J. Suckling adelte 30 Weine mit der Höchstnote 95-100 Punkte, darunter 3 Pomerols und 5 St. Emilions.

Die Euphorie manches Journalisten für die 2003er Sauternes Weine können wir nur bedingt teilen. Wir können uns vorstellen, dass viele der hohen Bewertungen im direkten Vergleich zu den 2001er Weinen nicht ganz gerechtfertigt sind und verzichten daher vorerst auf eine generelle Kaufempfehlung.

Reisebericht:
Unsere Verkostungen beginnen am Montag, 9 Uhr morgens, bei Eglise Clinet. Ein gut gelaunter Denis Durantou begrüßt uns mit La Chenade, Les Cruzelles, La Petite Eglise und L’Eglise Clinet. Der Grand Vin besteht zu 90% aus Merlot und zeigt sich leicht floral in der Nase mit viel Extrakt, einer intensiven Würze und gutem Volumen. Mit diesen Weinen eichen wir unseren Gaumen. Wir probieren noch einen sehr schmelzigen Haut-Carles, mit viel Extrakt und einer ansprechenden Fruchtsüße. Toll! Ein darauf folgender Charmail beeindruckt mit einer guten Stoffigkeit, deutlich vom Cabernet dominiert, viel Toffee, Würze und Volumen. Ein echter TOP-BUY! Wir ziehen weiter zu Thienpont und Vieux Château Certan. Die Familie Thienpont wird den 2003er leider nicht in guter Erinnerung behalten: Zum einen verbrannten die Trauben regelrecht auf Le Pin, was dazu führt, dass es dieses Jahr keinen Le Pin geben wird, und der Cousin auf VCC muss sich aufgrund strikter Selektion mit einem Viertel der regulären Erntemenge zufrieden geben. Dies ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht besonders dramatisch, da in den letzten zwei Jahren intensiv in Kellertechnik und eine atemberaubende Belüftungsanlage investiert wurde. Aber zum Ende der Verkostung und Besichtigung können wir noch einen Blick auf die Reserve des Châteaus werfen. Das endgültige Cuvée hat Thienpont erst einen Tag zuvor festgelegt: 20% Merlot und 80% Cabernet Franc - normalerweise ist dieses Verhältnis genau umgekehrt! Er lässt uns nur die Rebsorten einzeln verkosten, eine Bewertung ist somit leider nicht möglich. Da wir gerade in der Nähe sind, halten wir kurz entschlossen beim Syndicat du Pomerol und verkosten folgende Weine: Beauregard, Bon Pasteur, Clinet, la Conseillante, Gazin und La Pointe. Keiner der Weine kann uns zu diesem Zeitpunkt so recht überzeugen, aber wir werden diese Weine zu einem späteren Zeitpunkt nochmals verkosten. Alle Weine rund und weich von der Frucht getragen, ohne Tiefe, teilweise nur mittelgewichtig.

Es geht weiter zum „Cercle Rive Droite“, einer Verkostung inkl. der Satelliten. Hier haben wir Gelegenheit, einige der Pomerols erneut zu verkosten. Die Pomerol-Highlights sind
Beau-Soleil und Bon Pasteur. Aber die Satelliten haben es in sich: La Fleur de Bouard, Jonqueyres, Marjosse Rouge, Puygueraud, Cap de Faugeres und Fougas Maldorer sind alles TOP-BUY! Weine, tief, nuancenreich, saftig und gut strukturiert. Im St. Emilion-Lager sind insbesondere Branda und Patris zu nennen, bevor wir zu den Fronsac-„Stars“ kommen:
Moulin Haut Laroque, Fontenil, Les Troix Croix und Villars werden Ihnen viel Genuss zu einem fairen Preis bieten!

Weiter zu Cheval-Blanc: Der Petit Cheval wartet mit einer schönen Würze und viel Schmelz auf. Generös, intensiv und elegant, aber es fehlt mir an Tiefe und Struktur. Der Grand Vin ist in der Nase sehr zurückhaltend, elegant, intensiv mit einer guten Portion Würze, aber auch hier fehlt - neudeutsch gesagt - Power! Die 95-100 Punkte von James Suckling habe ich nicht im Glas gehabt.

Wir kurven auf das Plateau über St. Emilion zu Alain Vauthier und seinem Ch. Ausone. Diese Baustelle scheint nie fertig zu werden! Schon die letzten Jahre konnten wir die Keller-Aushübe aus dem Stein-Massiv bewundern, nun hat Vauthier begonnen, das ganze „Herrenhaus“ zu sanieren. Hinter den Außenmauern bietet sich ein freier Blick auf das Steinplateau - an einen Keller ist hier nicht zu denken! Aber zu den Weinen: Château Fonbel ist die „Alltagsdroge“ von Ausone: Tiefdunkel, generös, ansprechende Textur und Süße, viel Volumen und Extrakt – so muss ein bezahlbarer St. Emilion sein! TOP-BUY! Mit Moulin St. Georges geht es weiter: Sehr generös, elegant und wuchtig mit einem intensiven Nachhall, wieder TOP-BUY! Klasse! Mit Ausone selbst dann der große Wurf: Toffee, Schoko, intensive Würze, enorme Eleganz, generös, ein Grand Seigneur, nicht vordergründig wuchtig, dafür dezent nachhaltig. Ein Musterbeispiel bordelaiser Weinkunst: HOT-BUY! Der beste Wein des rechten Ufers!

Weiter zu Monsieur Neipperg auf sein Château Canon-la-Gaffeliere. Wir beginnen mit d’Aiguilhe: Trotz 80% Merlot ein sehr intensives Erlebnis, wuchtig, nachhaltig, mit einer ansprechenden Textur, voll und reif. TOP-BUY! Wir kommen zum Canon-la-Gaffeliere: Hier steht die Eleganz im Vordergrund, kein „Blockbuster“, dafür eine gehörige Portion Würze mit einer ansprechenden Struktur. Mit La Mondotte geht dann die Sonne auf - faszinierende Frucht-Aromatik, sehr dominant und nachhaltig in der Nase. Enorme Struktur, viel Extrakt, tiefgründig und druckvoll am Gaumen. HOT-BUY!

In der „Hexenküche“ Thunevin erwartet uns eine Vielzahl von Winzern mit ihren Mustern. Neben den eigenen Weinen Clos Badon und Valandraud verkosten wir nochmals La Fleur Mongiron und sind erneut überzeugt von diesem faszinierendem Wein. Er erinnert uns stark an den 2000er Jahrgang, tief und nuancenreich, viel Frucht, aber nicht überextrahiert, weniger ist in diesem Fall mal wieder mehr. Vollmundig und saftig, ein typischer Vertreter des „neuen“ jungen St. Emilion! TOP-BUY!

Der erste Tag St. Emilion geht zu Ende und wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Olivia und Neil von Château Masburel. Nach den sensationellen 2002er Weinen sind unsere Erwartungen sehr hoch und wir sind sehr gespannt auf die 2003er Weine. Während diese Zeilen entstehen beginnt die Auslieferung der 2002er Masburel Weine und wir hoffen das
die Kunden, welche letztes Jahr unserer Empfehlung MUST-BUY gefolgt sind unsere Meinung über diese Weine teilen.

Lady Masburel 2003:
Über 50% des Cuvees werden aus Cabernet-Sauvignon Trauben gekeltert. Der Wein verkostet sich wie der 2002er extrem gut: sehr saftig und vielschichtig, kraftvoll mit einer massiven Frucht, stoffig und nachhaltig, eindrucksvoll dicht und für 7,90 € pro Flasche in der Subskription ein SCHNÄPPCHEN! Neil & Olivia haben diesen Jahrgang erstmalig die verschiedenen Rebsorten gemeinsam fermentiert. Wieder ein MUST-BUY!

