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Jahrgangsinformation 2004

Bordeaux 2004, und jetzt?

Nach dem auch preislichen 2003er Ausnahmejahrgang kehrt Bordeaux dieses Jahr wieder zu etwas Normalität zurück. Nicht zuletzt dank dem schwachen US-Dollar und der Unlust der amerikanischen Käufer können wir Ihnen mit dieser Kampagne einige attraktive Weine mit ausgezeichneten Qualitäten und Preisen anbieten. Die Jahrgangsspitze, sowie die Anzahl der empfehlenswerten Weine, ist überschaubar. Trotzdem gibt es Gelegenheiten die man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Motivation/Stimmung lässt durchaus Parallelen zum 2002er Jahrgang zu.

Die Verkostungen…
fanden dieses Jahr viel zu früh statt. Einen Satz den wir jedes Jahr hören – dieses Jahr aber erstmalig selber nachvollziehen können. Denn vielleicht erinnern Sie sich noch an den durchaus kalten und vor allem langen Winter – Bordeaux war da keine Ausnahme. Bei Temperaturen gerade über 0° Celsius passiert auch im Wein nicht sehr viel! So berichtete uns z.B. Graf Neipperg, anlässlich unseres Besuch Anfang April, dass in seinem Fasskeller erst seit ca. einer Woche wieder Temperaturen über 10° Celsius herrschen. Nicht zuletzt dank eines sehr späten Erntetermin und dieser lang anhaltenden Kälteperiode sind manche Weine noch von der malolaktischen zweiten Gärung beeinflusst. So z.B. hat Château Pavie noch ca. 10 Tage vor den offiziellen Verkostungen den Fasskeller erwärmt um die Weine „aufzuwecken“.
Ein Umstand der lediglich von Parker in seinem WineAdvocate angeführt wird: „…the later than usual harvest, occasionally slow malolactics, and cold winter weather resulted in backward wines…“ Auch wenn sich unsere Eindrücke insgesamt mit der allgemeinen Meinung und Berichterstattung decken können wir uns bei vielen Weinen einige positive Überraschungen zur Arrivage vorstellen. Das Potential zum unterschätzten Jahrgang ist vorhanden – erst recht als Schattenjahrgang zum 2003er!

Der Jahrgang…
ist von grossen Erträgen gekennzeichnet! Bereits zur Blüte war klar, dass mit einer grossen Menge zu rechnen war. Als Lösung, während des relativ kühlen Sommers, bot sich eine umfassende Ausdünnung (grüne Ernte) an, um der Massen Herr zu werden und die Qualität zu sichern. Insbesondere in diesem Jahr war die grüne Ernte auch (kosten)-intensiv notwendig – konnte aber nicht von allen Weingüter bewerkstelligt werden. Der traumhafte Spätsommer sicherte dann die ausgezeichnete Reife bei den guten Weinen.

Die Bewertungen…
der Journalisten fallen dieses Jahr wieder sehr unterschiedlich aus. Während James Suckling als „early bird“ seine Bewertungen bereits während der Verkostungen im Internet veröffentlicht, sind diese auch meist Bestandteil von Diskussionen vor Ort. Zum einen besucht James Suckling die Weingüter 10-14 Tage vor den Verkostungen, was sich wohl aufgrund der Kälte wohl gerade dieses Jahr als nicht sehr weise herausstellt und zum anderen drängt sich der Gedanke nach „Stallregie“ auf. Während seine Bewertungen in der Vergangenheit meist sehr euphorisch waren, nahm er des öfteren bei der Arrivage die Punkte wieder etwas zurück. Dieses Jahr stapelt er aber so tief, dass die Weine eigentlich nur noch Potential nach oben haben. Vor Rene Gabriel und seinen umfangreichen Bewertungen ziehen wir den Hut – an Professionalität nicht zu schlagen – der Mann hat meist ZWEI Gläser in der Hand und seinen Laptop kann man wohl nur mit Handschuhen anfassen, weil die Tastatur glüht. Bei manchen Weinen wäre einer oder ein halber Punkt weniger vielleicht auch „ausreichend“ gewesen.

Reisebericht:
Nach dem wir uns wie üblich nach der langen Autoreise Sonntag-Abend in Libourne in einer „feinen“ Kneipe bei einem köstlich bleu gebratenem Beouf gestärkt haben, beziehen wir in St. Emilion Quartier. Am Montag Morgen beginnt dann der Verkostungsmarathon wie jedes Jahr bei Denis Durantou auf Ch. Eglise-Clinet. La Chenade macht den Anfang um 9.00 Uhr morgens: stoffig, leichtes Glycerin im Anflug. Dann La Petite Eglise, leicht animalisch, in der Nase, Brombeere, intensiv, sehr ordentlich geraten. Schöne Würze im Les Cruzelles, dem Cabernet Franc sei Dank, ansprechende Dichte. Unsere Zunge wird langsam kalibriert. Dann Eglise Clinet: viel Schmelz, Kirsche und Brombeere, gute Dichte, wieder leicht animalisch und schöne Balance. Dann rüber zu Alexandre Thienpont und seinem Vieux Chateau Certan, sehr tief, mit viel Schmelz und Substanz. Aber auch elegant und rassig, vergleicht Monsieur Thienpont den Wein mit dem 1988er Jahrgang! Dann geht es auf die andere Seite St. Emilions zum Grafen Neipperg auf Ch. Canon-la-Gaffeliere. Die Verkostung beginnt mit Clos Marsalette (je 50% CS&ML) sehr animalischer Nase, Brombeere und einer ansprechenden Struktur, ganz gräflich der Wein. Dann die Alltagsdroge: d’Aiguilhe aus dem Castillon: satt, fleischig und ansprechend. Mittelgewichtig, mit guter Balance, fehlt zwar die Tiefe eines 2003er Jahrgangs, kann aber trotzdem überzeugen! Top Value! Dann Canon-la-Gaffeliere himself: ansprechende Süße, viel Extrakt und eine gute Länge! Ganz klassisch und typisch Canon-la-Gaffeliere! Dann ein eher (preislich) außerirdischer La Mondotte: immense Fruchtsüße, viel Röstaromen, fehlt im momentanen Stadium etwas die Struktur. Der Graf erklärt uns, dass sein Fasskeller erst seit kurzem beginnt sich zu erwärmen und der Winter auch in Bordeaux lang und kalt war. Bei 3~6° Celsius im Fasskeller „dämmert“ auch der größte Wein. Insbesonders dieses Jahr ist der Verkostungstermin klimatisch ungünstig gewählt und wird uns sicherlich die eine oder andere Überraschung bescheren, wenn die fertigen Weine nachverkostet werden. Vgl. aktuell den 2002er Jahrgang welcher mit einem mehr als attraktivem PLV von sich Reden macht und momentan eine starke Nachfrage erlebt.

Während unserer Mittagspause kennen wir keine Gnade, wir werden jetzt „warm“, und nehmen im „vorbeigehen“ noch eine kleinere Syndicatsverkostung im Ortskern mit: Fontenil mit viel Extrakt, Kirsche, intensiv aber nur mittlerer Körper, trotzdem gutes Value! Dann ein alter Freund Brun, viel Extrakt, ansprechende Tiefe, nachhaltig und intensiv. Klassischer St. Emilion mit modernen Anklängen und einem sensationellem PLV! Dann der erste „Garagist“: 85% ML & 15% CS Trauben stellen die Basis des Clos des Sarpes dar. Angepflanzt auf 3,7 ha ergeben das ganze 11.500 Flaschen um die sich zum Glück andere Händler streiten müssen/wollen. Kennen Sie noch den Getränke Sirup TriTop aus den 70er Jahren? Extrem konzentriert, mit viel Saft und Kraft, dunkle Früchte im Überfluss - in dem Wein finden Sie alles - nur kein Bordeaux mehr! Dann ein Wein der gerne so wäre, dem es aber nicht gelingen will: Fombrauge: zwar intensiv und modern vinifziert, aber Struktur oder Finesse geht dem Wein total ab. Dann noch ein sehr klassischer Sansonnet, mittelgewichtig – Gabriel schreibt „burgundisch im Gaumen“. Dann noch ganz musikalisch: Clos L’AbbA, leicht dropsig und sehr modern vinifziert. Dann eine Überraschung die wir beinahe links liegen gelassen hätten: Chauvin! Echt Gut! Stoffig und extraktreich, finessenreich, tolle Textur, intensives Finish und nachhaltig! Ein Anfang 90er Wein zum attraktivem Preis!

Dann zur Verkostung und doch noch einem kleinen Mittagessen zum Circle Rive Droite ins Relais & Chateaux. L’Arrossee macht den Anfang, für uns „nur“ klassisch elegant ohne Druck. Hut ab, Rene Gabriel, Du hast ein besseres Muster erwischt und vergibst respektable 18 Punkte! Dann Saint Andre Corbin unsere Saint Georges St. Emilion Entdeckung des letzten Jahres: intensiv mit ansprechender Struktur, nachhaltig mit viel Tiefe, Saft und Kraft wieder ein potentieller 90 Punkter. Dann La Fleur de Bouard vom sympathischen Angelus Eigner: viel Fleisch, maskulin, steht fest im Glas. Klassisch elegant und saftig wie in vergangenen Jahren! Viel, viel Power – ein echter Value Wein!

Dann kommen die Pomerols: Bon Pasteur des omnipräsenten Michel Rolland macht den Anfang: elegant, geschliffen, gut gemacht. Für uns Ende 80/Anfang 90 Punkte – Rene Gabriel liegt wieder vorne mit 18 Punkten. Dann Certan de May: klassischer Pomerol mit ansprechender Textur und harten Tanninen. Mit La Pointe dann wieder ein ganz sicherer Wert: viel Fleisch & Druck, La Pointe wie wir ihn seit Jahren schätzen, beständig, saftig und delikat! Mit Clinet kommen wir dann schon zum Ende des kurzen Pomerol Rundflugs: satt und intensiv, intensive Fruchtsüsse, auch leicht parfümiert. Am Gaumen intensiv und nachhaltig. Preislich auf dem Weg in die richtige Richtung!

