Praittenbrunn Scheiblhofer The Wine 2019

Unsere österreichischen Nachbarn sind immer für eine Überraschung gut und auch in der Weinwelt sehr dynamisch unterwegs. Den Wein, den wir heute vorstellen, legt ein atemberaubendes Tempo vor und startet von 0 auf 200 in Schallgeschwindigkeit.

Der Praittenbrunn ist ein Gemeinschaftsprojekt von Erich Scheiblhofer und Florian Gayer und die beiden sind mit diesem Wein extrem ambitioniert unterwegs:

                                                                         ORNELLAIA - SASSICAIA - GAYER & SCHEIBLHOFER
                                                                                              PRAITTENBRUNN
                                                                   Cabernet Sauvignon & Merlot vom Breitenbrunner Rosenberg

Moment mal…Maremma Toskana Crus vom Neusiedlersee? Jetzt aber mal der Reihe nach:

Das Terroir
Oberhalb des Westufers am Neusiedlersee erhebt sich das Weinanbaugebiet Leithaberg DAC an den Hängen zum Leitha Gebirge. Das Gebirge ist ca. 35km lang und 6km breit und trennt das Wiener Becken vom Neusiedlersee. Die Weinberge der südöstlichen Flanke zählen zu den ältesten Weinbergen der Welt - Punkt! Archäologische Ausgrabungen fanden bereits Traubenbeigaben in Gräbern aus dem 8. Jahrhundert – vor Christus!
Die Bodenprofile zu Füßen des Leithabergs sind sehr vielschichtig, inhomogen und wechseln in kurzen Abständen. Kalk und Schiefer sind trotzdem die dominierenden Böden. Die klimatischen Bedingungen sind nahezu perfekt. Der See fungiert als Wärmepuffer und aufgrund der Topographie entstehen oft Winde, welche sowohl der Belüftung der Weinberge dienen, wie auch der schnellen Erwärmung. Nachts hingegen profitieren die Weinberge vom Leitha Gebirge mit einer nächtlichen Kühle.

Die Winzer
Erich Scheiblhofer (Jg. 1978)
Das elterliche Weingut Scheiblhofer zählt zu den dynamischsten Betrieben am Neusiedlersee, wenn nicht gar ganz Österreich. Erst 1999 vom Vater gegründet, heimste schon der 2000er Zweigelt „Prädium“ den besten Platz als Landessieger ein. Ein Jahr später schon Sieger beim Falstaff Grand Prix – das muss man erstmal schaffen als Winzer! Erich ist wie sein Vater Vollblutwinzer, staatlich geprüfter Weinbaumeister mit internationaler Erfahrung. Nach Wanderjahren mit Aufenthalten in Kalifornien und Australien zurück im Burgenland, wurde er Mitbegründer der „Batonnage“ Gruppe und wirbelt die österreichische Weinszene auf.

Florian Gayer (Jg. 1978)
Wie sein Freund Erich Scheiblhofer ist auch er Mitbegründer der „Batonnage“ Gruppe, hat aber einen ganz anderen Backround und kommt als Seiteneinsteiger dazu. Neben Studium und einem knochentrockenen Job im Controlling hat Florian immer mit seinem Vater einen kleinen, aber sehr feinen Weinbetrieb betrieben und irgendwann dem Controlling „Lebewohl“ gesagt.

Batonnage
In einer lauen Sommernacht im Jahr 2001 trafen sich die fünf Weinfreunde Markus Altenburger, Florian Gayer, Gerhard Kracher, Erich Scheiblhofer und Christian Tschida zu einer hedonistischen Weinverkostung. In dieser Nacht wurde der Gedanke geboren einen noch nie dagewesenen Wein abzufüllen. In der Weinbereitung bedeutet „Batonnage“ das Aufrühren des Hefe Satzes, als Ableitung hieraus wurde dieser Name gewählt mit dem Ziel die österreichische Weinszene aufzumischen. Für diesen Wein kommen verschiedene Rieden mit Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot zum Einsatz, die 2 x 12 Monate in neuen Barriques reifen. 

Der Wein
Der Praittenbrunn ist hingegen nur das Gemeinschaftsprojekt von Erich Scheiblhofer und Florian Gayer und hat streng genommen nichts mit Batonnage zu tun. Obgleich die Beiden die Grundidee weitergedacht haben und ein außergewöhnliches Cuvee auf die Flasche ziehen, welches keinen Vergleich mit Ornellaia, Sassicaia und Biserno scheut. Die Cabernet Sauvignon- und Merlot-Trauben stammen aus den besten Weingärten von Florian Gayer. Die Lage Rosenberg in der Gemeinde Breitenbrunn ist die beste Lage des Ortes und liegt an der südlichen Grenze von Breitenbrunn mit einem atemberaubenden Blick auf den Neusiedlersee. Ähnlich dem Batonnage Wein wird dieser ebenfalls doppelt im Barrique ausgebaut. 16 Monate Reifung in neuen französischen Barriques und dann nochmals 16 Monate in wiederum neuen Barriques! 

Schon im Glas muss sich der Wein vor Ornellaia & Co. nicht verstecken. Tiefdunkel mit minimalem Rand, funkelnd im Glas. In der Nase tiefgründig mit sehr reintönigen Noten von einer natürlich konzentrierten Schwarzkirsche bis hin zu Cassis Anklängen…der Vergleich mit Ornellaia & Co. hinkt immer noch nicht! Das gibt’s doch nicht..Am Gaumen feinmaschig, elegant, finessenreich, kräftig und nachhaltig, aber nicht laut oder gar aufdringlich. Markante Tannine, aber bestens integriert mit einer modernen Stilistik, ist er als Bordeaux Blend schon erkennbar, aber die Textur weist auf die eher internationale Machart a la Ornellaia, Sassicaia und Co. hin. Der Vergleich liegt nahe und der Wein führt zweifelsfrei zu verdutzten Blicken in jeder Blindprobe. Das ist wirklich großes Rotweinkino aus Österreich und überzeugt auf der ganzen Linie! Auch ein René Gabriel hatte schon den 2011er Jahrgang mit 19/20 Punkten abgesegnet. Zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch ganz am Beginn seiner Trinkreife (bis 2030), Sie sollten den Wein in den nächsten 2-4 Jahren noch einen Ausflug in die Karaffe spendieren.

"Tiefdunkles Rubingranat, opaker Kern, violette Reflexe, zarte Randaufhellung. Zarte Weichselnoten, etwas floral, kandierte Veilchen, ein Hauch von Cassis, Kakaonoten. Komplex, saftig, zart nach Schokolade und Heidelbeeren, kraftvoll, präsente Tannine, mineralisch, gute Länge, wird von Flaschenreife profitieren."
95-97/100 Punkte