Château Masburel 2003:
Analog zu Lady 02&03 zeichnet sich nun der 2003er Château ebenfalls durch diesen Gewinn an Saftigkeit aus. Eine massive Frucht, sehr sehr komplex, absolut generös und tiefgründig, stoffig, aber auch elegant und unheimlich dicht! Sehr intensiv am Gaumen – der spontane Wunsch in diesem Wein zu baden konnte man leider nicht erfüllen. Mit 11,90 € ebenfalls ein SCHNÄPPCHEN und ein MUST-BUY!

Neben dem Hinweis, das die Preise zum 2002er Jahrgang unverändert bleiben, möchten wir Ihnen insbesondere die Sonderformate ans Herz legen!

Damit nicht genug haben wir noch ein ganz exklusives Angebot: die 3,00L. und 6,00L. Flaschen werden von Olivia persönlich von Hand geschrieben und können mit Ihrer kurzen individuellen Widmung versehen werden. So können Sie z.B. Ihrem Patenkind ein eigenes „Cuvee“ mit Geburtsdatum widmen.

Masburel 2003
Artnr.     Wein    
Inh.
   
Brutto
   
25281     Lady Masburel - Côtes de Bergerac    
0,375
   
4,45
   
25282     Lady Masburel - Côtes de Bergerac    
0,75
   
7,90
   
25285     Lady Masburel - Côtes de Bergerac    
6,00
   
99,99
   
           
   
   
25291     Chateau Masburel - Côtes de Bergerac    
0,375
   
6,45
   
25290     Chateau Masburel - Côtes de Bergerac    
0,75
   
11,90
   
25292     Chateau Masburel - Côtes de Bergerac    
1,50
   
24,80
   
25293     Chateau Masburel - Côtes de Bergerac    
3,00
   
69,00
   
25294     Chateau Masburel - Côtes de Bergerac    
6,00
   
138,00
   


Am darauf folgenden Tag beginnen die Verkostungen der Union de Grand Cru, und wir beginnen auf Beausejour-Becot mit den St. Emilion-Weinen - leider direkt mit dem Highlight der Verkostung, Château Angelus: Viel Extrakt, stoffig, mit vielen dunklen Beeren, guter Länge, nachhaltig, leicht saftig. HOT-BUY! Danach probieren wir Beausejour-Becot, Canon, Dassault, Figeac, Clos Fourtet, La Dominique und La Gaffeliere – die Weine schmecken zwar nicht gleich, aber im Ausdruck fehlt ihnen Tiefe und Struktur, für alle Weine ist eine frühe Trinkreife zu erwarten. Sie bewegen sich alle zwischen 88 und 90 Punkten. Einzige positive Überraschung ist La Couspaude, dieser Wein sticht hervor mit viel Extrakt und Volumen, ansprechend in Bezug auf Tannine und Struktur: TOP-BUY!
Erwartungsgemäß zum Ende der Verkostung folgt Troplong-Mondot mit reichhaltigen Tanninen, nachhaltig und generös mit Tiefe und Struktur.

Weiter zu La Pointe, der Pomerol Dependance. Mit Beauregard beginnen wir: Seidig, elegant, saftig, gut! Schöne Textur, so muss Pomerol sein: TOP-BUY! Clinet ist zwar saftig und fleischig, es fehlt dann aber am Gaumen der letzte Kick bzw. die Kraft. Leichter „Blender“.
La Conseillante ist da überzeugender: tief und generös, leicht mystisch, voll und saftig mit angenehmer Süße. TOP-BUY! Evangile stößt ins selbe Horn, ist aber etwas eleganter als der Conseillante, was wohl der Handschrift der Domaine Lafite-Rothschild zuzuschreiben ist.

Und es geht gen Westen an den Stadtrand von Bordeaux zu Domaine Clarence Dillon.
Wir beginnen mit La Chapelle de la Mission: Sehr tief und nuancenreiche Nase, vollreif und saftig, sehr reife Frucht, fast überreif, dabei aber ein mittlerer eleganter Körper, gute Balance.
Mit Bahans Haut Brion steigen wir dann eine Stufe höher: Generös in der Nase, tiefe Schwarzkirsche. Am Gaumen dann intensiv und leicht wuchtig. Schmelzige Tannine, gekonnt integriert, dezenter Anklang von Paprika & Gewürzen. TOP-BUY! La Tour Haut Brion: Saftig, gute Balance, vornehme Frucht, kein Blockbuster, aber Pessac-Leognan at its best!
Dann zum Duell: La Mission macht den Anfang: In der Nase Cassis und viel Schmelz, leichter Anklang von Vanille, generöses Entrée, die Tannine präsentieren sich stark geschliffen, doch trotzdem sehr saftig und würzig. Haut Brion kommt dagegen wesentlich breiter daher und scheint zunächst der größere Wein zu sein, doch in der Tiefe und den Nuancen kann der La Mission mehr überzeugen.

Nun zur Unions Verkostung auf Ch. Carbonnieux, um einen Eindruck der gesamten Appellation zu erhalten. Carbonnieux selbst kann überzeugen, ausgeprägte und nachhaltige Frucht, in der Nase vom Cabernet getragen, samtig, weich und charmant, ansprechende Textur: TOP-BUY! Haut Bailly überzeugt mit massiven Tanninen, sehr maskuliner Wein, saftig, aber auch leicht streng. TOP-BUY! Haut-Bergey setzt noch einen drauf: Saftig, massiv, erinnert an den 2000er, gute Balance, gekonnt vinifiziert und sehr würzig. TOP-BUY!
La Louviere ist die Überraschung der Verkostung, konnte noch nie überzeugen, dieses Jahr schon. Sehr tiefgründig in der Nase, tief und vollreif, wuchtig mit trockenen Tanninen. TOP-BUY! Dann Larrivet Haut-Brion souverän: Viel Röstaromen, fleischig, Kakao aber auch Schwarzkirsche. Intensiv-wuchtig mit Anflug von grüner Paprika, authentisch gut - TOP-BUY! Les Carmes Haut-Brion reiht sich ebenfalls ein: Satt und tief, fast likörartige Nase, intensiv und nachhaltig. Ebenfalls ein TOP-BUY! Mit animalischem Pape Clement und einem fleischigem Smith Haut Lafitte endet die Verkostung.

Obgleich der WineSpectator voll des Lobes für die 2003er Sauternes-Weine ist, sehen wir diese etwas differenzierter. Wir ziehen zum Vergleich noch die zwei Vorgänger heran: Während die 2001er Weine voll ausgereift, massiv, dick und wuchtig, mit einem enormen Spektrum an reifen bis überreifen Aromen von Aprikose und Pfirsich waren, präsentierten sich die 2002er Weine letztes Jahr zwar nicht so tief, dickflüssig, ölig wie die 2001er, jedoch ähnlich in ihrer Fruchtaromatik. Dieses Jahr sehen wir die 2003er Weine in Ausdruck und Konsistenz vielleicht ähnlich wie die 2002er Weine, jedoch vermissen wir fast gänzlich das herrliche Aromenspektrum von Aprikosen und Pfirsichen. Stattdessen präsentieren sich die Weine mit leichten „Aromen“ von Honigmelone oder auch Ananas, für den Moment können wir die sechsmalige Vergabe der höchsten Bewertung von 95-100 Punkte nicht nachvollziehen. In zwei Jahren von der Flasche wird sich dieses Bild vielleicht revidieren.