Dann zu den „so-called“ Satelliten: Haut-Carles: ansprechende Würze, saubere Frucht, schöne Balance ein klassischer TOP-BUY! Dann Villars mit ansprechendem Purpur, guter Substanz, schön saftig und samtig vinifiziert! TOP-BUY! Dann Les Troix Croix mit schöner Balance, tiefgründig, nachhaltig mit viel Druck. Dann wieder St. Emilion: Croix de Labrie mit viel Schmelz und Süße, steht kompakt und fest im Glas. Dann noch ein Wein im Garagisten Stil: Peby de Faugeres, seit kurzem in schweizer Hand, immer noch im festen Griff von neuem Holz und den „Vorzügen“ des Concentrateur… Dann Cap de Faugeres (wir verkosten extra in dieser Reihenfolge!) mit guter Balance, viel Druck und Süße! Ein echter TOP-BUY! Dann ganz neo-klassizistisch Faugeres selber! Ein moderner St. Emilion für echte Fans. Absolut betrachtet, hat uns der Cap am meisten überzeugt. Dann zu einem echten Star der Appellation: Patris: viel, viel Schmelz, am Gaumen leicht schokoladig mit viel Power und Extrakt, viele pechschwarze Kirschen! Großes Potential vom Grand Seigneur des St. Emilion: Michel Querre! Dazu später noch mehr.

La Fleur Cardinal kommt uns ein bisschen vordergründig daher, zwar viel Schmelz, aber keine Tiefe oder gar Substanz, wirkt stark konzentriert. Dann Quinault L’Enclos bleibt ganz seinem Stil treu: viel Fleisch, modern vinifiziert, intensiv mit viel Druck – Klasse! Dann ein extrem konzentrierter Fougas-Maldorer – wie ein Besuch im Labor. Puygueraud macht da mehr Spaß auf den ersten Schluck, nach dem Vorgänger, zwar nur „mittelgewichtig“, kommt dann aber auf den 2. Schluck.

Dann machen wir uns auf zu Pierre Lurton und Ch. Cheval-Blanc: mit Petit Cheval geht es los: 65% CS und 35% CF ergeben einen sehr eleganten und finessenreichen Wein, viel Röstaromen mit Kraft und Struktur. Dann Cheval selber: sehr fleischig und im direkten Vergleich zum Petit Cheval gar nicht mal so ein großer Unterschied! Gut das Cuvee besteht aus 55%CF und 45%ML, aber unserer Meinung muß der Abstand viel größer ausfallen! Kraftvolle Eleganz, viel, viel Röstaromen und intensiv bis opulent. Mit Blick auf den Preisunterschied würden wir den Petit Cheval bevorzugen, doch leider ist selbst der noch zu teuer gewesen in vergangenen Jahren. Und der Cheval selbst kann einem Lafite oder Latour auf keinem Fall Paroli bieten!

Wir freuen uns auf den charismatischen Alain Vauthier: der Besuch bei Ch. Ausone ist immer das Tageshighlight. So beginnen wir mit Ch. Fonbel: schöne ansprechende Struktur, saftig, fleischig – macht Lust auf mehr! Ein echter Value Wein mit der typischen Vauthier Handschrift! Dann noch ein echter Value Wein: Moulin St. Georges – dieses Weingut liegt etwas tiefer als Ausone, bzw. auf der anderen Straßenseite von Canon-la-Gaffeliere kommend. Viel Druck in der massigen Frucht, wieder sehr, sehr ansprechend und saftig – fast schon sexy. Dann Chapelle d’Ausone der Zweitwein: satt und tief, intensiv mit viel Druck, nachhaltig und richtig gut! Wenn dieser Wein nicht im Schatten des Grand Vin stehen würde, könnte man ihn zweifelsfrei auch ein Grand Cru des St. Emilion klassifizieren! Dazu muss natürlich angemerkt werden, dass der Grand Vin dieses Jahr auch „außerirdisch“ ist: Tief funkelnd, intensivste Röstaromen, der mächtigste Wein des Jahrgangs, am Gaumen zündet der Wein ein Aromenfeuerwerk ungeahnten Umfangs! Ein Wein um den sich alle zu Recht reißen werden!

Dann besuchen wir den umstrittesten Winzer des 2003er Jahrgangs: Gérard Perse. Wir beginnen mit seinem Côtes-de-Castillon Wein: Sainte-Colombe: ein sehr ansprechender Wein, mit einer gehörigen Portion geschliffenen Tanninen die dem Wein aber ganz gut stehen. Gute Balance, viel Würze und doch geschmeidig dank des hohen Merlotanteils von 70%. Dann Monbousquet mit ebenfalls 60% ML – viel Fleisch, Druck und Saft. Maskulin vinifiziert mit viel Extrakt, Fülle und Frucht. Anklänge von Graphit – meist auch noch ein bezahlbarer Perse Wein! Von Pavie-Decesse lässt sich das dann nicht mehr uneingeschränkt behaupten: tiefdunkel, schwarzblaues Extrakt, sehr konzentriert, intensiv und wuchtig. Die vermeintliche Eleganz der 90% Merlot sucht man hier vergebens. Dann Bellevue-Mondotte – ein echter Garagenwein: Mikroskopische 15hl Ertrag von 2ha Weinbergen ergeben ganze 4.000 Flaschen. So verkostet sich der Wein dann auch wie ein Schluck aus dem Reagenzglas. Extrem wuchtig und extraktreich. Ein Obelix Wein. Dann noch eine Steigerung: Château Pavie: Der extraktreichste Wein des Tages, intensivste Schwarzkirsche, tiefe, explosive Würze, unter Zugabe von Luft legt der Wein dann nochmals zu. Unglaublich, Rene Gabriel schreibt ein Wein für Überüberübermorgen – für uns eher für Vorvorvorgestern. Dieser Wein ist, bzw. hat von allem reichlich – aber ist das noch Bordeaux? Wir sehen den Wein eher als vinologische Haute Couture.

Um die Garagisten komplett zu machen geht es jetzt noch zu Jean-Luc Thunevin. Wie immer ist er gut gelaunt, schließlich erschließt er bereits den chinesischen Weinmarkt! Von den Bordeaux Weinen beginnen wir mit La Tour Carnet, viel Volumen und relativ zahm! Ein potentieller Ende 80 Punkte Wein. Dann Pape Clement: ein intensives, fast berauschendes Erlebnis, viel Schmelz, Kraft und Körper. Dann noch ein stark konzentrierter Clos-St-Martin dem der „natürliche“ Körper vollkommen fehlt.

Nach diesen „Granaten“ kommen wir zu einem alten Bekannten: Château La Fleur Mongiron, wird vielen Kunden ein Begriff sein, welche bereits den 1999er und 2000er Jahrgang nach unserer Empfehlung orderten. Nun haben wir mit dem 2004er Jahrgang den legitimen Nachfolger zum 2000er Jahrgang. Wir sind von dem Wein so überzeugt, dass wir mit Jean-Luc für diesen Wein den Exclusiv-Vertrieb für Deutschland festzurrten! In der Rubrik „Coup de Couer“ stellen wir den Wein ausführlich vor!

Zum Abschluß dann die Weine von Jean-Luc himself: Clos Badon macht den Anfang: viel Extrakt und Substanz, samtig und auch elegant/weich. Tiefe Süsse ein charmanter und auch bezahlbarer Thunevin-Wein! Dann Valandraud: im Vergleich zu Pavie u.a. Extraktmonstern geht es beim Valandraud fast zivil zu. Zweifelsfrei ein moderner Garagenwein, aber dem Wein ist eine gewisse Eleganz nicht abzusprechen. Kraft und Saft, viele dunkle Früchte – ein Charmeur.

Der erste, ereignisreiche Tag neigt sich dem Ende zu und wir machen uns auf in Richtung Bergerac zu Château Masburel. Auch wenn wir bereits im Vorfeld erfahren mussten, dass es aufgrund von Hagel keine 2004er Rotweine geben würde, gehört ein Besuch für uns einfach dazu. Mitte August, an einem Freitag Nachmittag, zertörte ein Hagelsturm innerhalb von wenigen Minuten den Großteil der Rotweintrauben. Angezogen durch die exponierte Lage von Château Masburel blieben die Winzer der direkten Nachbarschaft verschont, obwohl auch andere Winzer der Appellation mit Ausfällen bestraft wurden. Wir ziehen den Hut vor Olivia und Neil, unter diesen Umständen keinen Wein auf den Markt zu bringen. Diesen Umstand zu Nutze machen konnte sich dann der Lady Masburel Blanc 2004! Ja richtig, auf Chateau Masburel gibt es auch Weißweine. In der Vergangenheit wurden sowohl der weiße Chateau als auch der Lady ganz britisch im Faß ausgebaut. Einer Stilistik die dem deutschen Markt nicht entgegenkommt. Nach vielen Diskussionen haben wir uns immer einen leichten Weißwein gewünscht, der nur im Edelstahltank ausgebaut wird – genau diesen Wein gibt es jetzt! In der Rubrik Coup de Couer stellen wir Ihnen den Wein genauer vor.

Der 2. Tag unseres Verkostungsmarathons beginnt auf einer Unionsverkostung in der Appellation St. Emilion auf Château La Couspaude: Den unerfreulichen Anfang macht Balestard la Tonnelle, wir notieren: „…unfertig…“ Rene Gabriel veröffentlicht später: „…unreifes Traubengut…“. Cap de Mourlin macht da schon mehr Freude: schönes Vanillin in der Nase, viel Frucht und Saft, eine echte Überraschung. Beausejour-Becot kommt sehr intensiv daher, gute Balance, stoffig, schöne Balance, saftiges Tannin. Anfang 90 Punkte.

Château Belair kommt sehr weich und zurückhaltend daher, Körper und Extrakt Fehlanzeige. Mit Canon geht es wieder aufwärts: viel Stoff, schöne Textur, gut gemacht, füllig und echt gut für einen Canon! Dann Canon-la-Gaffeliere zum zweiten Mal etwas besser als auf dem Château selber. Sehr warm und offenherzig, ansprechend, sehr gut strukturiert, alles da.

Dann Figeac, in der Nase leicht grüne/vegetable Noten …hm…am Gaumen dann besser, durchaus ansprechend, nachhaltig und stoffig. Im besten Fall klassisch, aber es bleibt ein?

Mit Clos Fourtet können wir uns dieses Jahr auch nur bedingt anfreunden: es fehlt die Kraft und der Ausdruck im allgemeinen. Wenn nicht sogar dünn und flach. Schade!

Grand Mayne mit viel dunklen Kirschtönen und auch Pflaume, sehr ordentlich und gradlinig, aber auch einen Tick modern vinifiziert. Bleibt eine seriöse Adresse mit anständigem Preis.