Wir beginnen einen neuen Tag im St. Estephe bei Château Montrose. Tief und undurchdringbares Tiefrot, elegant und generös in der Nase. Hier schlummert ein ganz großer Montrose: Enorme Struktur, saftig, fruchtig, wuchtig, groß! Enormes Volumen, sehr viel Extrakt, und das Ganze mit samtigen Tanninen verpackt. Toll! Wenn die Preise seriös bleiben, kaufen wir jede Kiste dieses Weines, derer wir habhaft werden! HOT-BUY sowieso, aber auch MUST-BUY!

Weiter zur „Konkurrenz“: Domaine Prats. Man hat die Verkostung anscheinend kurzfristig geändert. Statt wie üblich in den vergangenen Jahren mit Marbuzet und Pagodes de Cos zu beginnen, wie es die Verkostungsunterlagen für den 2003er Jahrgang ausweisen, serviert man uns den 2001er, 2002er und 2003er Jahrgang des Grand Vin. Wir sind höflich und bestehen nicht auf den Zweitwein bzw. das zweite Château. Der 2001er und 2002er haben sich prächtig entwickelt und ihre Eindrücke der jeweiligen Fassverkostung eindrucksvoll bestätigt. Der 2003er Cos ist in der Nase bereits die perfekte Symbiose des 2001er und 2002er Jahrgangs. Hier stimmt einfach alles: tief, nuancenreich, generös, Anklang von Tabak, aber auch tiefdunkler Brombeeren. DER Grand Vin des St.Estephe! Frucht und Gerbstoffe stehen in perfekter Balance, in der Frucht möchte man baden! Generös, nachhaltig und tief, dazu auch eine sehr große Eleganz. Dieser Wein wird an die Höhepunkte vergangener Jahre (1982, 1986, 1990 und 2000) anknüpfen! HOT-BUY!

Unsere nächste Verkostung der Union de Grand Cru findet auf Branaire-Ducru statt:
d’Armailhac präsentiert sich vollreif, fleischig, leicht animalisch, mit einer guten Balance und einer ansprechenden Textur. Dieses Jahr ohne Zweifel TOP-BUY! Clerc Milon legt noch einen drauf: Anflug von Pflaume/Port in der Nase, am Gaumen dann wieder fleischig-saftig, sehr ansprechend, fast etwas kalifornisch, von der Frucht getragen, mit guter Balance - bravo! TOP-BUY! Bei dieser Vorlage sind wir gespannt auf das Paradepferd von Mouton-Rothschild, das später unseren Weg kreuzen sollte. Mit Batailley, Croizet Bages, Grand Puy Ducasse und Haut Bages Liberal verkosten wir authentische Pauillacs mit gutem Potenzial. Mit Lynch-Bages geht es dann zur „feinen Gesellschaft“ des Pauillac: Mystisch und tief in der Nase, eine enorme Tiefe und Struktur, nachhaltig und lang im Abgang. HOT-BUY! Mit Les Ormes de Pez kommen wir wieder etwas auf den bordelaiser Boden der Tatsachen zurück, verkosten aber einen Wein mit viel Value. Nach Lynch zwar nur ein mittlerer Körper, aber der Wein kommt auf den zweiten Schluck. TOP-BUY! Dann Pontet Canet: Sehr tief in der Nase, nachhaltig und nuanciert. Gute Länge und intensive Frucht, schöne Länge, sehr gut! Eine Bank, ein klassischer Pauillac, wie er sein soll! TOP-BUY!

Und weiter ins St.Julien: Beychevelle präsentiert sich mit intensiven Röstaromen, einer gehörigen Portion Fruchtsüße, einer guten Balance, klassisch, saftig und gut! Gruaud Larose: Intensiv, leicht trockene aber samtige Gerbstoffe. Gute Balance und sehr nachhaltig. TOP-BUY! Dann der konstante Klassiker des St.Julien: Leoville Barton, leicht parfümiert in der Nase, dann viel Saft und Struktur, klasse! TOP-BUY! Aber Monsieur Cuvelier von Leoville Poyferre (gegenüber von Las Cases) setzt noch einen drauf: Sehr ausgewogen in der Nase, voll und nachhaltig, nuancenreich, schöne Süße und eine gute Balance! TOP-BUY! Talbot gibt uns zuerst etwas Rätsel auf: leicht dropsige Fruchtsüße, am Gaumen dann trocken aber intensiv und groß. Viel dunkle Frucht und intensiv im Nachhall: TOP-BUY! Dann gen Norden zu Calon Segur: tiefdunkel, am Gaumen generös, appetitanregende Frucht auf den Punkt. Gerbstoffe bestens eingebunden, ein echter Vin de Garde. Großartige Balance, so muss und kann nur Bordeaux schmecken! HOT-BUY! Noch fünf Termine für den Nachmittag:

I. Lafite-Rothschild
Carruades de Lafite: reichlich Schwarzkirsche, vollreif, enorm strukturierter Körper, gute Balance, leicht portweinartig. TOP-BUY! Duhart Milon: Vom Cabernet getragen, gute Würze, wieder voll und saftig. Sehr schön, könnte etwas mehr Tannine vertragen, trotzdem TOP-BUY. Dann der Grand Vin: Absolut Cabernet-dominiert, eine gehörige Portion Röstaromen, faszinierender Körper und Balance, massive Frucht, elegant, wuchtig, aber auch dicht - große Klasse! HOT-BUY!

II. Mouton-Rothschild
d’Armailhac und Clerc Milon bestätigen eindrucksvoll die Eindrücke vom Morgen. Aber nun zum Prestige-Wein des Hauses: Extrem mystisch in der Nase, intensiv, nachhaltig und wuchtig, auf den Punkt genau strukturiert. Dieses Jahr vor Lafite – unfassbarer Weise noch mehr Konsistenz und Nachhaltigkeit, viel Würze und ein intensives Finish. Groß! HOT-BUY!

III. Pichon-Lalande
Traditionell beginnen wir mit Ch. Bernadotte aus dem Medoc, welcher zum Besitz der Comtesse gehört und vom Pichon Team vinifiziert wird: „voll, tief, nuancenreich, schöne Unterlage, gute Balance, klassisch! TOP-BUY! Zwar nicht ganz so majestätisch wie ein Mouton oder Lafite-Rothschild, aber nicht minder typisch für das Pauillac, präsentiert sich die Comtesse. Vollreife und intensive Schwarzkirsche, kraftvolle Eleganz, gekürt mit einem extraktreichen Finish. Macht dem 2000er Konkurrenz! HOT-BUY!

IV. Pichon-Baron
Nicht minder intensiv als der Nachbar von der anderen Straßenseite, viel Würze, tiefdunkel, viel Cassis, stark im Ausdruck, gute Länge – ein ausgezeichneter Baron, der mit zu den besten des Châteaus gehören wird, aber auf der Zielgerade mit der Comtesse hat dieser eine Nasenlänge vorne, trotzdem HOT-BUY!

V. Ducru-Beaucaillou
Für diesen Wein muss Monsieur Borie außerirdischen Beistand gehabt haben. Absolut generöse Frucht, der saftigste und nachhaltigste Wein seiner Klasse. Enorme Tiefe, verschwenderisches Cassis, enorm voll und nuancenreich, die perfekte Symbiose von Frucht und Gerbstoffen, trotzdem dabei eine ungeahnte Eleganz aufzeigend.! Ein besonders großer Ducru-Beaucaillou! HOT und MUST-BUY! Dem Hörensagen nach wird ihm die Krone des St. Julien nur durch einen anscheinend galaktischen Leoville Las Cases streitig gemacht.

Wir sind froh, dass mit diesem Wein der Tag endet, da alle anderen Weine danach keine Chance mehr gehabt hätten…

Der nächste Tag beginnt nicht minder eindrucksvoll: Château Latour!
Nach mehreren Jahren des Umbaus des gesamten Châteaus verfügt man nun über einen Verkostungsraum, der es locker mit einer Edelboutique in Paris oder Mailand aufnehmen könnte. Wir beginnen mit einem kleinem „Accessoire“: Pauillac de Latour Eine gehörige Portion Röstaromen in der generösen Frucht. Tolle natürliche Konzentration, sehr intensive Frucht, gute Balance, tief und nachhaltig. Selbst für einen Drittwein legt man sich hier enorm ins Zeug. TOP-BUY! Dann Les Forts de Latour: Etwas zurückhaltend in der Nase, am Gaumen dann auf den Punkt intensiv, nachhaltig und wuchtig, nicht ganz so charmant und süffig wie der Pauillac, dafür aber klassischer und generöser. TOP-BUY! Nun zur Haute-Couture des Hauses: Sehr, sehr elegant, alles da, gute Balance, nachhaltig und dicht, kein explodierender Blockbuster, schöne Würze, sehr feine Tannine, elegant und absolut faltenfrei! Echt groß! HOT-BUY!

Anschließend geht es zurück in das Relais du Margaux, um dort an die 100 bürgerlichen Gewächse zu verkosten – dort angekommen müssen allerdings erstmal ein paar Weine herhalten, um die Zunge neu zu kalibrieren!

In der Kürze die TOP-BUY’s zusammengefasst:

    d’Agassac
    Escurac
    Petit-Bosq
    Chasse Spleen
    Maucaillou
    Poujeaux
    Greysac
    Les Ormes Sorbet
    Rollan de By
    Cambon la Pelouse
    Grandis
    Liversan

Und ganz besonders:

    Charmail
    St. Paul: Nördlich von St. Estephe gelegen in der Nachbarschaft zu Sociando-Mallet und der näheren Umgebung von Calon-Segur!

Als nächstes liegt der letzte Premier Cru, Château Margaux an. Pavillon Rouge du Ch. Margaux präsentiert sich gewohnt seidig, mit einer eleganten Nase. Leicht parfümiert in der Nase. Etwas zurückhaltend, trotzdem sehr dichte Textur. Kein Blockbuster, dafür seidige Eleganz. Der Grand Vin selbst empfängt uns mit reichlich Pflaume in der Nase, sehr elegant, sehr weich, sehr glatt und rund, aber wo ist die Tiefe geblieben? Alles da, aber es fehlt an Dichte und Nachhaltigkeit. Bei der anschließenden Unions-Verkostung bleibt nur der Rauzan Segla erwähnenswert: Sehr ansprechend und nachhaltig, gute Portion Süße, gute Balance und sehr ausgewogen. Um die kleineren Weine der Appellation würde ich eher einen Bogen machen.

Unser diesjähriges Finale findet auf Ch. La Lagune statt. Von außen ein recht unscheinbares Gebäude, doch im Inneren beeindruckend vollgestopft mit modernster Kellertechnik. Ein Edelstahltank neben dem anderen. Das Ganze blitzsauber und hochmodern – vielleicht etwas zu industriell und clean. Das erste Verkostungsmuster Chasse Spleen kommt uns da gerade recht: Nachhaltig mit guter Substanz, besser als auf der ersten Verkostung im Relais du Margaux. Danach tut sich ein Poujeaux relativ schwer - ganz nett, aber irgendwie auch nichtssagend, schade! Auch bei einem Beaumont, Belgrave oder Camensac will so recht keine Freude aufkommen. Es verbleiben folgende TOP-BUY’s: Cantemerle, Citran und La Tour de By.

Als La Lagune an die Reihe kommt kann der Wein eigentlich überzeugen – ein äußerst gut gelungener Haut-Medoc Wein. Jedoch als wir später den Primeurpreis des Chateaux erfahren schütteln wir den Kopf. Auch wenn die Investitionen sich wieder auszahlen müssen, ist und bleibt ein La Lagune ein 3. Gewächs aus dem Haut-Medoc.

Adieu Bordeaux, wir kommen wieder, keine Frage…

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Bordeaux 2003 - Bilderbuchsommer = Jahrhundertweine?

Bordeaux 2003 - Bilderbuchsommer = Jahrhundertweine?

Um dieser spannenden Frage auf den Grund zu gehen und uns ein eigenes Bild zu verschaffen, begaben wir uns auch in diesem Jahr nach Bordeaux.

Der Jahrgang
ist ungewöhnlich und von einigen Besonderheiten gekennzeichnet, die kaum einen Vergleich zu anderen Jahren zulassen. Die Terroirs, das Klima und die Vinifikation sind nicht minder individuell wie die Persönlichkeiten dahinter. Man besitzt heute wesentlich mehr wissenschaftliche Erkenntnisse über den Weinbau, so dass rein metereologische Vergleiche mit anderen Jahrgängen nicht mehr genügen (manch einer zitiert dennoch den 1947er Jahrgang). Pflanzdichte, Weinbergsmanagement, grüne Lese, und natürlich die Vinifikation sind neben dem Klima wichtige Vergleichsfaktoren und werden heute ganz anders gehandhabt als vor 50 Jahren. Ein gutes Beispiel ist der Anstieg der Alkoholwerte seit den mittleren 90er Jahrgängen. Waren früher 12,5% selbst für einen 1982er, 1986er oder 1990er Jahrgang „ausreichend“, führen wir heute Weine mit meist 13% bis 13,5% Alkohol.

Die Hitze
verdeutlicht sich an folgenden Werten: Die jährliche Durchschnittstemperatur betrug 14,8° C gegenüber der bisherigen Rekordmarke von 14,5° C des 1990er Jahrgangs. Die Dramatik dieser Zahl wird erst deutlich, wenn man „en detail“ die Höchstwerte im Monat August betrachtet. So verzeichnete Château Latour einen um durchschnittlich 5° C wärmeren August als regulär, mit Spitzenwerten von 35-40° C an 20 Tagen des Monats!

Das Terroir
war dieses Jahr mehr denn je ein wichtiger Faktor für Erfolg oder Misserfolg. Bevorzugt waren z.B. die „Gironde-Lagen“, die den Reben in der Nacht Abkühlung brachten. Nicht umsonst gibt es ein altes bordelaiser Sprichwort, das besagt, dass die besten Weine nur von Rebstöcken aus Lagen in Sichtweite der Gironde kommen. Heute betrachten wir die Qualitätsfrage von Weine natürlich wesentlich differenzierter, aber wie so oft haben alte Sprichwörter einen Funken Wahrheit. Und das, obwohl diese „Erkenntnis“ aus einer Zeit stammt, in der die Weinbereitung noch meist empirisch gesteuert wurde. Aber auch die nördlichen Terroirs wie z.B. das St. Estephe waren dieses Jahr bevorzugt. Je nördlicher man auf der „Landzunge“ Medoc kommt, desto dünner wird die Besiedlung, und das Klima wird zunehmend vom nahen Atlantik dominiert. Das haben wir selbst erfahren, nachdem wir von unserem Hotel in Pauillac zu einem Verkostungstermin auf Château Calon-Segur fuhren und eine merkliche Abkühlung und eine leichte Brise feststellten. Aber auch der Boden war dieses Jahr wichtig! So waren wasserführende Unterlagen mit Lehm- und Tonschichten eine gute Grundlage, um den hohen Temperaturen und der Trockenheit zu trotzen.