Dann geht es weiter aufwärts mit La Dominique: sehr interessant bereits in der Nase, am Gaumen dann stoffig, mit einer guten Portion Extrakt und einer schönen Balance. Überraschend gut! Klasse! La Gaffeliere: durchgängig gut gemacht, klassisch vinifiziert mit gutem Potential. Dann nähern wir uns dem Spitzentrio dieser Verkostung: Pavie-Macquin macht den Anfang: viel neues Holz mit ansprechendem Toasting, macht sofort Lust auf mehr. Viel Kraft und Saft aber auch Struktur und Balance, wirklich alles da – ein Wein zum reinsetzen! Troplong-Mondot kann man nicht unbedingt als Blockbuster bezeichnen, dafür ist der Wein zu sehr terroirbetont, aber dieser Wein ist ganz so, wie man ein Grand Cru des St. Emilions erwartet: tief und reichhaltig, intensiv, charmant bis elegant und auch wuchtig, aber trotzdem authentisch und fair im pricing! Klasse! Zumindest preislich in einer ganz anderen Liga spielt Château L’Angelus: cremig mit viel dunklen Beeren, alles da, viel Schmelz und Saft. Strotzt vor Kraft – wir notierten für uns intern 91-93 Punkte – Parker legte noch einen drauf: 92-94 Punkte.

Dann geht es weiter zur Pomerol Verkostung der Union auf Château La Pointe. Beauregard ist immer wieder angenehm zu verkosten. Aufgrund der alphabetischen Reihenfolge der Chateaux auch immer der erste Wein. Leichter Anflug von Tabak, ansprechend und toll vinifiziert. Viel Pomerol für den kleinen Geldbeutel! Dann sofort Clinet. Intensiv, warmherzig und ansprechend, alles da, aber es fehlt der letzte Kick zur Überzeugung. Preislich auf dem Weg in die richtige Richtung. Die 19/20 Punkte vom Weinwisser konnten wir leider nicht probieren. Da sind wir mal auf die Arrivage gespannt. Evangile kann uns in Anbetracht seines Preises auch nicht locken. Zwar etwas eleganter, strukturierter und auch finessenreicher als Clinet, aber zu dem Preis? La Conseillante ist da schon finessenreicher, eleganter und verfügt über eine ansprechendere Textur. Alles da, was von einem Grand Vin erwartet wird und auch preislich attraktiver! La Pointe selber ist sehr elegant in der Nase, Vanillin, gut eingebundenes Holz. Saftig, fruchtig mit viel Extrakt. Eine Überraschung, der auch Rene Gabriel das Potential zu 18 Punkten zutraut. Anstelle einer Mittagspause nehmen wir unseren Termin bei der Domain Dillon war. Es geht los mit La Chapelle der la Mission (Zweitwein von La Mission): viel Schwarzkirschen und Röstaromen, mit Druck und Saft. Dabei sehr elegant und ein enormes Potential. Dann Bahans Haut Brion (Zweitwein Haut Brion) viel neues, aber gut eingebundenes Holz. Stoffiger als Chapelle, viel Wein, leider nicht ganz so dicht wie 2003. Bei den Zweitweinen liegt Haut Brion klar vor La Mission, aber wie schaut es bei den Grand Vins selber aus? La Mission legt vor: fleischig, saftig zum reinsetzen, steht fast schon monumental im Glas, durchdringende Substanz. Dann Haut Brion: sehr stoffig und extraktreich. Viel Adstringenz und differenzierter als La Mission. Also so gesehen, alles wie erwartet, denn in „normalen“ Jahren liegt der Haut Brion immer vor dem La Mission, aber bei besonderen Ausnahmejahrgängen (z.B. 2000) da hebt der La Mission ab und überflügelt den Haut Brion. Amüsant waren auch die deutschen Kollegen, welche mit uns die Weine verkosteten und dem Chateau erklären wollten, wie und wann man am besten den Concentrateur einsetzt.

Nach dieser eindrucksvollen Verkostung begeben wir uns zur Basis des Pessac, bzw. Graves auf das Château Smith Haut Lafitte. Dort verkosten wir u.a. Chantegrive, Bouscaut, Carbonnieux, Domaine de Chevalier, De Fieuzal, Haut Bailly, Haut-Bergey, La Louviere, Larrivet Haut Brion, Latour Martillac, es Carmes Haut Brion, Malartic Lagravieres, Olivier, Smith Haut Lafitte und Pape Clement. Aus unserer Sicht sind von dieser Verkostung besonders erwähnenswert: Smith Haut Lafitte mit einem intensiven Bouquet, viel Röstaromen und Schmelz. Der beste Wein dieser Verkostung ist zweifelsfrei Pape Clement. Wir hatten ja bereits am Vortag bei Thunevin die Ehre den Wein verkosten zu können, aber heute beweisst der Wein erneut seine Klasse: funkelnd und geheimnisvoll im Glas, dann stoffig, samtig und intensiv, ein echtes Erlebnis – hoffen wir mal auf einen seriösen Preis.

Der offizielle Teil des Tages neigt sich dem Ende und wir freuen uns auf einen berauschenden Abend auf Château Le Moulin, Eigentum und privater Wohnsitz von Michel Querre, welcher noch Château Patris und Château d’Aiguilhe Querre sein Eigen nennt. Mit dabei befreundete Kollegen aus Belgien und England. Zur Begrüßung endlich etwas „frisches“: ein Glas Champagner und dann führt uns Michel Querre durch seine alte Mühle (Le Moulin). Die 2,5 ha Weinberge umrahmen den Garten des Weingutes. Gut versteckt im Grünen ist dieses Weingut eine echte Oase, in der Michel Querre stets neue Pläne schmiedet. Parker bezeichnete unlängst den Le Moulin „The poor man’s Le Pin?“. An diesem Abend haben wir uns für Sie ebenfalls die komplette Deutschland Zuteilung für Château d’Aiguilhe Querre gesichert! Bitte beachten Sie dazu ausführliche Informationen in der Coup de Coeur Sektion.
Wie zu erwarten, wurde dieser Abend sehr spät und wir bezogen für ein paar Stunden unser Hotel, um uns zu einer unchristlichen Zeit in Richtung Cos d’Estournel aufzumachen, wo wir bereits um 9.15 Uhr erwartet wurden.
Mit Marbuzet beginnt dann der Tag: am Gaumen recht saftig, intensiv und interessant. Aufgrund des frühen Termin leider ein sehr kaltes Verkostungsmuster erwischt.

Dann Pagodes de Cos mit viel Schmelz und Saft, auch sehr ansprechend mit dem typischen Cos Terroir. Alles da beim kleinen Cos! Dann Cos d’Estournel selber: aufgrund der niedrigen Temperatur müssen wir dem Wein etwas mehr Zeit geben, zuerst verhalten und beginnt dann langsam sich zu öffnen. Kein Blockbuster a la 2003, dafür aber ein mustergültiger Cos! Die Mischung macht es: rustikal, schroffe St. Estephe Typizität gepaart mit viel Frucht, Saft und Kraft. Terroirbetont mit Röstaromen – da sind wir schon heute auf die Arrivage gespannt!
Dann weiter zum prominenten Nachbarn Montrose, wo die Reben nach dem alten Winzersprichwort „die großen Weine/Reben müssen die Gironde sehen“ mustergültig auf die Gironde blicken. Der Hintergrund diesen Sprichwortes ist einfach der, dass die Nähe zur Gironde im Sommer Garant für kühle Nächte zur Erholung der Rebstöcke ist. Wir beginnen mit dem Zweitwein La Dame de Montrose: viel neues Holz, Tabak und Röstaromen, sehr ansprechend in der Nase, stoffig und viel Substanz. Klasse!

Dann der Grand Vin Montrose: zuerst etwas zurückhaltend, aber nach dem ersten Schwenken im Glas geht es los. Ein phantastisches Bouquet, tief, nunanciert, intensiv und nachhaltig, viel Substanz und Kraft ein hinreissender Wein, für uns klar vor Cos d’Estournel - erst recht im Hinblick auf den Preisunterschied! Eigentlich ein MUST-BUY!
Dann geht es gen Süden zu Monsieur Borie und seinem Château Ducru-Beaucaillou. Der Verkostungsreigen beginnt mit einer Premiere. Kennen Sie Château Ducluzeau aus dem Listrac? Nun wir bis dato auch nicht. Wie auch immer, seine Tante erbte 1976 dieses Kleinod im Listrac, welches erstaunlicherweise zum Großteil mit Merlot bestockt ist. Somit der absolute Ausnahme-Listrac und würde in keiner Blindverkostung seine Herkunft preisgeben. Es gibt bekannterweise neben einer handvoll erwähnenswerter Güter im Listrac nur „knüppelharte Burschen“ zu verkosten. Hier aber nun ein Wein der die Vorzüge des Merlot mit dem harschen Terroir und den begnadeten Künsten der Familie Borie vereint. Dieser Wein bietet sich sowohl als Pirat, wie auch als echter Value Wein für Ihren Weinkeller an! Unserer Meinung nach mit 15 Punkte von Rene Gabriel leicht unterbewertet. Nach den Zweitweinen Ducru-Beaucaillou selber. Der Wein berauscht die Sinne, tiefdunkel, funkelnd, reichhaltiges Bouquet von dunklen Früchten bis hin zu Gewürzen der Weihnachtszeit, Zimt - hinreissend. Am Gaumen elegant aber auch fest, tief strukturiert mit der typischen St. Julien Saftigkeit – herrlich! Diese Opulenz wird nur durch Leoville-Las-Cases und evtl. den Pauillac Nachbarn Latour überflügelt! Echt gross!

Dann zu Madame Gasqueton, Statthalterin auf Calon Segur. Viel Schwarzkirsche, Saft und Kraft – strotzt mal wieder vor Kraft. Am Gaumen dann ausgewogen, finessenreich mit nachhaltiger Struktur, viel Power und Extrakt unter Respekt der Terroirnoten – kurzum ein Calon Segur, so wie wir ihn schätzen! Die Krone des St. Estephe teilen sich Calon-Segur und Montrose!

Dann wieder zu ganz „irdischen“ Verkostungen auf der Unionsverkostung auf Ch. Gruaud-Larose. Mit Beychevelle beginnen wir: die Typizität lässt sich der Wein nicht nehmen, gute Balance und durchaus ansprechend, fehlt aber die Tiefe und Struktur vergangener Jahre.

Dann eine kleine Überraschung mit Branaire-Ducru finessenreich, gute Balance, steht fester im Glas als Beychevelle! Dann Gruaud Larose selber mit viel Saft und Kraft, sehr schöner Balance, St Julien at its best! Lagrange fehlt die Eleganz eines Gruaud und wirkt sehr maskulin für einen St. Julien! Dann der „Underdog“ von Lilian Barton: Langoa Barton mit viel Substanz und Kraft, leichter Anflug von Port/Pflaume. Ein echter TOP-BUY und auf dem besten Weg, wie der große Bruder, zu einem festen Bestandteil unseres Angebots zu werden! Dann Leoville Barton: Anflug von Karamel/Vanilin in der Nase, am Gaumen dann fast unanständig saftig, intensiv und wuchtig. Nicht nur die Tatsache, dass der 2004er, der dritte Jahrgang in Folge von Rene Gabriel mit 19 Punkten bewertet worden ist zeigt die Ausnahmequalität dieses Weines! Ein echter HOT-BUY, leider nicht unlimitiert verfügbar. Dann probieren wir Didier Cuvelier’s Leoville Poyferre und sind sofort begeistert, dieses Jahr sehr maskulin mit viel Struktur und Kraft, Schwarzkirsche pur, tief und intensiv. Mit Talbot kommen wir zum Ende der St. Julien Verkostung. Viel neues Holz, ansprechende Röstaromen, am Gaumen dann mittelgewichtig – kann zu seinen Vorgängern leider nicht aufschliessen.

Wir kommen zur Pauillac Verkostung auf Gruaud-Larose und starten mit Grand Puy Ducasse, welcher uns überrascht, maskulin, viel Substanz, ansprechende Textur und viel, viel Tannin – viel Potential, wir sind auf die Arrivage gespannt. Dann d’Armailhac der für einen Pauillac sehr fruchtig/saftig à la St. Julien daher kommt. Der Wein hat Biss und wird von der Frucht getragen. TOP-BUY! Dann noch eine kleine Steigerung aus dem Hause Rothschild: Clerc Milon kann vollends überzeugen, dicht und intensiv, TOP-BUY! Dann Lynch Bages mit einer gehörigen Portion Fruchtsüße, die den Wein momentan dominiert. Uns fehlt ein bisschen die Struktur und Tiefe. Wir kommen zu Pontet Canet, intensive Pflaume und Dörrfrüchte in der Nase. Steht sehr kompakt im Glas mit vielen Gerbstoffen. Der neue Stil ist unverkennbar, auch wenn er nicht an den 2003er anknüpfen kann.

Wir machen uns auf den Weg zu unserem Termin auf Château Lafite-Rothschild und beginnen dort mit Carruades de Lafite: bereits in der Nase die Premier Cru Eleganz à la Lafite, viel Frucht und Extrakt, ein Powerwein, Klasse! TOP-BUY! Dann Duhart Milon: reichhaltig mit sehr schön eingebundenen Holztönen und einer ansprechenden Frucht, zwar kein Vergleich zum 2003er aber trotzdem typisch! Lafite selber verkostet sich ganz mustergültig, wie man es von einem Premier Cru des Pauillac erwartet. Sehr elegant und im Ansatz durchaus komplex und nachhaltig, allerdings vermissen wir die Kraft und Struktur eines 2003er Jahrgangs. Zum jetzigen Zeitpunkt schwierig einzuschätzen, zeigt nicht die zu erwartende Tiefe/Struktur und auch hier „vertagen“ wir unser Urteil auf die Arrivage oder eine spätere Zwischenverkostung. Wir halten ein 2002er Preisniveau für gerechtfertigt.

Es geht weiter zu Château Mouton-Rothschild. Château d’Armailhac macht den Anfang: wieder dieser St. Julien Style, saftig, aber auch körnig, hier sogar noch etwas besser als auf Gruaud-Larose. Und auch Clerc Milon setzt hier noch einen drauf. Beim Mouton selber verhält sich eigentlich ähnlich wie beim Lafite. Für eine echte Empfehlung reicht es zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Auch hier die Eleganz und das typische Mouton Terroir ist da, aber die Tiefe und Opulenz vermissen wir.

Wir ziehen weiter zu Château Pichon Baron und beginnen dort wie immer mit Pibran. Viel Schwarzkirsche, Brombeere und auch Cassis – sehr offenherzig und saftig. Von der Frucht getragen – eine echter TOP-BUY! Pichon-Baron wartet mit viel Saft und Kraft auf. Viel Substanz, authentisch bis klassisch, aber auch typisch Baron. Klasse.
Wir wechseln die Straßenseite und gehen zu Pichon Comtesse Lalande. Was für ein Wein – ein typischer, klassischer Comtesse Jahrgang der zu den grossen Jahrgängen des Schlosses gehört. Hinter vorgehaltener Hand wird die Comtesse als potentielles erstes Gewächs gehandelt. Sehr intensiv mit viel, viel Schwarzkirschen und Süße. Eine Comtesse par excellence. HOT-BUY!

Dann geht es weiter zu Château Clarke, unserem letzten Termin des Tages. Auf der Unionsverkostung stehen ganz „irdische“ Weine zur Verkostung an. Chasse Spleen ist sehr zugänglich mit einer guten Fruchtunterlage ausgestattet und einer schönen Balance. Maucaillou steht danach etwas zurück, leicht harsch. Der Poujeaux steht zwischen den beiden und ist für uns die Nummer 2. des Moulis. Dann Clarke – der Wein gefällt immer mehr – schöne Fruchtsüsse und Eleganz gepaart mit dem leicht harten Charakter der Appellation gelingt des diesem Ableger der Rothschild Familie den Wein mehr und mehr in den Fokus zu rücken - der Leader der Appellation. Wir verkosten noch aus dem Haut-Medoc Beaumont, Belgrave, Camensac, Cantemerle, Citran und La Lagune – so richtige Begeisterung will aber nicht mehr aufkommen. Wir schonen uns am Abend, denn der letzte Tag hat es noch mal in sich:

Mit einem Paukenschlag beginnt der Donnerstag: Château Latour! Hat man erstmal den freundlichen Pförtner passiert (M. Scheuermann: Panzersperre) und am Empfang mit pünktlichem Erscheinen geglänzt, geht es in die „Verkostungsboutique“ – die so auch einer Luxus-Einkaufsstrasse in Paris, Mailand, London oder Rom gut „stehen“ würde.

Wir beginnen mit dem Drittwein: „Pauillac de Latour“ – manche Weingüter des Pauillac hätten gerne für ihren Grand Vin solch ein Qualität! Tiefe Schwarzkirsche und bereits diese Latour Terroir typische Frucht-Opulenz a la St. Julien. Auch Eleganz und Kraft ein echter „kleiner Latour“. Dieser Wein wird leider nicht in Subskription angeboten.

Dann der Zweitwein „Les Forts de Latour“ bereits in der Nase viel mehr Eleganz als der Pauillac. Am Gaumen dann ansprechend, tief, nuancenreich, gute Portion Würze & Röstaromen. Intensives Finish mit relativ viel Druck. Schon eine Klasse für sich. TOP-BUY!

Der Grand Vin selber bestätigt eindrucksvoll die Meinungen der Kollegen die schon da waren und die Erfahrungen der vergangenen Jahre: Château Latour spielt in seiner eigenen Liga und steht nicht nur an der Spitze der Appellation, sondern liefert mit Ausone zweifelsfrei den Wein des Jahrgangs. Bereits ungemein dunkel im Glas, dann am Gaumen ein Gardewein par excellence, dicht, wuchtig/würzig, an St. Julien erinnernd, mit einer spannenden Textur und einem intensiven Finisch! Echt gross und ein klarer HOT-BUY!

Auf der vorletzten Unionsverkostung der Appellation Margaux picken wir uns nur die interessanten Namen heraus: du Tertre macht auch dieses Jahr wieder richtig Spaß, seitdem die holländischen Besitzer hier das Zepter (und
auf Giscous) übernommen haben geht es mit der Qualität konstant bergauf. Dann ein pechschwarzer Giscours, satt, dunkel, massive Frucht und viel Extrakt. Dann Lascombes, die Überraschung des 2002er Jahrgangs, wieder dem neuen Stil folgend intensiv und nachhaltig mit viel Extrakt und Fülle.

Dann zum Primus der Appellation: Château Margaux. Den Anfang macht wie gewohnt der Pavillon Rouge: die typische Margaux Eleganz par excellence – aber auch leicht würzig und saftig mit ansprechender Textur. Der Grand Vin erinnert in der Nase zuerst leicht an einen St.Julien, reichhaltig und expressiv, dann aber kommt die seidige Margaux Eleganz durch. Am Gaumen dann tief und fast sinnlich, mit viel Extrakt und Potential liegt der Margaux einen Hauch vor Lafite und Mouton, aber deutlich hinter dem Latour.

Als letzten Rotweintermin haben wir uns Leoville-Las-Cases „aufgespart“. Wir beginnen mit dem Potensac, welcher sofort mit Tiefe, Kraft und Adstringenz überzeugen mag. Dann ein sehr tiefgründiger Zweitwein, Clos du Marquis nachhaltig und intensiv mit viel Potential, ein echter TOP-BUY! Der Grand-Vin kann und will sein Terroir (grenzt an Château Latour) nicht verstecken! Wieder diese opulente Saftigkeit gepaart mit Kraft und Struktur – hinreissend einer der ganz grossen Las Cases! HOT-BUY!

Den Abschied versüssen wir uns mit einer Sauternes Verkostung auf Château La Lagune. Und das hat sich gelohnt! Im Gegensatz zum 2003er Jahrgang ist für uns mit diesem Jahrgang die Sauternes Welt wieder in Ordnung! Ein klassischer, guter Sauternes Jahrgang mit einigen herausragenden Weinen. Dieses Jahr verkosten wir in der Spitze Weine von außerordentlichem Potential mit herrlichen Botrytistönen und reifen Pfirsicharomen. Fast marmeladig und in schönem Goldgelb. Unsere Empfehlungen: Coutet, Rayne-Vigneau, Lafaurey-Peyraguey und Doisy Vedrines.