Die Rebsorten
Der Merlot als dünnschalige und früh reifende Sorte hat während der großen Hitzeperioden im Monat August zügig seine Frucht-/ Zuckerwerte erreicht, doch aufgrund des noch stets sehr heißen Klimas stiegen die Zuckerwerte weiter an, obgleich für die Qualität des Weines jetzt eigentlich die phenolische Reife notwendig gewesen wäre. Mit der phenolischen Reife bezeichnet man die dunkle Färbung der Trauben sowie die Tannine. Diese Reife entsteht meist im September, wenn das Klima gemäßigter wird und die Temperaturen nachts wieder stärker abkühlen. Manche Châteaux versuchten diesen Effekt durch gezieltes Blattmanagement zu adaptieren. So verkostet sich manch Merlot-dominierter Wein des Libournais bzw. St.Emilion relativ unprätentiös: die Frucht ist äußerst harmonisch ausgeprägt und elegant, die Weine sind „breit“, aber nicht „tief“. Es ist alles da, es gibt auch keine grünen Tannine, aber die Struktur, die berauschende Tiefe und Länge vermissten wir leider sehr oft. So werden diese Weine nach der Abfüllung sicherlich zügig einen großen Trinkgenuss bereiten, weisen aber andererseits auch kein großes Potenzial mehr auf. Um an dieser Stelle klar Stellung zu beziehen, vergleichen wir diese Weine nicht mit z.B. Jahrgängen wie 1997! Zumal sich schon jetzt abzeichnet, dass viele Winzer des rechten Ufers sich ihrer Qualitäten bewusst sind und ihre Preise reduzieren.

Der Cabernet hingegen ist das genaue Gegenteil: Er zeichnet sich durch seine dicken Schalen und seine langsamere Entwicklung aus. Nicht ohne Grund ist diese robuste Rebsorte weltweit stark verbreitet. Aufgrund der späteren Reife war der Übergang zur phenolischen Reife beim Cabernet wesentlich harmonischer. Die Reben konnten von den kühlen Nächten profitieren bzw. in den „kühlen“ Terroirs (Gironde, St. Estephe und Medoc) eine faszinierende Tiefe und Struktur erlangen. Die guten Weine mit einem hohen Cabernet-Anteil verfügen deshalb über alles, was man sich von einem Bordeaux-Wein wünscht: Eleganz, Frucht, tiefe Struktur, aber auch Kraft, wie sie nur im Bordelais wachsen kann. In der Spitze finden sich Weine, die keinen Vergleich zu den großen Jahrgängen der jüngeren Vergangenheit scheuen müssen.

Die Bewertungen
Dieses Jahr können wir wie gewohnt auf die Bewertungen von Parker, Gabriel und WineSpectator zugreifen.

Parker hat dieses Jahr fünf Jahrgänge probiert:

„…I finally decided I was tasting at least FIVE different vintages! Broadly speaking, I thought 20% of the wines reminded me of 1982,another 20% of 1990, about 25% of 1989,about 15% of 1991, another 15% of 1975, and the last 5% so extraordinary that I thought these few wines were the most compelling young Bordeaux I have ever tasted."

Noch erstaunlicher ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass er in seiner Zusammen-fassung der Jahrgangsspitze 13 von 25 Weine aus dem St. Emilion und dem Pomerol als „The vintage’s most profound wines“ sieht.

Auch der WineSpectator: J. Suckling adelte 30 Weine mit der Höchstnote 95-100 Punkte, darunter 3 Pomerols und 5 St. Emilions.

Die Euphorie manches Journalisten für die 2003er Sauternes Weine können wir nur bedingt teilen. Wir können uns vorstellen, dass viele der hohen Bewertungen im direkten Vergleich zu den 2001er Weinen nicht ganz gerechtfertigt sind und verzichten daher vorerst auf eine generelle Kaufempfehlung.

Reisebericht:
Unsere Verkostungen beginnen am Montag, 9 Uhr morgens, bei Eglise Clinet. Ein gut gelaunter Denis Durantou begrüßt uns mit La Chenade, Les Cruzelles, La Petite Eglise und L’Eglise Clinet. Der Grand Vin besteht zu 90% aus Merlot und zeigt sich leicht floral in der Nase mit viel Extrakt, einer intensiven Würze und gutem Volumen. Mit diesen Weinen eichen wir unseren Gaumen. Wir probieren noch einen sehr schmelzigen Haut-Carles, mit viel Extrakt und einer ansprechenden Fruchtsüße. Toll! Ein darauf folgender Charmail beeindruckt mit einer guten Stoffigkeit, deutlich vom Cabernet dominiert, viel Toffee, Würze und Volumen. Ein echter TOP-BUY! Wir ziehen weiter zu Thienpont und Vieux Château Certan. Die Familie Thienpont wird den 2003er leider nicht in guter Erinnerung behalten: Zum einen verbrannten die Trauben regelrecht auf Le Pin, was dazu führt, dass es dieses Jahr keinen Le Pin geben wird, und der Cousin auf VCC muss sich aufgrund strikter Selektion mit einem Viertel der regulären Erntemenge zufrieden geben. Dies ist aus betriebswirtschaftlicher Sicht besonders dramatisch, da in den letzten zwei Jahren intensiv in Kellertechnik und eine atemberaubende Belüftungsanlage investiert wurde. Aber zum Ende der Verkostung und Besichtigung können wir noch einen Blick auf die Reserve des Châteaus werfen. Das endgültige Cuvée hat Thienpont erst einen Tag zuvor festgelegt: 20% Merlot und 80% Cabernet Franc - normalerweise ist dieses Verhältnis genau umgekehrt! Er lässt uns nur die Rebsorten einzeln verkosten, eine Bewertung ist somit leider nicht möglich. Da wir gerade in der Nähe sind, halten wir kurz entschlossen beim Syndicat du Pomerol und verkosten folgende Weine: Beauregard, Bon Pasteur, Clinet, la Conseillante, Gazin und La Pointe. Keiner der Weine kann uns zu diesem Zeitpunkt so recht überzeugen, aber wir werden diese Weine zu einem späteren Zeitpunkt nochmals verkosten. Alle Weine rund und weich von der Frucht getragen, ohne Tiefe, teilweise nur mittelgewichtig.

Es geht weiter zum „Cercle Rive Droite“, einer Verkostung inkl. der Satelliten. Hier haben wir Gelegenheit, einige der Pomerols erneut zu verkosten. Die Pomerol-Highlights sind
Beau-Soleil und Bon Pasteur. Aber die Satelliten haben es in sich: La Fleur de Bouard, Jonqueyres, Marjosse Rouge, Puygueraud, Cap de Faugeres und Fougas Maldorer sind alles TOP-BUY! Weine, tief, nuancenreich, saftig und gut strukturiert. Im St. Emilion-Lager sind insbesondere Branda und Patris zu nennen, bevor wir zu den Fronsac-„Stars“ kommen:
Moulin Haut Laroque, Fontenil, Les Troix Croix und Villars werden Ihnen viel Genuss zu einem fairen Preis bieten!

Weiter zu Cheval-Blanc: Der Petit Cheval wartet mit einer schönen Würze und viel Schmelz auf. Generös, intensiv und elegant, aber es fehlt mir an Tiefe und Struktur. Der Grand Vin ist in der Nase sehr zurückhaltend, elegant, intensiv mit einer guten Portion Würze, aber auch hier fehlt - neudeutsch gesagt - Power! Die 95-100 Punkte von James Suckling habe ich nicht im Glas gehabt.