Bordeaux 2004, und jetzt? Nach dem auch preislichen 2003er Ausnahmejahrgang kehrt Bordeaux dieses Jahr wieder zu etwas Normalität zurück. Nicht zuletzt dank dem schwachen US-Dollar und der Unlust der amerikanischen Käufer können wir Ihnen mit dieser Kampagne einige attraktive Weine mit... mehr erfahren »
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Jahrgangsinformation 2004

Bordeaux 2004, und jetzt?

Nach dem auch preislichen 2003er Ausnahmejahrgang kehrt Bordeaux dieses Jahr wieder zu etwas Normalität zurück. Nicht zuletzt dank dem schwachen US-Dollar und der Unlust der amerikanischen Käufer können wir Ihnen mit dieser Kampagne einige attraktive Weine mit ausgezeichneten Qualitäten und Preisen anbieten. Die Jahrgangsspitze, sowie die Anzahl der empfehlenswerten Weine, ist überschaubar. Trotzdem gibt es Gelegenheiten die man sich nicht entgehen lassen sollte. Die Motivation/Stimmung lässt durchaus Parallelen zum 2002er Jahrgang zu.

Die Verkostungen…
fanden dieses Jahr viel zu früh statt. Einen Satz den wir jedes Jahr hören – dieses Jahr aber erstmalig selber nachvollziehen können. Denn vielleicht erinnern Sie sich noch an den durchaus kalten und vor allem langen Winter – Bordeaux war da keine Ausnahme. Bei Temperaturen gerade über 0° Celsius passiert auch im Wein nicht sehr viel! So berichtete uns z.B. Graf Neipperg, anlässlich unseres Besuch Anfang April, dass in seinem Fasskeller erst seit ca. einer Woche wieder Temperaturen über 10° Celsius herrschen. Nicht zuletzt dank eines sehr späten Erntetermin und dieser lang anhaltenden Kälteperiode sind manche Weine noch von der malolaktischen zweiten Gärung beeinflusst. So z.B. hat Château Pavie noch ca. 10 Tage vor den offiziellen Verkostungen den Fasskeller erwärmt um die Weine „aufzuwecken“.
Ein Umstand der lediglich von Parker in seinem WineAdvocate angeführt wird: „…the later than usual harvest, occasionally slow malolactics, and cold winter weather resulted in backward wines…“ Auch wenn sich unsere Eindrücke insgesamt mit der allgemeinen Meinung und Berichterstattung decken können wir uns bei vielen Weinen einige positive Überraschungen zur Arrivage vorstellen. Das Potential zum unterschätzten Jahrgang ist vorhanden – erst recht als Schattenjahrgang zum 2003er!

Der Jahrgang…
ist von grossen Erträgen gekennzeichnet! Bereits zur Blüte war klar, dass mit einer grossen Menge zu rechnen war. Als Lösung, während des relativ kühlen Sommers, bot sich eine umfassende Ausdünnung (grüne Ernte) an, um der Massen Herr zu werden und die Qualität zu sichern. Insbesondere in diesem Jahr war die grüne Ernte auch (kosten)-intensiv notwendig – konnte aber nicht von allen Weingüter bewerkstelligt werden. Der traumhafte Spätsommer sicherte dann die ausgezeichnete Reife bei den guten Weinen.

Die Bewertungen…
der Journalisten fallen dieses Jahr wieder sehr unterschiedlich aus. Während James Suckling als „early bird“ seine Bewertungen bereits während der Verkostungen im Internet veröffentlicht, sind diese auch meist Bestandteil von Diskussionen vor Ort. Zum einen besucht James Suckling die Weingüter 10-14 Tage vor den Verkostungen, was sich wohl aufgrund der Kälte wohl gerade dieses Jahr als nicht sehr weise herausstellt und zum anderen drängt sich der Gedanke nach „Stallregie“ auf. Während seine Bewertungen in der Vergangenheit meist sehr euphorisch waren, nahm er des öfteren bei der Arrivage die Punkte wieder etwas zurück. Dieses Jahr stapelt er aber so tief, dass die Weine eigentlich nur noch Potential nach oben haben. Vor Rene Gabriel und seinen umfangreichen Bewertungen ziehen wir den Hut – an Professionalität nicht zu schlagen – der Mann hat meist ZWEI Gläser in der Hand und seinen Laptop kann man wohl nur mit Handschuhen anfassen, weil die Tastatur glüht. Bei manchen Weinen wäre einer oder ein halber Punkt weniger vielleicht auch „ausreichend“ gewesen.

Reisebericht:
Nach dem wir uns wie üblich nach der langen Autoreise Sonntag-Abend in Libourne in einer „feinen“ Kneipe bei einem köstlich bleu gebratenem Beouf gestärkt haben, beziehen wir in St. Emilion Quartier. Am Montag Morgen beginnt dann der Verkostungsmarathon wie jedes Jahr bei Denis Durantou auf Ch. Eglise-Clinet. La Chenade macht den Anfang um 9.00 Uhr morgens: stoffig, leichtes Glycerin im Anflug. Dann La Petite Eglise, leicht animalisch, in der Nase, Brombeere, intensiv, sehr ordentlich geraten. Schöne Würze im Les Cruzelles, dem Cabernet Franc sei Dank, ansprechende Dichte. Unsere Zunge wird langsam kalibriert. Dann Eglise Clinet: viel Schmelz, Kirsche und Brombeere, gute Dichte, wieder leicht animalisch und schöne Balance. Dann rüber zu Alexandre Thienpont und seinem Vieux Chateau Certan, sehr tief, mit viel Schmelz und Substanz. Aber auch elegant und rassig, vergleicht Monsieur Thienpont den Wein mit dem 1988er Jahrgang! Dann geht es auf die andere Seite St. Emilions zum Grafen Neipperg auf Ch. Canon-la-Gaffeliere. Die Verkostung beginnt mit Clos Marsalette (je 50% CS&ML) sehr animalischer Nase, Brombeere und einer ansprechenden Struktur, ganz gräflich der Wein. Dann die Alltagsdroge: d’Aiguilhe aus dem Castillon: satt, fleischig und ansprechend. Mittelgewichtig, mit guter Balance, fehlt zwar die Tiefe eines 2003er Jahrgangs, kann aber trotzdem überzeugen! Top Value! Dann Canon-la-Gaffeliere himself: ansprechende Süße, viel Extrakt und eine gute Länge! Ganz klassisch und typisch Canon-la-Gaffeliere! Dann ein eher (preislich) außerirdischer La Mondotte: immense Fruchtsüße, viel Röstaromen, fehlt im momentanen Stadium etwas die Struktur. Der Graf erklärt uns, dass sein Fasskeller erst seit kurzem beginnt sich zu erwärmen und der Winter auch in Bordeaux lang und kalt war. Bei 3~6° Celsius im Fasskeller „dämmert“ auch der größte Wein. Insbesonders dieses Jahr ist der Verkostungstermin klimatisch ungünstig gewählt und wird uns sicherlich die eine oder andere Überraschung bescheren, wenn die fertigen Weine nachverkostet werden. Vgl. aktuell den 2002er Jahrgang welcher mit einem mehr als attraktivem PLV von sich Reden macht und momentan eine starke Nachfrage erlebt.

Während unserer Mittagspause kennen wir keine Gnade, wir werden jetzt „warm“, und nehmen im „vorbeigehen“ noch eine kleinere Syndicatsverkostung im Ortskern mit: Fontenil mit viel Extrakt, Kirsche, intensiv aber nur mittlerer Körper, trotzdem gutes Value! Dann ein alter Freund Brun, viel Extrakt, ansprechende Tiefe, nachhaltig und intensiv. Klassischer St. Emilion mit modernen Anklängen und einem sensationellem PLV! Dann der erste „Garagist“: 85% ML & 15% CS Trauben stellen die Basis des Clos des Sarpes dar. Angepflanzt auf 3,7 ha ergeben das ganze 11.500 Flaschen um die sich zum Glück andere Händler streiten müssen/wollen. Kennen Sie noch den Getränke Sirup TriTop aus den 70er Jahren? Extrem konzentriert, mit viel Saft und Kraft, dunkle Früchte im Überfluss - in dem Wein finden Sie alles - nur kein Bordeaux mehr! Dann ein Wein der gerne so wäre, dem es aber nicht gelingen will: Fombrauge: zwar intensiv und modern vinifziert, aber Struktur oder Finesse geht dem Wein total ab. Dann noch ein sehr klassischer Sansonnet, mittelgewichtig – Gabriel schreibt „burgundisch im Gaumen“. Dann noch ganz musikalisch: Clos L’AbbA, leicht dropsig und sehr modern vinifziert. Dann eine Überraschung die wir beinahe links liegen gelassen hätten: Chauvin! Echt Gut! Stoffig und extraktreich, finessenreich, tolle Textur, intensives Finish und nachhaltig! Ein Anfang 90er Wein zum attraktivem Preis!

Dann zur Verkostung und doch noch einem kleinen Mittagessen zum Circle Rive Droite ins Relais & Chateaux. L’Arrossee macht den Anfang, für uns „nur“ klassisch elegant ohne Druck. Hut ab, Rene Gabriel, Du hast ein besseres Muster erwischt und vergibst respektable 18 Punkte! Dann Saint Andre Corbin unsere Saint Georges St. Emilion Entdeckung des letzten Jahres: intensiv mit ansprechender Struktur, nachhaltig mit viel Tiefe, Saft und Kraft wieder ein potentieller 90 Punkter. Dann La Fleur de Bouard vom sympathischen Angelus Eigner: viel Fleisch, maskulin, steht fest im Glas. Klassisch elegant und saftig wie in vergangenen Jahren! Viel, viel Power – ein echter Value Wein!

Dann kommen die Pomerols: Bon Pasteur des omnipräsenten Michel Rolland macht den Anfang: elegant, geschliffen, gut gemacht. Für uns Ende 80/Anfang 90 Punkte – Rene Gabriel liegt wieder vorne mit 18 Punkten. Dann Certan de May: klassischer Pomerol mit ansprechender Textur und harten Tanninen. Mit La Pointe dann wieder ein ganz sicherer Wert: viel Fleisch & Druck, La Pointe wie wir ihn seit Jahren schätzen, beständig, saftig und delikat! Mit Clinet kommen wir dann schon zum Ende des kurzen Pomerol Rundflugs: satt und intensiv, intensive Fruchtsüsse, auch leicht parfümiert. Am Gaumen intensiv und nachhaltig. Preislich auf dem Weg in die richtige Richtung!

Dann zu den „so-called“ Satelliten: Haut-Carles: ansprechende Würze, saubere Frucht, schöne Balance ein klassischer TOP-BUY! Dann Villars mit ansprechendem Purpur, guter Substanz, schön saftig und samtig vinifiziert! TOP-BUY! Dann Les Troix Croix mit schöner Balance, tiefgründig, nachhaltig mit viel Druck. Dann wieder St. Emilion: Croix de Labrie mit viel Schmelz und Süße, steht kompakt und fest im Glas. Dann noch ein Wein im Garagisten Stil: Peby de Faugeres, seit kurzem in schweizer Hand, immer noch im festen Griff von neuem Holz und den „Vorzügen“ des Concentrateur… Dann Cap de Faugeres (wir verkosten extra in dieser Reihenfolge!) mit guter Balance, viel Druck und Süße! Ein echter TOP-BUY! Dann ganz neo-klassizistisch Faugeres selber! Ein moderner St. Emilion für echte Fans. Absolut betrachtet, hat uns der Cap am meisten überzeugt. Dann zu einem echten Star der Appellation: Patris: viel, viel Schmelz, am Gaumen leicht schokoladig mit viel Power und Extrakt, viele pechschwarze Kirschen! Großes Potential vom Grand Seigneur des St. Emilion: Michel Querre! Dazu später noch mehr.

La Fleur Cardinal kommt uns ein bisschen vordergründig daher, zwar viel Schmelz, aber keine Tiefe oder gar Substanz, wirkt stark konzentriert. Dann Quinault L’Enclos bleibt ganz seinem Stil treu: viel Fleisch, modern vinifiziert, intensiv mit viel Druck – Klasse! Dann ein extrem konzentrierter Fougas-Maldorer – wie ein Besuch im Labor. Puygueraud macht da mehr Spaß auf den ersten Schluck, nach dem Vorgänger, zwar nur „mittelgewichtig“, kommt dann aber auf den 2. Schluck.

Dann machen wir uns auf zu Pierre Lurton und Ch. Cheval-Blanc: mit Petit Cheval geht es los: 65% CS und 35% CF ergeben einen sehr eleganten und finessenreichen Wein, viel Röstaromen mit Kraft und Struktur. Dann Cheval selber: sehr fleischig und im direkten Vergleich zum Petit Cheval gar nicht mal so ein großer Unterschied! Gut das Cuvee besteht aus 55%CF und 45%ML, aber unserer Meinung muß der Abstand viel größer ausfallen! Kraftvolle Eleganz, viel, viel Röstaromen und intensiv bis opulent. Mit Blick auf den Preisunterschied würden wir den Petit Cheval bevorzugen, doch leider ist selbst der noch zu teuer gewesen in vergangenen Jahren. Und der Cheval selbst kann einem Lafite oder Latour auf keinem Fall Paroli bieten!

Wir freuen uns auf den charismatischen Alain Vauthier: der Besuch bei Ch. Ausone ist immer das Tageshighlight. So beginnen wir mit Ch. Fonbel: schöne ansprechende Struktur, saftig, fleischig – macht Lust auf mehr! Ein echter Value Wein mit der typischen Vauthier Handschrift! Dann noch ein echter Value Wein: Moulin St. Georges – dieses Weingut liegt etwas tiefer als Ausone, bzw. auf der anderen Straßenseite von Canon-la-Gaffeliere kommend. Viel Druck in der massigen Frucht, wieder sehr, sehr ansprechend und saftig – fast schon sexy. Dann Chapelle d’Ausone der Zweitwein: satt und tief, intensiv mit viel Druck, nachhaltig und richtig gut! Wenn dieser Wein nicht im Schatten des Grand Vin stehen würde, könnte man ihn zweifelsfrei auch ein Grand Cru des St. Emilion klassifizieren! Dazu muss natürlich angemerkt werden, dass der Grand Vin dieses Jahr auch „außerirdisch“ ist: Tief funkelnd, intensivste Röstaromen, der mächtigste Wein des Jahrgangs, am Gaumen zündet der Wein ein Aromenfeuerwerk ungeahnten Umfangs! Ein Wein um den sich alle zu Recht reißen werden!

Dann besuchen wir den umstrittesten Winzer des 2003er Jahrgangs: Gérard Perse. Wir beginnen mit seinem Côtes-de-Castillon Wein: Sainte-Colombe: ein sehr ansprechender Wein, mit einer gehörigen Portion geschliffenen Tanninen die dem Wein aber ganz gut stehen. Gute Balance, viel Würze und doch geschmeidig dank des hohen Merlotanteils von 70%. Dann Monbousquet mit ebenfalls 60% ML – viel Fleisch, Druck und Saft. Maskulin vinifiziert mit viel Extrakt, Fülle und Frucht. Anklänge von Graphit – meist auch noch ein bezahlbarer Perse Wein! Von Pavie-Decesse lässt sich das dann nicht mehr uneingeschränkt behaupten: tiefdunkel, schwarzblaues Extrakt, sehr konzentriert, intensiv und wuchtig. Die vermeintliche Eleganz der 90% Merlot sucht man hier vergebens. Dann Bellevue-Mondotte – ein echter Garagenwein: Mikroskopische 15hl Ertrag von 2ha Weinbergen ergeben ganze 4.000 Flaschen. So verkostet sich der Wein dann auch wie ein Schluck aus dem Reagenzglas. Extrem wuchtig und extraktreich. Ein Obelix Wein. Dann noch eine Steigerung: Château Pavie: Der extraktreichste Wein des Tages, intensivste Schwarzkirsche, tiefe, explosive Würze, unter Zugabe von Luft legt der Wein dann nochmals zu. Unglaublich, Rene Gabriel schreibt ein Wein für Überüberübermorgen – für uns eher für Vorvorvorgestern. Dieser Wein ist, bzw. hat von allem reichlich – aber ist das noch Bordeaux? Wir sehen den Wein eher als vinologische Haute Couture.

Um die Garagisten komplett zu machen geht es jetzt noch zu Jean-Luc Thunevin. Wie immer ist er gut gelaunt, schließlich erschließt er bereits den chinesischen Weinmarkt! Von den Bordeaux Weinen beginnen wir mit La Tour Carnet, viel Volumen und relativ zahm! Ein potentieller Ende 80 Punkte Wein. Dann Pape Clement: ein intensives, fast berauschendes Erlebnis, viel Schmelz, Kraft und Körper. Dann noch ein stark konzentrierter Clos-St-Martin dem der „natürliche“ Körper vollkommen fehlt.

Nach diesen „Granaten“ kommen wir zu einem alten Bekannten: Château La Fleur Mongiron, wird vielen Kunden ein Begriff sein, welche bereits den 1999er und 2000er Jahrgang nach unserer Empfehlung orderten. Nun haben wir mit dem 2004er Jahrgang den legitimen Nachfolger zum 2000er Jahrgang. Wir sind von dem Wein so überzeugt, dass wir mit Jean-Luc für diesen Wein den Exclusiv-Vertrieb für Deutschland festzurrten! In der Rubrik „Coup de Couer“ stellen wir den Wein ausführlich vor!

Zum Abschluß dann die Weine von Jean-Luc himself: Clos Badon macht den Anfang: viel Extrakt und Substanz, samtig und auch elegant/weich. Tiefe Süsse ein charmanter und auch bezahlbarer Thunevin-Wein! Dann Valandraud: im Vergleich zu Pavie u.a. Extraktmonstern geht es beim Valandraud fast zivil zu. Zweifelsfrei ein moderner Garagenwein, aber dem Wein ist eine gewisse Eleganz nicht abzusprechen. Kraft und Saft, viele dunkle Früchte – ein Charmeur.

Der erste, ereignisreiche Tag neigt sich dem Ende zu und wir machen uns auf in Richtung Bergerac zu Château Masburel. Auch wenn wir bereits im Vorfeld erfahren mussten, dass es aufgrund von Hagel keine 2004er Rotweine geben würde, gehört ein Besuch für uns einfach dazu. Mitte August, an einem Freitag Nachmittag, zertörte ein Hagelsturm innerhalb von wenigen Minuten den Großteil der Rotweintrauben. Angezogen durch die exponierte Lage von Château Masburel blieben die Winzer der direkten Nachbarschaft verschont, obwohl auch andere Winzer der Appellation mit Ausfällen bestraft wurden. Wir ziehen den Hut vor Olivia und Neil, unter diesen Umständen keinen Wein auf den Markt zu bringen. Diesen Umstand zu Nutze machen konnte sich dann der Lady Masburel Blanc 2004! Ja richtig, auf Chateau Masburel gibt es auch Weißweine. In der Vergangenheit wurden sowohl der weiße Chateau als auch der Lady ganz britisch im Faß ausgebaut. Einer Stilistik die dem deutschen Markt nicht entgegenkommt. Nach vielen Diskussionen haben wir uns immer einen leichten Weißwein gewünscht, der nur im Edelstahltank ausgebaut wird – genau diesen Wein gibt es jetzt! In der Rubrik Coup de Couer stellen wir Ihnen den Wein genauer vor.

Der 2. Tag unseres Verkostungsmarathons beginnt auf einer Unionsverkostung in der Appellation St. Emilion auf Château La Couspaude: Den unerfreulichen Anfang macht Balestard la Tonnelle, wir notieren: „…unfertig…“ Rene Gabriel veröffentlicht später: „…unreifes Traubengut…“. Cap de Mourlin macht da schon mehr Freude: schönes Vanillin in der Nase, viel Frucht und Saft, eine echte Überraschung. Beausejour-Becot kommt sehr intensiv daher, gute Balance, stoffig, schöne Balance, saftiges Tannin. Anfang 90 Punkte.

Château Belair kommt sehr weich und zurückhaltend daher, Körper und Extrakt Fehlanzeige. Mit Canon geht es wieder aufwärts: viel Stoff, schöne Textur, gut gemacht, füllig und echt gut für einen Canon! Dann Canon-la-Gaffeliere zum zweiten Mal etwas besser als auf dem Château selber. Sehr warm und offenherzig, ansprechend, sehr gut strukturiert, alles da.

Dann Figeac, in der Nase leicht grüne/vegetable Noten …hm…am Gaumen dann besser, durchaus ansprechend, nachhaltig und stoffig. Im besten Fall klassisch, aber es bleibt ein?

Mit Clos Fourtet können wir uns dieses Jahr auch nur bedingt anfreunden: es fehlt die Kraft und der Ausdruck im allgemeinen. Wenn nicht sogar dünn und flach. Schade!