Wir kurven auf das Plateau über St. Emilion zu Alain Vauthier und seinem Ch. Ausone. Diese Baustelle scheint nie fertig zu werden! Schon die letzten Jahre konnten wir die Keller-Aushübe aus dem Stein-Massiv bewundern, nun hat Vauthier begonnen, das ganze „Herrenhaus“ zu sanieren. Hinter den Außenmauern bietet sich ein freier Blick auf das Steinplateau - an einen Keller ist hier nicht zu denken! Aber zu den Weinen: Château Fonbel ist die „Alltagsdroge“ von Ausone: Tiefdunkel, generös, ansprechende Textur und Süße, viel Volumen und Extrakt – so muss ein bezahlbarer St. Emilion sein! TOP-BUY! Mit Moulin St. Georges geht es weiter: Sehr generös, elegant und wuchtig mit einem intensiven Nachhall, wieder TOP-BUY! Klasse! Mit Ausone selbst dann der große Wurf: Toffee, Schoko, intensive Würze, enorme Eleganz, generös, ein Grand Seigneur, nicht vordergründig wuchtig, dafür dezent nachhaltig. Ein Musterbeispiel bordelaiser Weinkunst: HOT-BUY! Der beste Wein des rechten Ufers!

Weiter zu Monsieur Neipperg auf sein Château Canon-la-Gaffeliere. Wir beginnen mit d’Aiguilhe: Trotz 80% Merlot ein sehr intensives Erlebnis, wuchtig, nachhaltig, mit einer ansprechenden Textur, voll und reif. TOP-BUY! Wir kommen zum Canon-la-Gaffeliere: Hier steht die Eleganz im Vordergrund, kein „Blockbuster“, dafür eine gehörige Portion Würze mit einer ansprechenden Struktur. Mit La Mondotte geht dann die Sonne auf - faszinierende Frucht-Aromatik, sehr dominant und nachhaltig in der Nase. Enorme Struktur, viel Extrakt, tiefgründig und druckvoll am Gaumen. HOT-BUY!

In der „Hexenküche“ Thunevin erwartet uns eine Vielzahl von Winzern mit ihren Mustern. Neben den eigenen Weinen Clos Badon und Valandraud verkosten wir nochmals La Fleur Mongiron und sind erneut überzeugt von diesem faszinierendem Wein. Er erinnert uns stark an den 2000er Jahrgang, tief und nuancenreich, viel Frucht, aber nicht überextrahiert, weniger ist in diesem Fall mal wieder mehr. Vollmundig und saftig, ein typischer Vertreter des „neuen“ jungen St. Emilion! TOP-BUY!

Der erste Tag St. Emilion geht zu Ende und wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Olivia und Neil von Château Masburel. Nach den sensationellen 2002er Weinen sind unsere Erwartungen sehr hoch und wir sind sehr gespannt auf die 2003er Weine. Während diese Zeilen entstehen beginnt die Auslieferung der 2002er Masburel Weine und wir hoffen das
die Kunden, welche letztes Jahr unserer Empfehlung MUST-BUY gefolgt sind unsere Meinung über diese Weine teilen.

Lady Masburel 2003:
Über 50% des Cuvees werden aus Cabernet-Sauvignon Trauben gekeltert. Der Wein verkostet sich wie der 2002er extrem gut: sehr saftig und vielschichtig, kraftvoll mit einer massiven Frucht, stoffig und nachhaltig, eindrucksvoll dicht und für 7,90 € pro Flasche in der Subskription ein SCHNÄPPCHEN! Neil & Olivia haben diesen Jahrgang erstmalig die verschiedenen Rebsorten gemeinsam fermentiert. Wieder ein MUST-BUY!

Château Masburel 2003:
Analog zu Lady 02&03 zeichnet sich nun der 2003er Château ebenfalls durch diesen Gewinn an Saftigkeit aus. Eine massive Frucht, sehr sehr komplex, absolut generös und tiefgründig, stoffig, aber auch elegant und unheimlich dicht! Sehr intensiv am Gaumen – der spontane Wunsch in diesem Wein zu baden konnte man leider nicht erfüllen. Mit 11,90 € ebenfalls ein SCHNÄPPCHEN und ein MUST-BUY!

Neben dem Hinweis, das die Preise zum 2002er Jahrgang unverändert bleiben, möchten wir Ihnen insbesondere die Sonderformate ans Herz legen!

Damit nicht genug haben wir noch ein ganz exklusives Angebot: die 3,00L. und 6,00L. Flaschen werden von Olivia persönlich von Hand geschrieben und können mit Ihrer kurzen individuellen Widmung versehen werden. So können Sie z.B. Ihrem Patenkind ein eigenes „Cuvee“ mit Geburtsdatum widmen.

Masburel 2003
Artnr.     Wein    
Inh.
   
Brutto
   
25281     Lady Masburel - Côtes de Bergerac    
0,375
   
4,45
   
25282     Lady Masburel - Côtes de Bergerac    
0,75
   
7,90
   
25285     Lady Masburel - Côtes de Bergerac    
6,00
   
99,99
   
           
   
   
25291     Chateau Masburel - Côtes de Bergerac    
0,375
   
6,45
   
25290     Chateau Masburel - Côtes de Bergerac    
0,75
   
11,90
   
25292     Chateau Masburel - Côtes de Bergerac    
1,50
   
24,80
   
25293     Chateau Masburel - Côtes de Bergerac    
3,00
   
69,00
   
25294     Chateau Masburel - Côtes de Bergerac    
6,00
   
138,00
   


Am darauf folgenden Tag beginnen die Verkostungen der Union de Grand Cru, und wir beginnen auf Beausejour-Becot mit den St. Emilion-Weinen - leider direkt mit dem Highlight der Verkostung, Château Angelus: Viel Extrakt, stoffig, mit vielen dunklen Beeren, guter Länge, nachhaltig, leicht saftig. HOT-BUY! Danach probieren wir Beausejour-Becot, Canon, Dassault, Figeac, Clos Fourtet, La Dominique und La Gaffeliere – die Weine schmecken zwar nicht gleich, aber im Ausdruck fehlt ihnen Tiefe und Struktur, für alle Weine ist eine frühe Trinkreife zu erwarten. Sie bewegen sich alle zwischen 88 und 90 Punkten. Einzige positive Überraschung ist La Couspaude, dieser Wein sticht hervor mit viel Extrakt und Volumen, ansprechend in Bezug auf Tannine und Struktur: TOP-BUY!
Erwartungsgemäß zum Ende der Verkostung folgt Troplong-Mondot mit reichhaltigen Tanninen, nachhaltig und generös mit Tiefe und Struktur.

Weiter zu La Pointe, der Pomerol Dependance. Mit Beauregard beginnen wir: Seidig, elegant, saftig, gut! Schöne Textur, so muss Pomerol sein: TOP-BUY! Clinet ist zwar saftig und fleischig, es fehlt dann aber am Gaumen der letzte Kick bzw. die Kraft. Leichter „Blender“.
La Conseillante ist da überzeugender: tief und generös, leicht mystisch, voll und saftig mit angenehmer Süße. TOP-BUY! Evangile stößt ins selbe Horn, ist aber etwas eleganter als der Conseillante, was wohl der Handschrift der Domaine Lafite-Rothschild zuzuschreiben ist.

Und es geht gen Westen an den Stadtrand von Bordeaux zu Domaine Clarence Dillon.
Wir beginnen mit La Chapelle de la Mission: Sehr tief und nuancenreiche Nase, vollreif und saftig, sehr reife Frucht, fast überreif, dabei aber ein mittlerer eleganter Körper, gute Balance.
Mit Bahans Haut Brion steigen wir dann eine Stufe höher: Generös in der Nase, tiefe Schwarzkirsche. Am Gaumen dann intensiv und leicht wuchtig. Schmelzige Tannine, gekonnt integriert, dezenter Anklang von Paprika & Gewürzen. TOP-BUY! La Tour Haut Brion: Saftig, gute Balance, vornehme Frucht, kein Blockbuster, aber Pessac-Leognan at its best!
Dann zum Duell: La Mission macht den Anfang: In der Nase Cassis und viel Schmelz, leichter Anklang von Vanille, generöses Entrée, die Tannine präsentieren sich stark geschliffen, doch trotzdem sehr saftig und würzig. Haut Brion kommt dagegen wesentlich breiter daher und scheint zunächst der größere Wein zu sein, doch in der Tiefe und den Nuancen kann der La Mission mehr überzeugen.

Nun zur Unions Verkostung auf Ch. Carbonnieux, um einen Eindruck der gesamten Appellation zu erhalten. Carbonnieux selbst kann überzeugen, ausgeprägte und nachhaltige Frucht, in der Nase vom Cabernet getragen, samtig, weich und charmant, ansprechende Textur: TOP-BUY! Haut Bailly überzeugt mit massiven Tanninen, sehr maskuliner Wein, saftig, aber auch leicht streng. TOP-BUY! Haut-Bergey setzt noch einen drauf: Saftig, massiv, erinnert an den 2000er, gute Balance, gekonnt vinifiziert und sehr würzig. TOP-BUY!
La Louviere ist die Überraschung der Verkostung, konnte noch nie überzeugen, dieses Jahr schon. Sehr tiefgründig in der Nase, tief und vollreif, wuchtig mit trockenen Tanninen. TOP-BUY! Dann Larrivet Haut-Brion souverän: Viel Röstaromen, fleischig, Kakao aber auch Schwarzkirsche. Intensiv-wuchtig mit Anflug von grüner Paprika, authentisch gut - TOP-BUY! Les Carmes Haut-Brion reiht sich ebenfalls ein: Satt und tief, fast likörartige Nase, intensiv und nachhaltig. Ebenfalls ein TOP-BUY! Mit animalischem Pape Clement und einem fleischigem Smith Haut Lafitte endet die Verkostung.

Obgleich der WineSpectator voll des Lobes für die 2003er Sauternes-Weine ist, sehen wir diese etwas differenzierter. Wir ziehen zum Vergleich noch die zwei Vorgänger heran: Während die 2001er Weine voll ausgereift, massiv, dick und wuchtig, mit einem enormen Spektrum an reifen bis überreifen Aromen von Aprikose und Pfirsich waren, präsentierten sich die 2002er Weine letztes Jahr zwar nicht so tief, dickflüssig, ölig wie die 2001er, jedoch ähnlich in ihrer Fruchtaromatik. Dieses Jahr sehen wir die 2003er Weine in Ausdruck und Konsistenz vielleicht ähnlich wie die 2002er Weine, jedoch vermissen wir fast gänzlich das herrliche Aromenspektrum von Aprikosen und Pfirsichen. Stattdessen präsentieren sich die Weine mit leichten „Aromen“ von Honigmelone oder auch Ananas, für den Moment können wir die sechsmalige Vergabe der höchsten Bewertung von 95-100 Punkte nicht nachvollziehen. In zwei Jahren von der Flasche wird sich dieses Bild vielleicht revidieren.

Wir beginnen einen neuen Tag im St. Estephe bei Château Montrose. Tief und undurchdringbares Tiefrot, elegant und generös in der Nase. Hier schlummert ein ganz großer Montrose: Enorme Struktur, saftig, fruchtig, wuchtig, groß! Enormes Volumen, sehr viel Extrakt, und das Ganze mit samtigen Tanninen verpackt. Toll! Wenn die Preise seriös bleiben, kaufen wir jede Kiste dieses Weines, derer wir habhaft werden! HOT-BUY sowieso, aber auch MUST-BUY!

Weiter zur „Konkurrenz“: Domaine Prats. Man hat die Verkostung anscheinend kurzfristig geändert. Statt wie üblich in den vergangenen Jahren mit Marbuzet und Pagodes de Cos zu beginnen, wie es die Verkostungsunterlagen für den 2003er Jahrgang ausweisen, serviert man uns den 2001er, 2002er und 2003er Jahrgang des Grand Vin. Wir sind höflich und bestehen nicht auf den Zweitwein bzw. das zweite Château. Der 2001er und 2002er haben sich prächtig entwickelt und ihre Eindrücke der jeweiligen Fassverkostung eindrucksvoll bestätigt. Der 2003er Cos ist in der Nase bereits die perfekte Symbiose des 2001er und 2002er Jahrgangs. Hier stimmt einfach alles: tief, nuancenreich, generös, Anklang von Tabak, aber auch tiefdunkler Brombeeren. DER Grand Vin des St.Estephe! Frucht und Gerbstoffe stehen in perfekter Balance, in der Frucht möchte man baden! Generös, nachhaltig und tief, dazu auch eine sehr große Eleganz. Dieser Wein wird an die Höhepunkte vergangener Jahre (1982, 1986, 1990 und 2000) anknüpfen! HOT-BUY!

Unsere nächste Verkostung der Union de Grand Cru findet auf Branaire-Ducru statt:
d’Armailhac präsentiert sich vollreif, fleischig, leicht animalisch, mit einer guten Balance und einer ansprechenden Textur. Dieses Jahr ohne Zweifel TOP-BUY! Clerc Milon legt noch einen drauf: Anflug von Pflaume/Port in der Nase, am Gaumen dann wieder fleischig-saftig, sehr ansprechend, fast etwas kalifornisch, von der Frucht getragen, mit guter Balance - bravo! TOP-BUY! Bei dieser Vorlage sind wir gespannt auf das Paradepferd von Mouton-Rothschild, das später unseren Weg kreuzen sollte. Mit Batailley, Croizet Bages, Grand Puy Ducasse und Haut Bages Liberal verkosten wir authentische Pauillacs mit gutem Potenzial. Mit Lynch-Bages geht es dann zur „feinen Gesellschaft“ des Pauillac: Mystisch und tief in der Nase, eine enorme Tiefe und Struktur, nachhaltig und lang im Abgang. HOT-BUY! Mit Les Ormes de Pez kommen wir wieder etwas auf den bordelaiser Boden der Tatsachen zurück, verkosten aber einen Wein mit viel Value. Nach Lynch zwar nur ein mittlerer Körper, aber der Wein kommt auf den zweiten Schluck. TOP-BUY! Dann Pontet Canet: Sehr tief in der Nase, nachhaltig und nuanciert. Gute Länge und intensive Frucht, schöne Länge, sehr gut! Eine Bank, ein klassischer Pauillac, wie er sein soll! TOP-BUY!