Grand Mayne mit viel dunklen Kirschtönen und auch Pflaume, sehr ordentlich und gradlinig, aber auch einen Tick modern vinifiziert. Bleibt eine seriöse Adresse mit anständigem Preis.

Dann geht es weiter aufwärts mit La Dominique: sehr interessant bereits in der Nase, am Gaumen dann stoffig, mit einer guten Portion Extrakt und einer schönen Balance. Überraschend gut! Klasse! La Gaffeliere: durchgängig gut gemacht, klassisch vinifiziert mit gutem Potential. Dann nähern wir uns dem Spitzentrio dieser Verkostung: Pavie-Macquin macht den Anfang: viel neues Holz mit ansprechendem Toasting, macht sofort Lust auf mehr. Viel Kraft und Saft aber auch Struktur und Balance, wirklich alles da – ein Wein zum reinsetzen! Troplong-Mondot kann man nicht unbedingt als Blockbuster bezeichnen, dafür ist der Wein zu sehr terroirbetont, aber dieser Wein ist ganz so, wie man ein Grand Cru des St. Emilions erwartet: tief und reichhaltig, intensiv, charmant bis elegant und auch wuchtig, aber trotzdem authentisch und fair im pricing! Klasse! Zumindest preislich in einer ganz anderen Liga spielt Château L’Angelus: cremig mit viel dunklen Beeren, alles da, viel Schmelz und Saft. Strotzt vor Kraft – wir notierten für uns intern 91-93 Punkte – Parker legte noch einen drauf: 92-94 Punkte.

Dann geht es weiter zur Pomerol Verkostung der Union auf Château La Pointe. Beauregard ist immer wieder angenehm zu verkosten. Aufgrund der alphabetischen Reihenfolge der Chateaux auch immer der erste Wein. Leichter Anflug von Tabak, ansprechend und toll vinifiziert. Viel Pomerol für den kleinen Geldbeutel! Dann sofort Clinet. Intensiv, warmherzig und ansprechend, alles da, aber es fehlt der letzte Kick zur Überzeugung. Preislich auf dem Weg in die richtige Richtung. Die 19/20 Punkte vom Weinwisser konnten wir leider nicht probieren. Da sind wir mal auf die Arrivage gespannt. Evangile kann uns in Anbetracht seines Preises auch nicht locken. Zwar etwas eleganter, strukturierter und auch finessenreicher als Clinet, aber zu dem Preis? La Conseillante ist da schon finessenreicher, eleganter und verfügt über eine ansprechendere Textur. Alles da, was von einem Grand Vin erwartet wird und auch preislich attraktiver! La Pointe selber ist sehr elegant in der Nase, Vanillin, gut eingebundenes Holz. Saftig, fruchtig mit viel Extrakt. Eine Überraschung, der auch Rene Gabriel das Potential zu 18 Punkten zutraut. Anstelle einer Mittagspause nehmen wir unseren Termin bei der Domain Dillon war. Es geht los mit La Chapelle der la Mission (Zweitwein von La Mission): viel Schwarzkirschen und Röstaromen, mit Druck und Saft. Dabei sehr elegant und ein enormes Potential. Dann Bahans Haut Brion (Zweitwein Haut Brion) viel neues, aber gut eingebundenes Holz. Stoffiger als Chapelle, viel Wein, leider nicht ganz so dicht wie 2003. Bei den Zweitweinen liegt Haut Brion klar vor La Mission, aber wie schaut es bei den Grand Vins selber aus? La Mission legt vor: fleischig, saftig zum reinsetzen, steht fast schon monumental im Glas, durchdringende Substanz. Dann Haut Brion: sehr stoffig und extraktreich. Viel Adstringenz und differenzierter als La Mission. Also so gesehen, alles wie erwartet, denn in „normalen“ Jahren liegt der Haut Brion immer vor dem La Mission, aber bei besonderen Ausnahmejahrgängen (z.B. 2000) da hebt der La Mission ab und überflügelt den Haut Brion. Amüsant waren auch die deutschen Kollegen, welche mit uns die Weine verkosteten und dem Chateau erklären wollten, wie und wann man am besten den Concentrateur einsetzt.

Nach dieser eindrucksvollen Verkostung begeben wir uns zur Basis des Pessac, bzw. Graves auf das Château Smith Haut Lafitte. Dort verkosten wir u.a. Chantegrive, Bouscaut, Carbonnieux, Domaine de Chevalier, De Fieuzal, Haut Bailly, Haut-Bergey, La Louviere, Larrivet Haut Brion, Latour Martillac, es Carmes Haut Brion, Malartic Lagravieres, Olivier, Smith Haut Lafitte und Pape Clement. Aus unserer Sicht sind von dieser Verkostung besonders erwähnenswert: Smith Haut Lafitte mit einem intensiven Bouquet, viel Röstaromen und Schmelz. Der beste Wein dieser Verkostung ist zweifelsfrei Pape Clement. Wir hatten ja bereits am Vortag bei Thunevin die Ehre den Wein verkosten zu können, aber heute beweisst der Wein erneut seine Klasse: funkelnd und geheimnisvoll im Glas, dann stoffig, samtig und intensiv, ein echtes Erlebnis – hoffen wir mal auf einen seriösen Preis.

Der offizielle Teil des Tages neigt sich dem Ende und wir freuen uns auf einen berauschenden Abend auf Château Le Moulin, Eigentum und privater Wohnsitz von Michel Querre, welcher noch Château Patris und Château d’Aiguilhe Querre sein Eigen nennt. Mit dabei befreundete Kollegen aus Belgien und England. Zur Begrüßung endlich etwas „frisches“: ein Glas Champagner und dann führt uns Michel Querre durch seine alte Mühle (Le Moulin). Die 2,5 ha Weinberge umrahmen den Garten des Weingutes. Gut versteckt im Grünen ist dieses Weingut eine echte Oase, in der Michel Querre stets neue Pläne schmiedet. Parker bezeichnete unlängst den Le Moulin „The poor man’s Le Pin?“. An diesem Abend haben wir uns für Sie ebenfalls die komplette Deutschland Zuteilung für Château d’Aiguilhe Querre gesichert! Bitte beachten Sie dazu ausführliche Informationen in der Coup de Coeur Sektion.
Wie zu erwarten, wurde dieser Abend sehr spät und wir bezogen für ein paar Stunden unser Hotel, um uns zu einer unchristlichen Zeit in Richtung Cos d’Estournel aufzumachen, wo wir bereits um 9.15 Uhr erwartet wurden.
Mit Marbuzet beginnt dann der Tag: am Gaumen recht saftig, intensiv und interessant. Aufgrund des frühen Termin leider ein sehr kaltes Verkostungsmuster erwischt.

Dann Pagodes de Cos mit viel Schmelz und Saft, auch sehr ansprechend mit dem typischen Cos Terroir. Alles da beim kleinen Cos! Dann Cos d’Estournel selber: aufgrund der niedrigen Temperatur müssen wir dem Wein etwas mehr Zeit geben, zuerst verhalten und beginnt dann langsam sich zu öffnen. Kein Blockbuster a la 2003, dafür aber ein mustergültiger Cos! Die Mischung macht es: rustikal, schroffe St. Estephe Typizität gepaart mit viel Frucht, Saft und Kraft. Terroirbetont mit Röstaromen – da sind wir schon heute auf die Arrivage gespannt!
Dann weiter zum prominenten Nachbarn Montrose, wo die Reben nach dem alten Winzersprichwort „die großen Weine/Reben müssen die Gironde sehen“ mustergültig auf die Gironde blicken. Der Hintergrund diesen Sprichwortes ist einfach der, dass die Nähe zur Gironde im Sommer Garant für kühle Nächte zur Erholung der Rebstöcke ist. Wir beginnen mit dem Zweitwein La Dame de Montrose: viel neues Holz, Tabak und Röstaromen, sehr ansprechend in der Nase, stoffig und viel Substanz. Klasse!

Dann der Grand Vin Montrose: zuerst etwas zurückhaltend, aber nach dem ersten Schwenken im Glas geht es los. Ein phantastisches Bouquet, tief, nunanciert, intensiv und nachhaltig, viel Substanz und Kraft ein hinreissender Wein, für uns klar vor Cos d’Estournel - erst recht im Hinblick auf den Preisunterschied! Eigentlich ein MUST-BUY!
Dann geht es gen Süden zu Monsieur Borie und seinem Château Ducru-Beaucaillou. Der Verkostungsreigen beginnt mit einer Premiere. Kennen Sie Château Ducluzeau aus dem Listrac? Nun wir bis dato auch nicht. Wie auch immer, seine Tante erbte 1976 dieses Kleinod im Listrac, welches erstaunlicherweise zum Großteil mit Merlot bestockt ist. Somit der absolute Ausnahme-Listrac und würde in keiner Blindverkostung seine Herkunft preisgeben. Es gibt bekannterweise neben einer handvoll erwähnenswerter Güter im Listrac nur „knüppelharte Burschen“ zu verkosten. Hier aber nun ein Wein der die Vorzüge des Merlot mit dem harschen Terroir und den begnadeten Künsten der Familie Borie vereint. Dieser Wein bietet sich sowohl als Pirat, wie auch als echter Value Wein für Ihren Weinkeller an! Unserer Meinung nach mit 15 Punkte von Rene Gabriel leicht unterbewertet. Nach den Zweitweinen Ducru-Beaucaillou selber. Der Wein berauscht die Sinne, tiefdunkel, funkelnd, reichhaltiges Bouquet von dunklen Früchten bis hin zu Gewürzen der Weihnachtszeit, Zimt - hinreissend. Am Gaumen elegant aber auch fest, tief strukturiert mit der typischen St. Julien Saftigkeit – herrlich! Diese Opulenz wird nur durch Leoville-Las-Cases und evtl. den Pauillac Nachbarn Latour überflügelt! Echt gross!

Dann zu Madame Gasqueton, Statthalterin auf Calon Segur. Viel Schwarzkirsche, Saft und Kraft – strotzt mal wieder vor Kraft. Am Gaumen dann ausgewogen, finessenreich mit nachhaltiger Struktur, viel Power und Extrakt unter Respekt der Terroirnoten – kurzum ein Calon Segur, so wie wir ihn schätzen! Die Krone des St. Estephe teilen sich Calon-Segur und Montrose!

Dann wieder zu ganz „irdischen“ Verkostungen auf der Unionsverkostung auf Ch. Gruaud-Larose. Mit Beychevelle beginnen wir: die Typizität lässt sich der Wein nicht nehmen, gute Balance und durchaus ansprechend, fehlt aber die Tiefe und Struktur vergangener Jahre.

Dann eine kleine Überraschung mit Branaire-Ducru finessenreich, gute Balance, steht fester im Glas als Beychevelle! Dann Gruaud Larose selber mit viel Saft und Kraft, sehr schöner Balance, St Julien at its best! Lagrange fehlt die Eleganz eines Gruaud und wirkt sehr maskulin für einen St. Julien! Dann der „Underdog“ von Lilian Barton: Langoa Barton mit viel Substanz und Kraft, leichter Anflug von Port/Pflaume. Ein echter TOP-BUY und auf dem besten Weg, wie der große Bruder, zu einem festen Bestandteil unseres Angebots zu werden! Dann Leoville Barton: Anflug von Karamel/Vanilin in der Nase, am Gaumen dann fast unanständig saftig, intensiv und wuchtig. Nicht nur die Tatsache, dass der 2004er, der dritte Jahrgang in Folge von Rene Gabriel mit 19 Punkten bewertet worden ist zeigt die Ausnahmequalität dieses Weines! Ein echter HOT-BUY, leider nicht unlimitiert verfügbar. Dann probieren wir Didier Cuvelier’s Leoville Poyferre und sind sofort begeistert, dieses Jahr sehr maskulin mit viel Struktur und Kraft, Schwarzkirsche pur, tief und intensiv. Mit Talbot kommen wir zum Ende der St. Julien Verkostung. Viel neues Holz, ansprechende Röstaromen, am Gaumen dann mittelgewichtig – kann zu seinen Vorgängern leider nicht aufschliessen.

Wir kommen zur Pauillac Verkostung auf Gruaud-Larose und starten mit Grand Puy Ducasse, welcher uns überrascht, maskulin, viel Substanz, ansprechende Textur und viel, viel Tannin – viel Potential, wir sind auf die Arrivage gespannt. Dann d’Armailhac der für einen Pauillac sehr fruchtig/saftig à la St. Julien daher kommt. Der Wein hat Biss und wird von der Frucht getragen. TOP-BUY! Dann noch eine kleine Steigerung aus dem Hause Rothschild: Clerc Milon kann vollends überzeugen, dicht und intensiv, TOP-BUY! Dann Lynch Bages mit einer gehörigen Portion Fruchtsüße, die den Wein momentan dominiert. Uns fehlt ein bisschen die Struktur und Tiefe. Wir kommen zu Pontet Canet, intensive Pflaume und Dörrfrüchte in der Nase. Steht sehr kompakt im Glas mit vielen Gerbstoffen. Der neue Stil ist unverkennbar, auch wenn er nicht an den 2003er anknüpfen kann.

Wir machen uns auf den Weg zu unserem Termin auf Château Lafite-Rothschild und beginnen dort mit Carruades de Lafite: bereits in der Nase die Premier Cru Eleganz à la Lafite, viel Frucht und Extrakt, ein Powerwein, Klasse! TOP-BUY! Dann Duhart Milon: reichhaltig mit sehr schön eingebundenen Holztönen und einer ansprechenden Frucht, zwar kein Vergleich zum 2003er aber trotzdem typisch! Lafite selber verkostet sich ganz mustergültig, wie man es von einem Premier Cru des Pauillac erwartet. Sehr elegant und im Ansatz durchaus komplex und nachhaltig, allerdings vermissen wir die Kraft und Struktur eines 2003er Jahrgangs. Zum jetzigen Zeitpunkt schwierig einzuschätzen, zeigt nicht die zu erwartende Tiefe/Struktur und auch hier „vertagen“ wir unser Urteil auf die Arrivage oder eine spätere Zwischenverkostung. Wir halten ein 2002er Preisniveau für gerechtfertigt.

Es geht weiter zu Château Mouton-Rothschild. Château d’Armailhac macht den Anfang: wieder dieser St. Julien Style, saftig, aber auch körnig, hier sogar noch etwas besser als auf Gruaud-Larose. Und auch Clerc Milon setzt hier noch einen drauf. Beim Mouton selber verhält sich eigentlich ähnlich wie beim Lafite. Für eine echte Empfehlung reicht es zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Auch hier die Eleganz und das typische Mouton Terroir ist da, aber die Tiefe und Opulenz vermissen wir.

Wir ziehen weiter zu Château Pichon Baron und beginnen dort wie immer mit Pibran. Viel Schwarzkirsche, Brombeere und auch Cassis – sehr offenherzig und saftig. Von der Frucht getragen – eine echter TOP-BUY! Pichon-Baron wartet mit viel Saft und Kraft auf. Viel Substanz, authentisch bis klassisch, aber auch typisch Baron. Klasse.
Wir wechseln die Straßenseite und gehen zu Pichon Comtesse Lalande. Was für ein Wein – ein typischer, klassischer Comtesse Jahrgang der zu den grossen Jahrgängen des Schlosses gehört. Hinter vorgehaltener Hand wird die Comtesse als potentielles erstes Gewächs gehandelt. Sehr intensiv mit viel, viel Schwarzkirschen und Süße. Eine Comtesse par excellence. HOT-BUY!

Dann geht es weiter zu Château Clarke, unserem letzten Termin des Tages. Auf der Unionsverkostung stehen ganz „irdische“ Weine zur Verkostung an. Chasse Spleen ist sehr zugänglich mit einer guten Fruchtunterlage ausgestattet und einer schönen Balance. Maucaillou steht danach etwas zurück, leicht harsch. Der Poujeaux steht zwischen den beiden und ist für uns die Nummer 2. des Moulis. Dann Clarke – der Wein gefällt immer mehr – schöne Fruchtsüsse und Eleganz gepaart mit dem leicht harten Charakter der Appellation gelingt des diesem Ableger der Rothschild Familie den Wein mehr und mehr in den Fokus zu rücken - der Leader der Appellation. Wir verkosten noch aus dem Haut-Medoc Beaumont, Belgrave, Camensac, Cantemerle, Citran und La Lagune – so richtige Begeisterung will aber nicht mehr aufkommen. Wir schonen uns am Abend, denn der letzte Tag hat es noch mal in sich:

Mit einem Paukenschlag beginnt der Donnerstag: Château Latour! Hat man erstmal den freundlichen Pförtner passiert (M. Scheuermann: Panzersperre) und am Empfang mit pünktlichem Erscheinen geglänzt, geht es in die „Verkostungsboutique“ – die so auch einer Luxus-Einkaufsstrasse in Paris, Mailand, London oder Rom gut „stehen“ würde.

Wir beginnen mit dem Drittwein: „Pauillac de Latour“ – manche Weingüter des Pauillac hätten gerne für ihren Grand Vin solch ein Qualität! Tiefe Schwarzkirsche und bereits diese Latour Terroir typische Frucht-Opulenz a la St. Julien. Auch Eleganz und Kraft ein echter „kleiner Latour“. Dieser Wein wird leider nicht in Subskription angeboten.

Dann der Zweitwein „Les Forts de Latour“ bereits in der Nase viel mehr Eleganz als der Pauillac. Am Gaumen dann ansprechend, tief, nuancenreich, gute Portion Würze & Röstaromen. Intensives Finish mit relativ viel Druck. Schon eine Klasse für sich. TOP-BUY!

Der Grand Vin selber bestätigt eindrucksvoll die Meinungen der Kollegen die schon da waren und die Erfahrungen der vergangenen Jahre: Château Latour spielt in seiner eigenen Liga und steht nicht nur an der Spitze der Appellation, sondern liefert mit Ausone zweifelsfrei den Wein des Jahrgangs. Bereits ungemein dunkel im Glas, dann am Gaumen ein Gardewein par excellence, dicht, wuchtig/würzig, an St. Julien erinnernd, mit einer spannenden Textur und einem intensiven Finisch! Echt gross und ein klarer HOT-BUY!

Auf der vorletzten Unionsverkostung der Appellation Margaux picken wir uns nur die interessanten Namen heraus: du Tertre macht auch dieses Jahr wieder richtig Spaß, seitdem die holländischen Besitzer hier das Zepter (und
auf Giscous) übernommen haben geht es mit der Qualität konstant bergauf. Dann ein pechschwarzer Giscours, satt, dunkel, massive Frucht und viel Extrakt. Dann Lascombes, die Überraschung des 2002er Jahrgangs, wieder dem neuen Stil folgend intensiv und nachhaltig mit viel Extrakt und Fülle.

Dann zum Primus der Appellation: Château Margaux. Den Anfang macht wie gewohnt der Pavillon Rouge: die typische Margaux Eleganz par excellence – aber auch leicht würzig und saftig mit ansprechender Textur. Der Grand Vin erinnert in der Nase zuerst leicht an einen St.Julien, reichhaltig und expressiv, dann aber kommt die seidige Margaux Eleganz durch. Am Gaumen dann tief und fast sinnlich, mit viel Extrakt und Potential liegt der Margaux einen Hauch vor Lafite und Mouton, aber deutlich hinter dem Latour.

Als letzten Rotweintermin haben wir uns Leoville-Las-Cases „aufgespart“. Wir beginnen mit dem Potensac, welcher sofort mit Tiefe, Kraft und Adstringenz überzeugen mag. Dann ein sehr tiefgründiger Zweitwein, Clos du Marquis nachhaltig und intensiv mit viel Potential, ein echter TOP-BUY! Der Grand-Vin kann und will sein Terroir (grenzt an Château Latour) nicht verstecken! Wieder diese opulente Saftigkeit gepaart mit Kraft und Struktur – hinreissend einer der ganz grossen Las Cases! HOT-BUY!

Den Abschied versüssen wir uns mit einer Sauternes Verkostung auf Château La Lagune. Und das hat sich gelohnt! Im Gegensatz zum 2003er Jahrgang ist für uns mit diesem Jahrgang die Sauternes Welt wieder in Ordnung! Ein klassischer, guter Sauternes Jahrgang mit einigen herausragenden Weinen. Dieses Jahr verkosten wir in der Spitze Weine von außerordentlichem Potential mit herrlichen Botrytistönen und reifen Pfirsicharomen. Fast marmeladig und in schönem Goldgelb. Unsere Empfehlungen: Coutet, Rayne-Vigneau, Lafaurey-Peyraguey und Doisy Vedrines.


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