Und weiter ins St.Julien: Beychevelle präsentiert sich mit intensiven Röstaromen, einer gehörigen Portion Fruchtsüße, einer guten Balance, klassisch, saftig und gut! Gruaud Larose: Intensiv, leicht trockene aber samtige Gerbstoffe. Gute Balance und sehr nachhaltig. TOP-BUY! Dann der konstante Klassiker des St.Julien: Leoville Barton, leicht parfümiert in der Nase, dann viel Saft und Struktur, klasse! TOP-BUY! Aber Monsieur Cuvelier von Leoville Poyferre (gegenüber von Las Cases) setzt noch einen drauf: Sehr ausgewogen in der Nase, voll und nachhaltig, nuancenreich, schöne Süße und eine gute Balance! TOP-BUY! Talbot gibt uns zuerst etwas Rätsel auf: leicht dropsige Fruchtsüße, am Gaumen dann trocken aber intensiv und groß. Viel dunkle Frucht und intensiv im Nachhall: TOP-BUY! Dann gen Norden zu Calon Segur: tiefdunkel, am Gaumen generös, appetitanregende Frucht auf den Punkt. Gerbstoffe bestens eingebunden, ein echter Vin de Garde. Großartige Balance, so muss und kann nur Bordeaux schmecken! HOT-BUY! Noch fünf Termine für den Nachmittag:

I. Lafite-Rothschild
Carruades de Lafite: reichlich Schwarzkirsche, vollreif, enorm strukturierter Körper, gute Balance, leicht portweinartig. TOP-BUY! Duhart Milon: Vom Cabernet getragen, gute Würze, wieder voll und saftig. Sehr schön, könnte etwas mehr Tannine vertragen, trotzdem TOP-BUY. Dann der Grand Vin: Absolut Cabernet-dominiert, eine gehörige Portion Röstaromen, faszinierender Körper und Balance, massive Frucht, elegant, wuchtig, aber auch dicht - große Klasse! HOT-BUY!

II. Mouton-Rothschild
d’Armailhac und Clerc Milon bestätigen eindrucksvoll die Eindrücke vom Morgen. Aber nun zum Prestige-Wein des Hauses: Extrem mystisch in der Nase, intensiv, nachhaltig und wuchtig, auf den Punkt genau strukturiert. Dieses Jahr vor Lafite – unfassbarer Weise noch mehr Konsistenz und Nachhaltigkeit, viel Würze und ein intensives Finish. Groß! HOT-BUY!

III. Pichon-Lalande
Traditionell beginnen wir mit Ch. Bernadotte aus dem Medoc, welcher zum Besitz der Comtesse gehört und vom Pichon Team vinifiziert wird: „voll, tief, nuancenreich, schöne Unterlage, gute Balance, klassisch! TOP-BUY! Zwar nicht ganz so majestätisch wie ein Mouton oder Lafite-Rothschild, aber nicht minder typisch für das Pauillac, präsentiert sich die Comtesse. Vollreife und intensive Schwarzkirsche, kraftvolle Eleganz, gekürt mit einem extraktreichen Finish. Macht dem 2000er Konkurrenz! HOT-BUY!

IV. Pichon-Baron
Nicht minder intensiv als der Nachbar von der anderen Straßenseite, viel Würze, tiefdunkel, viel Cassis, stark im Ausdruck, gute Länge – ein ausgezeichneter Baron, der mit zu den besten des Châteaus gehören wird, aber auf der Zielgerade mit der Comtesse hat dieser eine Nasenlänge vorne, trotzdem HOT-BUY!

V. Ducru-Beaucaillou
Für diesen Wein muss Monsieur Borie außerirdischen Beistand gehabt haben. Absolut generöse Frucht, der saftigste und nachhaltigste Wein seiner Klasse. Enorme Tiefe, verschwenderisches Cassis, enorm voll und nuancenreich, die perfekte Symbiose von Frucht und Gerbstoffen, trotzdem dabei eine ungeahnte Eleganz aufzeigend.! Ein besonders großer Ducru-Beaucaillou! HOT und MUST-BUY! Dem Hörensagen nach wird ihm die Krone des St. Julien nur durch einen anscheinend galaktischen Leoville Las Cases streitig gemacht.

Wir sind froh, dass mit diesem Wein der Tag endet, da alle anderen Weine danach keine Chance mehr gehabt hätten…

Der nächste Tag beginnt nicht minder eindrucksvoll: Château Latour!
Nach mehreren Jahren des Umbaus des gesamten Châteaus verfügt man nun über einen Verkostungsraum, der es locker mit einer Edelboutique in Paris oder Mailand aufnehmen könnte. Wir beginnen mit einem kleinem „Accessoire“: Pauillac de Latour Eine gehörige Portion Röstaromen in der generösen Frucht. Tolle natürliche Konzentration, sehr intensive Frucht, gute Balance, tief und nachhaltig. Selbst für einen Drittwein legt man sich hier enorm ins Zeug. TOP-BUY! Dann Les Forts de Latour: Etwas zurückhaltend in der Nase, am Gaumen dann auf den Punkt intensiv, nachhaltig und wuchtig, nicht ganz so charmant und süffig wie der Pauillac, dafür aber klassischer und generöser. TOP-BUY! Nun zur Haute-Couture des Hauses: Sehr, sehr elegant, alles da, gute Balance, nachhaltig und dicht, kein explodierender Blockbuster, schöne Würze, sehr feine Tannine, elegant und absolut faltenfrei! Echt groß! HOT-BUY!

Anschließend geht es zurück in das Relais du Margaux, um dort an die 100 bürgerlichen Gewächse zu verkosten – dort angekommen müssen allerdings erstmal ein paar Weine herhalten, um die Zunge neu zu kalibrieren!

In der Kürze die TOP-BUY’s zusammengefasst:

    d’Agassac
    Escurac
    Petit-Bosq
    Chasse Spleen
    Maucaillou
    Poujeaux
    Greysac
    Les Ormes Sorbet
    Rollan de By
    Cambon la Pelouse
    Grandis
    Liversan

Und ganz besonders:

    Charmail
    St. Paul: Nördlich von St. Estephe gelegen in der Nachbarschaft zu Sociando-Mallet und der näheren Umgebung von Calon-Segur!

Als nächstes liegt der letzte Premier Cru, Château Margaux an. Pavillon Rouge du Ch. Margaux präsentiert sich gewohnt seidig, mit einer eleganten Nase. Leicht parfümiert in der Nase. Etwas zurückhaltend, trotzdem sehr dichte Textur. Kein Blockbuster, dafür seidige Eleganz. Der Grand Vin selbst empfängt uns mit reichlich Pflaume in der Nase, sehr elegant, sehr weich, sehr glatt und rund, aber wo ist die Tiefe geblieben? Alles da, aber es fehlt an Dichte und Nachhaltigkeit. Bei der anschließenden Unions-Verkostung bleibt nur der Rauzan Segla erwähnenswert: Sehr ansprechend und nachhaltig, gute Portion Süße, gute Balance und sehr ausgewogen. Um die kleineren Weine der Appellation würde ich eher einen Bogen machen.

Unser diesjähriges Finale findet auf Ch. La Lagune statt. Von außen ein recht unscheinbares Gebäude, doch im Inneren beeindruckend vollgestopft mit modernster Kellertechnik. Ein Edelstahltank neben dem anderen. Das Ganze blitzsauber und hochmodern – vielleicht etwas zu industriell und clean. Das erste Verkostungsmuster Chasse Spleen kommt uns da gerade recht: Nachhaltig mit guter Substanz, besser als auf der ersten Verkostung im Relais du Margaux. Danach tut sich ein Poujeaux relativ schwer - ganz nett, aber irgendwie auch nichtssagend, schade! Auch bei einem Beaumont, Belgrave oder Camensac will so recht keine Freude aufkommen. Es verbleiben folgende TOP-BUY’s: Cantemerle, Citran und La Tour de By.

Als La Lagune an die Reihe kommt kann der Wein eigentlich überzeugen – ein äußerst gut gelungener Haut-Medoc Wein. Jedoch als wir später den Primeurpreis des Chateaux erfahren schütteln wir den Kopf. Auch wenn die Investitionen sich wieder auszahlen müssen, ist und bleibt ein La Lagune ein 3. Gewächs aus dem Haut-Medoc.

Adieu Bordeaux, wir kommen wieder, keine Frage…

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